Verzweifelte Vonn träumt vom Wunder

SID
Lindsey Vonn konnte in Beaver Creek noch nicht das große Ausrufezeichen setzten
© getty

Die "Mission Gold" von Lindsey Vonn ist gescheitert. Doch aufgeben will die Amerikanerin nicht. Die Königin der Ski-WM wird dennoch Tina Maze heißen. Oder Anna Fenninger.

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Das erste Gold ... gewann Anna Fenninger aus Österreich. Und Lindsey Vonn behauptete, über Bronze im Super-G wirklich "happy" zu sein. Das zweite Gold ... gewann Tina Maze aus Slowenien. Und Lindsey Vonn? Wusste nicht mehr so recht, was sie sagen sollte. Nach Platz fünf in der Abfahrt spulte sie im Schnelldurchlauf Erklärungen und Entschuldigungen herunter, doch ihr Blick, obwohl durch eine große Sonnenbrille geschützt, verriet: Verzweiflung.

Es sollten Vonns Weltmeisterschaften werden in Vail und in Beaver Creek, sie finden ja direkt vor ihrer Haustür statt. Gemessen an ihren hohen Ansprüchen, an den von ihr geweckten Erwartungen und dem gewaltigen Medien-Hype in den USA sind sie bisher ein einziges Desaster.

Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, folgt nun eine Verzweiflungstat: "Ich werde Slalom trainieren. Ich hab keine Ahnung, ob was geht - aber ich werde versuchen, ein Wunder zu schaffen", sagte Vonn.

Hoffnung Super-Kombi

Nein, es geht nicht um den Spezialslalom - es geht um die Super-Kombination am Montag, bestehend aus der Abfahrt und einem Slalom-Durchgang. Im alpinen Zweikampf war Vonn sogar mal richtig gut: zwölfmal auf dem Podest im Weltcup, davon fünf Siege.

Aber: die letzte Super-Kombi ist die 30-Jährige im Dezember 2012 gefahren - da schied sie aus. Den letzten Slalom bestritt sie im Januar 2013, ohne Ergebnis. Keine guten Voraussetzungen für ein Wunder.

Die besten Voraussetzungen hat Tina Maze. Die Letzte ihrer Art. Die Letzte, die alle vier Einzeldisziplinen fährt - und auch gewinnen kann.

Am Dienstag misslang ihr das knapp, 0,03 Sekunden fehlten ihr als Zweitplatzierter zu Fenninger, nun Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Super-G. Am Freitag war es genau andersrum: Maze, die Olympiasiegerin 2014, gewann auch das WM-Rennen, 0,02 Sekunden vor Fenninger. Und in der Super-Kombi führt an Maze kein Weg vorbei.

Maze die letzte Allrounderin

Seit dem Rücktritt von Maria Höfl-Riesch, Olympiasiegerin 2010 und 2014 sowie Weltmeisterin 2013 in der Super-Kombi, ist Maze die letzte Allrounderin im Weltcup. Und sie ist ein Wettkampftyp, besonders dann, wenn es um Medaillen geht.

"Ich bin hierher gekommen mit einem großen Wunsch und dem Willen zu gewinnen", sagte sie nach dem knappen Sieg in der Abfahrt - und dieser Wille ist der 31-Jährigen in der wohl letzten Saison ihrer Karriere in jeder Sekunde anzumerken.

Ein Erfolgsgeheimnis, das sagt Maze, sagt auch Fenninger, ist die relative Ruhe, die alle außer den Amerikanern in Vail und Beaver Creek genießen. Und so ist anzunehmen, dass dies nicht die WM von Vonn werden wird, sondern eher jene von Maze: Sie kann mit fünf Medaillen nach Hause fahren.

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"Das ist natürlich in meinem Hinterkopf", gesteht die Slowenin, aber es ergibt keinen Sinn, darüber nachzudenken. Du musst das Disziplin für Disziplin, Tor für Tor angehen. Ich arbeite daran."

Vonn hat übrigens angekündigt, am kommenden Donnerstag auch im Riesenslalom an den Start zu gehen. Und immerhin: In ihrem letzten Weltcup-Rennen in dieser Diszplin war sie Erste. Doch auch das liegt schon zwei Jahre zurück. Sollte Vonn ernsthaft an ein Wunder im Riesenslalom glauben, sei ihr das Resultat von Olympia 2014 empfohlen: 1. Maze, 2. Fenninger. Dritte war übrigens Viktoria Rebensburg.

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