Christian Neureuther ist die ganze Sache ein bisschen peinlich. "Es geht hier nicht um mich, es geht um die Sache, um Felix", sagt das frühere Slalom-Ass. Dabei hat Neureuther mitentscheidenden Anteil daran, dass Sohn Felix nach missglücktem Saisonstart beim Weltcup-Slalom in Zagreb in die Spur gefunden und nach Platz neun das Olympia-Ticket so gut wie in der Tasche hat.
Nach Weihnachten hat Neureuther senior dem Filius beim Training am heimischen Gudiberg über die Schulter geschaut - und ihm hier und da ein paar Tipps gegeben. "Ich habe lediglich geschaut, wie man heute von links nach rechts fährt", sagt Neureuther dazu. Öffentlich will er seinen Anteil an Felix' Aufschwung nicht allzu hoch hängen.
Halbe Olympia-Norm in Zagreb
Doch dem 25-jährigen Sohn tat der Rat des Vaters gut, in Zagreb carvte er trotz gerade erst überstandener Grippe zur halben Norm für Olympia. "Das war eine sehr souveräne Leistung, gerade, wenn man die Erkrankung sieht und bedenkt, dass ihm die ersten beiden Slaloms so daneben gegangen sind", sagt Coach Manfred Widauer. In Levi war sein Schützling 25. geworden, in Alta Badia sogar ausgeschieden.
Nun verfehlte er den achten Rang, der die direkte Qualifikation für die Winterspiele bedeutet hätte, nur um 0,10 Sekunden. In einem der bis Vancouver noch fünf Torläufe muss Neureuther nun noch einmal unter die besten 15 fahren, um zum zweiten Mal nach 2006 in Turin an Olympia teilnehmen zu können.
"Er kann in der Weltspitze mitfahren"
"Felix wird das schaffen, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Er kann absolut in der Weltspitze mitfahren", sagt DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier. Neureuther selbst war noch "ein bisschen" verärgert darüber, dass es knapp nicht zu Rang acht gereicht hatte, insgesamt fiel sein Fazit jedoch positiv aus: "Ich bin sehr erleichtert, weil ich gesehen habe, dass es noch geht."
Was genau ihm sein Vater zuvor auf dem Gudiberg so alles ins Ohr geflüstert hatte, wollte er nicht preisgeben, und auch Trainer Widauer geht nicht ins Detail.
Anwesenheit des Vaters wirkte
Felix, dessen Servicemann Hans-Peter Habersatter und er selbst hätten gemeinsam am Material und an der Position über dem Ski getüftelt, gibt Widauer immerhin zu. Ansonsten "war es schon so, dass allein Christians Anwesenheit gewirkt hat".
Christian Neureuther, der sechs Weltcup-Slaloms gewonnen hat, und sein noch siegloser Sohn Felix haben laut Widauer "eine richtig gute Vater-Sohn-Beziehung. Da hat es Felix sehr gut getan, dass der Vater mal draufgeschaut hat. Er hat ein gutes Auge und ist ja nicht gerade unerfahren. Christian strahlt eine gewisse Ruhe aus, er war für uns sehr hilfreich."
"Unser Verhältnis ist gut"
Der Tiroler Widauer arbeitet seit drei Jahren beim Deutschen Skiverband (DSV), seit Saisonbeginn als Privatcoach für Neureuther. "Unser Verhältnis ist gut", sagt er. Dass Vater Neureuther ihm nun künftig reinreden wird, fürchtet er nicht. Auch Christian Neureuther nennt derartige Spekulationen "Quatsch". Das habe das bisher so gut funktionierende Team um Widauer und Habersatter gar nicht nötig.
Obwohl: Bis Freitag könnte der Vater dem Sohn noch ein bisschen was erzählen, Felix kuriert zu Hause die Nachwehen seiner Erkrankung aus. "Aber sicher nicht bei mir auf dem Sofa", wie Christian gleich beteuert.
Neureuther verzichtet auf den Riesenslalom in Adelboden am Samstag und tritt am Kuonisbergli nur zum Slalom an. "Und dann hat er am Sonntagnachmittag auch die Olympia-Norm", sagt Widauer.