Simon Ammann stürzte im zweiten Durchgang zum zweiten Mal bei der diesjährigen Tournee und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Er war auf 136,0 Meter gekommen, machte bei der Landung aber die Skier zu weit auseinander, verlagerte dadurch zu viel Gewicht nach vorne und verlor die Kontrolle.
Der Sturz war unausweichlich, Ammann blieb anschließend blutüberströmt und bewusstlos liegen, musste von den Sanitätern behandelt werden. Am späteren Abend gab Christian Stahl, der Kommunikationsdirektor des Schweizer Verbandes, leichte Entwarnung: "Alles ist stabil, er kann alles bewegen und ist ansprechbar."
Das Springen in Bischofshofen im RE-LIVE
Innsbruck-Sieger Richard Freitag (6.) ließ Severin Freund (8.) auch dieses Mal hinter sich, Michael Neumayer (12.) scheiterte knapp am Sprung unter die besten Zehn. Marinus Kraus wurde 20., Stephan Leyhe komplettierte das befriedigende deutsche Mannschaftsergebnis auf Platz 26. Markus Eisenbichler (32.) und Daniel Wenig (34.) hatten als einzige die Qualifikation für den zweiten Durchgang verpasst.
Hinter dem Tournee-Sieger belegten Hayböck und Peter Prevc Platz zwei und drei in der Gesamtwertung. Altmeister Kasai wurde vor Anders Jacobsen und Freitag Vierter.
Die Reaktionen:
Stefan Kraft (Österreich): "Von Anfang an verlief bei dieser Tournee alles wie im Traum für mich. Die Sprünge liefen wie in Trance, ich konnte kaum etwas falsch machen. Diese Tage werde ich nie wieder vergessen. Diese Stimmung, die Fans - mein Kindheitstraum ist wahr geworden."
Michael Hayböck (Österreich): "Wie ein Traum! Ich habe das gelbe Trikot des Weltcup-Führenden an, hab mein allererstes Springen gewonnen. Ausgerechnet bei der Tournee zu siegen ist unfassbar schön für mich. Für den Krafti freue ich mich riesig, so haben wir uns das ausgemacht. Er holt den Tourneesieg, ich den Tagessieg. In unser gemeinsames Hotelzimmer werden wir wohl erst sehr spät wieder kommen!"
Richard Freitag (Deutschland): "Mit dem Zweiten bin ich ganz zufrieden. Zur Tournee gehören aber acht Sprünge, und die haben wir nur zur Hälfte mitgenommen."
Severin Freund (Deutschland): "Ich hatte mir mehr vorgenommen, das muss man ganz klar sagen. Aber unser Jahr wird noch kommen."
Die besten K.o.-Duelle:
Aleksandar Zniszczol (Polen) - Stefan Kraft (Österreich)
Rückenwind? Kein Problem für den Lokalmatador! Kraft bewies Nervenstärke und kam trotz zu spätem Absprung ordentlich auf Höhe. Haltungsnoten von 18,5 bescherten dem Gesamtführenden mit der zwischenzeitlich größten Weite auch die Führung, obwohl die Landung nicht ganz perfekt war.
Simon Amman (Schweiz) - Michael Hayböck (Österreich)
Der Angriff in der Gesamtwertung gelingt - zumindest ein bisschen. Vier Meter nahm Hayböck seinem Widersacher ab, obwohl er die Kante mit der schnellsten Anlaufgeschwindigkeit von 93,3 km/h deutlich verpasste. Der Lohn: Eine 20 von einem Kampfrichter, viermal 19,5. Doch obwohl der Sprung technisch nahe an der Perfektion war und der Österreicher den ersten Durchgang klar für sich entschied, nahm er Kraft nur 9,5 Punkte ab.
Gregor Deschwanden (Schweiz) - Michael Neumayer (Oberstdorf)
Neumayer liegt die Paul-Außerleitner-Schanze einfach! 93,3 km/h setzte der Oberstdorfer mit einem perfekt getimten Absprung und starkem Rückenwind in 127,5 Meter um und sicherte sich damit die Chance auf ein Top-10-Ergebnis. Ärgerlich für Deschwanden: Nachdem er schon in Innsbruck sein Duell nach einem guten Sprung verloren hatte und den zweiten Durchgang verpasste, musste er wieder zittern. Dieses Mal reichte es aber gerade noch.
Audi Schanzencheck: Bischofshofen
Markus Eisenbichler (Siegsdorf) - Severin Freund (Rastbüchl)
Keine Überraschung beim deutsch-deutschen Duell. Eisenbichler kam nicht wirklich auf Höhe und landete durch den Rückenwind schon früh bei 121,5 Metern. Freund war zwar beim Absprung etwas spät dran und ließ Höhe liegen, zeigte aber seine Flugkünste und schaffte es auf 131,0 Meter. Das reichte für Platz 6 - vor Freitag.
Junshiro Kobayashi (Japan) - Richard Freitag (Aue)
Die 113,0 Meter des Japaners waren für den Bergisel-Sieger erwartungsgemäß überhaupt kein Problem. Trotz stärkerem Rückenwind kam Freitag auf 129,5 Meter, hatte die Kante des Schanzentischs aber verpasst. Ein Angriff aufs Podium der Gesamtwertung war daher schon vor dem technisch sauberen Flug fast unmöglich.
Der Star des Springens: Michael Hayböck. Er wollte nochmal attackieren und er hielt die Versprechung. Mit zwei makellosen Sprüngen sorgte der Österreicher doch noch für etwas Spannung, als Kraft im zweiten Durchgang erstmals keinen guten Sprung erwischte. 17 Punkte holte Hayböck auf. Verdienter Tagessieg!
Der Flop des Springens: Andreas Kofler. Schon wieder! Der Österreicher stürzte beim zweiten Springen in Folge ab, dabei hatte er in Innsbruck noch mit dem Tournee-Gesamtsieg geliebäugelt. In Bischofshofen reichte es wieder nur zu Rang 46. Nur vier Springer waren noch schlechter! Kofler muss ganz dringend das Ruder rumreißen, will er seinen Platz im österreichischen Kader behalten.
Das fiel auf:
- Dass so viele Springer Probleme am Schanzentisch hatten und den Absprung teils deutlich verpassten, lag an der Umstellung. Während in Innsbruck eine Rampe steht, verläuft die Spur der Naturschanze in Bischofshofen im Vergleich sehr flach. Ohne ausgiebiges Training haben selbst die Spitzenspringer Schwierigkeiten, sich plötzlich umzustellen.
- Der Wind machte den Athleten dafür keine Probleme. Beständig wehte ein laues Lüftchen, allerdings drückte der Wind im letzten Teil von hinten. Dadurch waren die schwereren Sportler etwas im Nachteil, weil sie zwar nach dem Schanzentisch hoch in der Luft stehen, dann aber ohne Luftpolster schneller durchsacken.
- Die Schanze in Bischofshofen bevorzugte mit ihrem langen Schanzentisch erwartungsgemäß Springer mit feinem Fluggefühl, die Kraft beim Absprung spielt hier eine geringere Rolle. Wer gute Noten bekam, schaffte somit in der Regel auch einen weiten Sprung.
- Auf den langen Anlauf hatten sich die Techniker in den Probesprüngen offenbar optimal eingestellt. Mit 93,3 km/h kamen mit Neumayer, Tande und Hayböck gleich drei Springer auf unterschiedlichen Nationen auf die höchste Anlaufgeschwindigkeit.
Ergebnis Innsbruck:
1. Michael Hayböck (Österreich) 288,4 Punkte (137,5+136,5 Meter)
2. Stefan Kraft (Österreich) 271,3 Punkte (133,5+132,0 Meter)
3. Noriaki Kasai (Japan) Punkte (132,5+137,0 Meter)
4. Peter Prevc (Slowenien) 271,2 Punkte (133,0+134,5 Meter)
5. Anders Jacobsen (Norwegen) 270,6 Punkte (130,5+136,0 Meter)
6. Richard Freitag (Aue) 265,1 Punkte (129,5+133,5 Meter)
7. Gregor Schlierenzauer (Österreich) 264,6 Punkte (132,0+130,0 Meter)
8. Severin Freund (Rastbüchl) 125,6 Punkte (131,0+128,5 Meter)
12. Michael Neumayer (Oberstdorf) 243,1 Punkte (127,5+126,5 Meter)
Gesamtwertung:
1. Stefan Kraft (Österreich) 1106,7
2. Michael Hayböck (Österreich) 1100,7
3. Peter Prevc (Slowenien) 1077,2
4. Noriaki Kasai (Japan) 1074,8
5. Anders Jacobsen (Norwegen) 1060,1
6. Richard Freitag (Aue) 1056,8
7. Gregor Schlierenzauer (Österreich) 1050,2
8. Severin Freund (Rastbüchl) 1022,5
9. Roman Koudelka (Tschechien) 1013,4
10. Kamil Stoch (Polen) 1009,4
12. Marinus Kraus (Oberaudorf) 954,9
13. Michael Neumayer (Oberstdorf) 932,8
14. Stephan Leyhe (Willingen) 931,8