Tränen flossen nicht, aber nach dem goldenen Ende einer beispiellosen Paarlauf-Karriere wurden Aljona Savchenko und Robin Szolkowy schon ein bisschen sentimental.
"Ich bin ziemlich glücklich, dass ein solcher Erfolg die letzte Erinnerung an meine Laufbahn sein wird", sagte Robin Szolkowy mit einem Lachen. Aljona Savchenko ergänzte entspannt: "Eigentlich ist alles eine unglaubliche Geschichte."
Was vor elf Jahren mit einem schüchternen Testtraining in Chemnitz begann, endete am Donnerstag bei den Weltmeisterschaften im japanischen Saitama mit einem Rekord wohl für die Ewigkeit.
Rekord für die Ewigkeit
Fünftes WM-Gold im Paarlauf - keinem deutschen Duo war das bisher gelungen. "Darauf können Aljona und Robin wirklich stolz sein", sagte Trainer Ingo Steuer, der wie immer wie eine Raubkatze hinter der Bande hin und her getigert war.
Die bronzene Olympia-Enttäuschung von Sotschi war nicht vergessen, aber zumindest verdrängt. Selbst der 34 Jahre alte Szolkowy, der sich selbst im Vorfeld als "nassen Sack" tituliert hatte, war erleichtert, dass er sich zu diesem letzten gemeinsamen Start noch einmal durchgerungen hatte: "Vor diesem phantastischen japanischen Publikum zu laufen, war es wirklich wert."
Ohne die Olympiasieger und Titelverteidiger Tatjana Wolososchar und Maxim Trankow aus Russland im Nacken, die nur als Zuschauer in die jüngste Millionenmetropole Japans gekommen waren, konnten sich die viermaligen Europameister bei ihrer "Nussknacker"-Kür sogar zwei missglückte Doppelaxel leisten, der klare Sieg mit 224,88 Punkten vor den Olympiazweiten Xenia Stolbowa und Fedor Klimow aus Russland (215,92) war nie in Gefahr.
Bronze holten sich die Kanadier Meagan Duhamel und Eric Radford (210,84).
Savchenkos-Zukunft offen
Szolkowys Laufbahnende als Wettkämpfer ist definitiv, noch offen ist die sportliche Zukunft von Savchenko. Die 30-Jährige könnte mit ihrem vertrauten Partner in den kommenden drei Jahren bei Shows und Eisgalas gutes Geld verdienen. Nicht völlig ausgeschlossen ist aber auch, dass die gebürtige Ukrainerin eine neue Eisbeziehung eingeht.
Zumindest in Deutschland allerdings gibt es keinen Paarläufer auf dem Niveau Savchenkos. "Es kommen immer wieder Bewerbungen per E-Mail, ich leite sie dann an Aljona weiter", sagte Steuer.Denn WM-Rang 13, über den die deutschen Vize-Meister Maylin und Daniel Wende (Oberstdorf/Essen) im fernöstlichen Kaiserreich nicht hinauskamen, ist definitiv keine Herausforderung für die nach wie vor ehrgeizige Blondine: "Ich fühle noch Kraft in mir."
Kraftvoll lief auch Nathalie Weinzierl zu einer Saisonbestleistung. Mit 60,82 Punkten erkämpfte sich die 19 Jahre alte Mannheimerin im Kurzprogramm Rang elf und hat sich damit für ihren enttäuschenden 18. Platz in Sotschi rehabilitiert.
Kurzprogramm soll abgeschafft werden
Zum Elvis-Presley-Klassiker "Fever" präsentierte die Studentin der Wirtschafts-Jura eine nahezu fehlerfreie Kurzkür und fiel anschließend ihrem Trainer Peter Szcypa erleichtert in die Arme. Der 65 Jahre alte Coach hatte die deutsche Meisterin bei Olympia wegen eines Schwächeanfalls nur phasenweise betreuen können.
Erste Titelanwärterin ist vor der Kür-Entscheidung am Samstag Lokalmatadorin Mao Asada, die 78,66 Zähler sammelte. Der Ex-Weltmeisterin am nächsten kamen die Olympiadritte Carolina Kostner aus Italien (77,24) sowie die russische Europameisterin Julia Lipnitzkaja (74,54).
Zu Beginn des zweiten Wettkampftags hatte Ottavio Cinquanta für Aufsehen gesorgt. Der Präsident des Eislauf-Weltverbandes ISU hat in einem internen Rundschreiben die Abschaffung der Kurzprogramme und eine weitere Vereinfachung des Wertungssystems vorgeschlagen.
"Es kann nicht so weitergehen wie in den vergangenen hundert Jahren", erläuterte der 75-Jährige seinen Denkanstoß. Der Italiener führt die ISU seit 20 Jahren, seine definitiv letzte Amtsperiode endet im Sommer 2016. Der nächste ISU-Kongress findet im Juni in Dublin statt.
Die Welttitelkämpfe werden am Freitag mit dem Kurztanz der Eistänzer fortgesetzt. Danach wird der Titel bei den Herren vergeben.