"Das braucht ein bisschen Zeit, bis ich das begriffen habe. Es war ein absolut geiler Wettkampf, in dem alles für mich gespielt hat und alles aufgegangen ist. Ich hatte zweimal brutal viel Spaß, einfach unglaublich", sagte Freund, dem im zweiten Durchgang mit 135,5 Metern ein Schanzenrekord gelang. "Wenn man auf Sicherheit geht, verliert man meistens. Daher bin ich im Angriffsmodus geblieben", sagte Freund, der die gesamte Weltelite deklassierte.
Freund verwies auf dem großen Lugnet-Bakken mit 268,7 Punkten den Österreicher Gregor Schlierenzauer (246,4) und Rune Velta aus Norwegen (242,9) klar auf die Plätze und holte als erster Deutscher seit Martin Schmitt 2001 in Lahti den WM-Titel.
Mit Sprüngen auf 134,0 und 135,5 Meter gewann der seit Wochen wie entfesselt springende Niederbayer im dritten Wettbewerb seine dritte Medaille, zuvor hatte er bereits Silber von der Normalschanze und Gold im Mixed gewonnen.
"Severin ist geflogen wie ein Flugzeug"
"Severin ist geflogen wie ein Flugzeug, er war absolut am Limit. Ich bin schon sehr gerührt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal einen Weltmeister abwinken darf", sagte Bundestrainer Werner Schuster und suchte nach den richtigen Worten: "Das ist der vorläufige Höhepunkt für Severin und ein ganz bewegender Moment."
Freund ist mit seinem Sieg nicht nur der bislang erfolgreichste Teilnehmer der Titelkämpfe in Falun, sondern verhalf der deutschen Mannschaft auch zu einer historischen Bestmarke: Insgesamt hat das DSV-Team in Schweden schon fünf Goldmedaillen gesammelt und damit den Rekord der DDR-Mannschaft aus dem Jahr 1974 eingestellt.
Team-Olympiasieger Freund zeigte exakt ein Jahr nach seinem Weltcup-Sieg an gleicher Stelle eine eindrucksvolle Leistung. Schon nach dem ersten Durchgang hatte er beruhigende 4,8 Punkte Vorsprung auf Bardal.
"Ich habe das richtige Luftpolster gefunden. Jetzt heißt es hoffen. Ich vertraue darauf, dass ich das nötige Glück haben werde", sagte der Skiflug-Weltmeister.
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Das Hoffen half: Freund sprang im zweiten Durchgang Schanzenrekord und baute vor den Augen von Schwedens König Carl Gustaf seinen Vorsprung auf unglaubliche 22,3 Zähler aus. "Ich kann ihm nur von Herzen gratulieren, das war ein fantastischer Wettkampf. Er ist offensiv geblieben und ist mit der Goldmedaille belohnt worden" sagte Trainer Schuster.
Markus Eisenbichler (Siegsdorf) und Richard Freitag (Aue) belegten die Plätze 10 und 15, waren jedoch mit dem Herzen bei ihrem gefeierten Temkollegen.
"Einfach geil"
"Den zweiten Sprung wird er nie vergessen, denn der war einfach genial", sagte Freitag, und WM-Debütant Eisenbichler meinte: "Mir ist mein zehnter Platz herzlich egal, solange einer von uns ganz oben steht."
Kurzfristig passen musste der 19 Jahre alte Andreas Wellinger (Ruhpolding). "Er hat Anzeichen eines Magen-Darm-Virus. Unter diesen Umständen hat ein Start keinen Sinn", sagte Mannschaftsarzt Florian Porzig. Bitter war Wellingers Ausfall auch für Michael Neumayer, der das interne Duell mit Wellinger verloren hatte, allerdings nicht mehr nachrücken durfte.
Ob mit Wellinger oder ohne: Für Freund und Co. bietet sich am Samstag die vierte und letzte Medaillen-Chance von Falun. Im Team-Springen geht das DSV-Quartett als Olympiasieger und damit als Favorit an den Start, ärgste Rivalen dürften Norwegen und Polen sein. "Am Samstag geben wir noch einmal alles", sagte Freund: "Wir haben noch lange nicht genug."