Mannschafts-Olympiasieger Andreas Wellinger machte gute Miene zum bösen Spiel. "Was dich nicht tötet, härtet ab", schrieb der Skispringer am Freitag wenige Stunden nach der Operation, die das bittere Aus für die Vierschanzentournee bedeutete. Zu sehen war ein grinsender Wellinger mit struppigem Haar, vor allem aber ein großes, weißes Pflaster unterhalb der Schulter.
Sechs Tage nach Wellingers schwerem Sturz im finnischen Kuusamo wurde damit Gewissheit, was alle befürchtet hatten: Der "Bruchpilot" aus Ruhpolding, als Dritter in Klingenthal so stark in die Saison gestartet, muss acht Wochen pausieren, verpasst die Tournee und möglicherweise sogar die WM Ende Februar im schwedischen Falun.
"Wer bei der WM teilnimmt, soll auch leistungsstark sein", sagte Bundestrainer Werner Schuster in der "ARD": "Entscheidend ist für mich, dass er noch in diesem Winter auf die Schanze kommt, damit er konstruktiv mit dem Trauma umgehen kann." Sollten die Ärzte in acht Wochen aber grünes Licht für Sprungtraining geben, seien die Titelkämpfe noch in Reichweite.
Stauchung in Wirbelsäule
Wellinger war am Samstag mit voller Wucht in den Schnee geknallt, nachdem er in der Luft die Kontrolle verloren hatte. Anschließend rutschte er den Hang hinab, wurde im Auslauf lange behandelt und nach einer Nacht im Krankenhaus schließlich nach Deutschland geflogen. Dort folgte die Diagnose: Ausgeprägte Stauchung der Wirbelsäule und Luxation des rechten Schlüsselbeingelenks.
"Die Ärzte in Deutschland haben versucht, das Gelenk ohne Operation in den alten Zustand zu bringen. Das ist leider nicht gelungen. Daher haben sie nun operiert", sagte Schuster am Freitag. Wellinger müsse nun vier Wochen eine Schlinge tragen: "Für mich ist wichtig, dass der Bursche gesund wird und daraus lernt." Schuster hatte zuvor bereits angedeutet, dass der Sturz eher auf einen Fehler Wellingers als auf die schwierigen Windbedingungen zurückzuführen war.
Abitur im Frühjahr
Am Ende hatte Wellinger, der schon im März 2013 in Planica bei einem Sturz glimpflich davongekommen war, vor allem aber auch Glück. "Der Sturz war fatal. In Anbetracht der Wucht, die auf den Körper gewirkt hat, ist das keine so dramatische Verletzung", sagte Schuster.
Und auch Wellinger darf zumindest etwas Positives aus der langen Pause ziehen. Denn im kommenden Frühjahr will der Schüler das Abitur machen, die Saison wäre ohnehin eine Gratwanderung geworden. "Ich muss zu jedem Wettkampf die Bücher mitnehmen", hatte der Teenager noch kurz vor Saisonbeginn gesagt. Zumindest zum Lernen hat Andreas Wellinger in den kommenden Wochen wohl genug Zeit.