Bachmann: "Tausend Nadelstiche in der Lunge"

SID
Tina Bachmann (v.) war nicht die Einzige, die mit der extremen Kälte zu kämpfen hatte
© Getty

Gekrümmt, die Hand vor die erfrorenen Lippen gelegt, stapften Tina Bachmann und Miriam Gössner nach ihren Mixed-Staffel-Auftritten in die Katakomben. Als sie versuchten, die fast erfrorenen Finger und Füße aufzuwärmen, liefen ihre Teamkameraden Daniel Böhm und Schlussmann Erik Lesser beim eisigen Biathlon-Weltcup im finnischen Kontiolahti auf Rang fünf. Der Sieg ging an Frankreich vor der Ukraine und der Slowakei.

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Bei offiziell minus 19,5 Grad war Tina Bachmann am Mittag auf die Strecke gegangen, das Gesicht unter einem dicken Tape und Fettcreme versteckt. "Ich hatte gefühlte 1.000 Nadelstiche in der Lunge", sagte die Frau aus Schmiedeberg nach dem Rennen. Spezialhandschuhe hatten die Finger vor dem Erfrieren gerettet, beim Aufwärmen waren die Biathleten mit Luftvorwärmegeräten im Mund unterwegs, die im Rennen allerdings nicht zulässig sind.

"Ich hatte Probleme mit meinen Augen, habe auf der letzten Runde alles nur noch verschwommen gesehen. Auch auf der Strecke ging es sehr schwer", beklagte Daniel Böhm, der als Vierter an Nachwuchsmann Erik Lesser übergab. Lesser allerdings hielt dem Druck und der Kälte nicht stand, musste zweimal in die Strafrunde.

Deutsche klagen über Gesundheitsrisiko

Die Mixed-Staffel hatte am Vormittag kurz vor der Absage gestanden, nachdem das Thermometer in der Nacht auf minus 28 Grad gesunken war. Rechtzeitig war die Temperatur nach Veranstalterangaben aber auf 19,5 Grad gestiegen und damit knapp über den Grenzwert von minus 20 Grad, unter dem nach den Regeln des Weltverbandes IBU keine Rennen gestartet werden dürfen.

"Es war saukalt und es kann langfristig gesehen auch gesundheitsgefährdend sein", schimpfte Frauen-Trainer Ricco Groß. Vor allem vor Langzeitfolgen warnte der deutsche Teamarzt Jan Wüstenfeld: "Langfristig kann es zu Problemen mit den Atemwegen kommen, es kann Asthma befördern."

Neuner will am Samstag starten

Für das Wochenende sehen die Wetter-Vorhersagen etwas günstiger aus. Am Samstag im Sprint und am Sonntag im Jagdrennen will auch die Weltcup-Führende Magdalena Neuner an den Start gehen. Ganz verzichtet auf die Reise in den Norden hatten Andreas Birnbacher, Arnd Peiffer, Michael Greis und Simon Schempp.

Dass es am Polarkreis zu dieser Jahreszeit immer wieder Schwierigkeiten für Sportler gab, daran erinnern sich die Biathleten nur allzu gut. Bei den Weltmeisterschaften vor 13 Jahren wurden die Rennen sechs Tage lang ausgesetzt, auch Lagerfeuer an der Strecke und der Einsatz von Helikoptern halfen kaum gegen die Eiseskälte. Am 20. Februar beginnen in Kontiolahti die Weltmeisterschaften der Biathlon-Junioren, die Elite trifft sich in drei Jahren wieder zur WM am Polarkreis.

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