Vermummte Heldin des Gefrierschranks

Von SPOX
Maria Höfl-Riesch feierte am Wochenende ihren 26. Weltcupsieg
© getty

Siegen ist nicht immer Zuckerschlecken: Maria Höfl-Riesch raste bei -36 Grad zu ihrem 25. Weltcupsieg. Die Schweiz ist nach ihrem Katastrophenwinter wieder obenauf, Eric Frenzel dreht einsam seine Runden und Claudia Pechstein legt sich mit dem Verband an. Die Tops und Flops des Wochenendes.

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Tops

Hopp Schwiiz: Nach einem Katastrophenwinter (ein Sieg bei den Damen, einer bei den Herren) ist die Schweiz wieder wer im Alpinzirkus. Mehr als das: Lara Gut führt den Gesamtweltcup nach ihrem vierten Saisonsieg souverän an, Patrick Kueng führte das Überraschungspodium beim Super-G in Beaver Creek an. Der 29-Jährige hatte zuvor in 62 Weltcup-Rennen nur zwei Mal auf dem Podest gestanden.

Und vier Siege schon für Gut? Das hat bis zum 9. Dezember noch keine Eidgenossin geschafft. Die heute 59-jährige Marie-Therese Nadig ist damit ihren Rekord (vier Siege am 12. Dezember 1980) los. Und auch Sonja Nef zittert schon. Die Grande Dame brachte es 1993/94 auf sieben Saisonsiege, Guts Siegesserie lässt den Schweizer Boulevard jetzt aber sogar von Vreni Schneiders Rekordserie träumen. Die 49-jährige Ski-Legende stellte 1988/89 die bislang unerreichte Bestmarke von 14 Saisonerfolgen auf. Und schon wieder muss sich Lara Gut des unermesslichen Drucks erwähren, der ihr schon als 17-jährige Vize-Weltmeisterin die Freude am Skifahren nahm.

Lara nimmt's diesmal locker - und freut sich stattdessen mit Landmann Carlo Janka. Der Riesenslalom-Olympiasieger hatte nach Herzproblemen und -OP 2011, Rückenproblemen im Jahr darauf und miserablen Ergebnissen in der Vorsaison wohl selbst nicht mehr an ein Comeback geglaubt...

Doch in Beaver Creek war der Iceman wieder da. Und wie! 23. in der Abfahrt, Zwölfter im Super-G und Sechster (!) im Riesenslalom. Mit Startnummer 68 wohlgemerkt. Da geriet fast Otmar Striedinger aus dem Fokus. Der Österreicher war im Super-G mit Startnummer 45 (nur 0,24 Sekunden hinter Kueng) auf Rang zwei gerast.

Helden mit Frühform: Eric Frenzel, Severin Freund, Maria Höfl-Riesch - und natürlich die Seriensieger Natalie Geisenberger, Felix Loch, Lara Gut und Martin Fourcade, sie alle lieferten am Wochenende Siege ab.

Die deutsche Alpin-Queen hatte es in Lake Louise definitiv am ungemütlichsten. Bei sage und schreibe -36 Grad Celsius raste Höfl-Riesch in der Abfahrt am Freitag mit bis zu 124,5 km/h (Topspeed des Tages) zu ihrem ersten Saisonsieg. Weltcup-Sieg Nummer 26 folgte am Samstag in der gleichen Disziplin, da hatte es sich in der kanadischen Provinz Alberta immerhin schon auf -26 Grad Celsius erwärmt. Ohne abgeklebtes oder dick vermummtes Gesicht bekam man die Mädels an diesem Rennwochenende aber kaum zu Gesicht. Schade!

Der Überraschungssieger des Wochenendes neben dem Schweizer Kueng war aber glasklar Lars Berger. Norwegens Langlauf-Held war im Sommer aus dem Biathlon-A-Kader gekippt worden, Talente wie Johannes Thingnes Boe und Vetle Sjastad Christiansen hatten ihn zunächst verdrängt. Aber gefühlt einmal im Jahr bringt der große Bruder von Tora Berger das Laufen und Schießen brillant zusammen - im Sprint von Hochfilzen war es soweit. Zwei Fehler mehr geschossen als Überflieger Martin Fourcade, damit 300 Meter mehr geskatet, und dennoch 13,6 Sekunden schneller gewesen als der Franzose. Hut ab! Ein Staffeleinsatz für Hopp-oder-topp-Lars war den norwegischen Trainern tags darauf allerdings doch zu heiß... Bitter!

DAS Küken von Sotschi: Viele Arrivierte stolpern mehr schlecht als recht hinein in diesen Olympischen Winter. "Trainingssteuerung!" oder "Erst mal sehen, wo wir stehen!" - Ausreden und Hinhaltefloskeln gibt es zuhauf. Nicht so bei Gianina Ernst, 1,56 Meter groß und 14 Jahre alt. Unerschrocken hüpfte die Skispringerin bei ihrem Weltcup-Debüt in Lillehammer direkt aufs Podest. Rang zwei gleichauf mit Ex-Weltmeisterin Daniel Iraschko-Stolz, die den DSV-Teenager bei der Siegerehrung erst mal auf die richtige Seite des Stockerls dirigieren musste.

Damit löste Gianina gleich mal das Ticket für Sotschi und sorgte ganz nebenbei für das beste deutsche Ergebnis im Frauen-Weltcup ever. "Das ist irgendwie auch mein Job. Ich mache das, seit ich fünf Jahre alt bin", gab sich die Halb-Schweizerin ganz cool, als sich die erste Aufregung mal gelegt hatte.

Viel zu einfach: Es hätte so schön werden können. Erstmals in diesem Winter präsentierte das öffentlich-rechtliche Fernsehen Live-Bilder von der Nordischen Kombination, wenigstens vom abschließenden Langlauf. Mit Eric Frenzel durfte sich noch dazu ein DSV-Athlet ernsthafte Siegchancen ausrechnen. Ein spannender Wettbewerb, und das Werbevideo wäre perfekt gewesen. Frenzel gewann auch tatsächlich, distanzierte die Konkurrenz dabei aber derart deutlich, dass von Nervenkitzel nun wirklich keine Rede sein konnte.

Mit einem ordentlichen Satz von 135 Metern und Rang zwei hatte der 25-Jährige beim Fliegen bestens auf die anderen Topläufer vorgelegt, in der Loipe gab es dann kein Halten mehr. Lediglich zwei Minuten vergingen, bis Frenzel Jewgeni Fulminow, den Führenden nach dem Springen, eingeholt hatte. Am Ende betrug der Vorsprung auf die Konkurrenz satte 50 Sekunden.

"Das war ein Rennen, wie man es sich wünscht", freute sich Frenzel dann auch nach dem elften Einzelsieg seiner Karriere. Zur Belohnung gab es das kurzzeitig verlorene Gelbe Trikot des Weltcup-Führenden obendrauf. Er kann die mangelnde Spannung sicher bestens verschmerzen.

Seite 2: Die Flops des Wochenendes