Sie war Letzte geworden, mit satten 50 Sekunden Rückstand, doch im Ziel jubelte Star-Geigerin Vanessa Mae so ausgelassen wie Siegerin Tina Maze. "Das war so cool. Ich habe immer davon geträumt, bei Olympischen Spielen zu starten. Dass es nach nur sechs Monaten Training klappt, ist unglaublich", hatte Mae gesagt, als sie in Sotschi Platz 67 im Riesenslalom belegt hatte.
Neun Monate später ist der Musikerin das Lachen vergangen. Denn ihre Olympia-Teilnahme war die Folge einer Manipulation. Das bestätigte der internationale Skiverband FIS am Dienstag und sperrte die 36-Jährige für vier Jahre.
Mae hatte sich im Januar bei Ski-Rennen in Slowenien in letzter Sekunde überraschend für Sotschi qualifiziert, die Resultate erwiesen sich nun jedoch als gefälscht.
Letzter Platz bei Olympia
"Die vier Riesenslaloms, die am 18. und 19. Januar in Krvavec stattfanden, wurden manipuliert. Daraus resultierte eine Berechnung von FIS-Punkten, die nicht die tatsächliche Leistung der Athleten und insbesondere von Vanessa Vanakorn widerspiegeln", teilte die FIS nach Untersuchungen durch das Anhörungsgremium des Verbandes mit.
Mae war in Sotschi unter dem Nachnamen ihres Vaters (Vanakorn) als erste weibliche Teilnehmerin für Thailand bei Winterspielen an den Start gegangen. Dort belegte sie in einem viel beachteten Auftritt wenig überraschend den letzten Platz, nun folgte die Sperre.
Gegen die Entscheidung kann Mae innerhalb von 21 Tagen Einspruch vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne einlegen.
Weitere Athletin profitiert
Bereits im Juli hatte der slowenische Skiverband SZS den Verdacht geäußert, dass Ergebnisse Maes in Krvavec gefälscht worden seien. Auch Federica Selva aus San Marino profitierte demnach von der Manipulation und qualifizierte sich unrechtmäßig für die Winterspiele.
Das zuständige FIS-Gremium riet dem Council, die Ergebnisse aus Slowenien bei seinem Treffen am 18. November offiziell zu löschen.
Die FIS verriet am Dienstag auch Details zu den Manipulationen. Mindestens eine Athletin sei außerhalb des Starthäuschens ins Rennen gegangen, die automatische Zeitmessung sei erst ausgelöst worden, als die Sportlerin längst unterwegs war.
Auch Funktionäre wurden gesperrt
Eine andere Teilnehmerin landete trotz eines Sturzes auf dem zweiten Platz, ihre Zeit soll um mehr als zehn Sekunden "verbessert" worden sein. Auch vier Funktionäre wurden daher am Dienstag gesperrt.
Der slowenische Verband hatte nach eigener Auskunft im Rahmen seiner Ermittlungen gegen Mae ebenfalls vier Funktionäre suspendiert, darunter den Chef der Alpinsparte. Laut SZS gab es keinerlei Hinweise darauf, dass Mae von der möglichen Manipulation gewusst haben könnte.
Diese sei aber auf Wunsch thailändischer Offizieller erfolgt.