Streit im Fall Pechstein dauert an

SID
Pechstein, die insgesamt fünf olympische Goldmedaillen gewann, ist momentan gesperrt
© Getty

Der Streit zwischen Experten der Hämatologie im Fall Claudia Pechstein dauert an. Bei der gesperrten Eisschnellläuferin war im Blut ein erhöhter Retikulozytenwert gefunden worden.

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Der Expertenstreit im Fall Pechstein geht weiter. Professor Gerhard Ehninger reagierte mit Unverständnis auf die Aussagen des Hämatologen Arnold Ganser von der Medizinischen Hochschule Hannover. "Der Vorwurf, es wären Informationen zurückgehalten worden, kann nur entstehen, wenn man sich nicht die Zeit zur Durchsicht genommen hat", erklärte Ehninger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie, in einer Stellungnahme.

Ehninger hatte in einer Pressekonferenz Mitte März die abnormen Blutwerte Pechsteins mit einer leichten Sphärozytose, einer angeborenen Kugelzellanämie, erklärt. Er unterstellte dem Internationalen Sportgerichtshof CAS, der Pechsteins zweijährige Dopingsperre bestätigt hat, ein Willkür-Urteil.

"Widerspruch zur wissenschaftlichen Literatur"

"Der weitergehende Vorschlag, den Typ 6 nicht als Kugelzellanomalie zu bezeichnen, muss als Gansersche Definition bezeichnet werden. Sie steht im Widerspruch zur wissenschaftlichen Literatur", erklärte Ehninger: "Er macht damit denselben Fehler wie das Sportgericht. Sphärozytose sei ausgeschlossen, hieß es.

Grund: der fehlende Nachweis einer biochemischen Membranveränderung. Man nimmt also in Kauf, dass zwanzig Prozent der Angeklagten mit Typ 6, bei denen ein noch unbekannter Membrandefekt die Ursache der Krankheit ist, zu Unrecht verurteilt werden."

Ganser hatte in einem Interview mit der "FAZ" die Erkenntnisse Ehningers als "wissenschaftlich nicht abgesichert" bezeichnet und dem Experten vorgehalten, dass die Beweise für eine solche Diagnose "hieb- und stichfest" sein müssten.

Stattdessen sei ein persönlich gefärbtes Urteil gefällt worden, das mit Wissenschaft wenig zu tun habe. Ehninger habe versucht, "die Gesellschaft für seine Belange zu instrumentalisieren".

Verbesserung der Methoden im Anti-Dopingkampf notwendig

Professor Ehninger rief abschließend dazu auf, dass man sich gemeinsam bemühen sollte, "die Methoden im Anti-Dopingkampf zu verbessern und eine faire Behandlung von Merkmalsträgern zu gewährleisten. Unsere Kritik möge aber auch helfen, von unschuldigen Opfern dieser Jagd abzulassen und ihnen Gerechtigkeit zukommen zu lassen."

Mit den neuen Richtlinien der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) sei laut Ehninger ein wichtiger Schritt getan. "Danach hätte Claudia Pechstein nicht gesperrt werden dürfen", sagte er.

Nach den Richtlinien, die am 1. Januar dieses Jahres in Kraft getreten sind, reicht ein Wert zur Ermittlung des indirekten Doping-Beweises aus. Bei Claudia Pechstein war im Blut ein erhöhter Retikulozytenwert festgestellt worden.

Hämatologe Ganser zweifelt Pechsteins Krankheit an