Wissenschaftler von der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) haben Pechstein eine genetisch bedingte Blutanomalie (Sphärozytose) bescheinigt,unter der auch ihr Vater leidet.
Diese Störung - und nicht Doping - sei der Grund für ihre erhöhten Blutwerte, erklärten die Experten in Berlin. "Das sind schon sehr renommierte Wissenschaftler, die mit Doping nichts am Hut haben wollen. Was die sagen, hat schon Hand und Fuß", sagte Michael Lehner, der in der Vergangenheit die Radprofis Stefan Schumacher und Jörg Jaksche in Doping-Fällen betreut hatte.
Forderung: Verfahren neu aufrollen
"Mein Appell geht jetzt an die Verbände, von sich aus das Verfahren neu aufzurollen und damit Claudia Pechstein zu einem baldigen Freispruch zu verhelfen."
Auch Präsident Gerd Heinze von der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) fordert Konsequenzen. "Ich hoffe, dass die Aussagen der Wissenschaftler jetzt auch Einfluss auf die Juristen nehmen", sagte Heinze.
Der DOSB hingegen sieht keinen Grund, eine neue Position einzunehmen. "Für den DOSB ist das Urteil des CAS, des obersten Sportgerichtes, formell bindend. Daran hat sich durch den heutigen Tag nichts geändert", sagte Sprecher Christian Klaue.
NADA schweigt
Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) wollte sich zu dem Thema nicht äußern. Eine juristische Chance hat Pechstein zum jetzigen Zeitpunkt nur, wenn das Schweizer Bundesgericht ihrem Antrag für ein Revisionverfahren zustimmt.
Die neuen medizinischen Erkenntnisse sind Bestandteil des Revisionsantrags, den die Berlinerin Anfang vergangener Woche beim Schweizer Bundesgericht eingereicht hatte, um eine Neuverhandlung ihres Dopingfalles vor dem CAS zu erreichen.
Der Weltverband ISU hat noch bis zum 26. April Zeit, seinen Standpunkt zu erläutern. Dann wird über eine mögliche Wiederaufnahme des Verfahrens vor dem Internationalen Sportgerichtshof entschieden.