Viktoria Rebensburg und Lindsey Vonn standen schwer geschlagen im Zielraum, als Tina Maze gerade zur neuen Abfahrtskönigin gekrönt wurde. Freudestrahlend nahm die 31 Jahre alte Slowenin, die bereits bei Olympia 2014 in Sotschi Gold in der alpinen Königsdisziplin gewonnen hatte, nach ihrem Triumph bei der Ski-WM die Glückwünsche entgegen.
Vonn (5.) und Rebensburg (10.) rangen nur wenige Meter davon entfernt um Erklärungen für ihre erneute Niederlage auf der Raubvogel-Piste.
Rebensburg suchte anschließend aufmunternde Worte bei ihrer Familie, die eigens in die USA gereist war. "Schade, ich habe es probiert. Hilft nichts. Wie sagen die Fußballer: Mund abputzen, weiter geht's", sagte sie erkennbar enttäuscht.
1,35 Sekunden lag sie hinter Maze, die nur 0,02 Sekunden schneller als Super-G-Weltmeisterin Anna Fenninger (Österreich) war. Lara Gut (Schweiz/0,34 zurück) fuhr zu Bronze. Im Super-G hatte Fenninger mit 0,03 Sekunden vor Maze gewonnen, Vonn Rang drei, Rebensburg Rang fünf belegt.
Die entscheidenden Fehler beging Rebensburg nach guter Fahrt im oberen Streckenteil in den kurvigen Mittelpassagen danach. "Das ist ärgerlich, aber wenn Du um die Medaillen fahren möchtest, darfst du dir solche Dinge nicht erlauben", sagte Cheftrainer Markus Anwander, nachdem er mit Alpindirektor Wolfgang Maier angeregt über die verkorkste Fahrt diskutiert hatte.
"Es wird schon irgendwann"
Bei Rebensburg ging der Blick aber auch schon noch vorne. "Die nächsten Stunden ärgert man sich noch", sagte sie - und ergänzte im Spaß: "Wer weiß, was da passiert, vielleicht muss einer dran glauben." Danach will sie ihr Augenmerk auf den Team-Wettbewerb am Dienstag in Vail ("Da haben wir eine super Truppe") und den Riesenslalom am Donnerstag ("Da hat mich keiner auf der Rechnung") legen.
Da soll es dann bei ihrer fünften WM-Teilnahme endlich mit der ersten Medaille klappen. "Es wird schon irgendwann", meinte die 25-Jährige. Nur 31. mit einem Rückstand von 4,54 Sekunden wurde Veronique Hronek (Unterwössen), die als Elfte im Super-G noch überzeugt hatte.
Bei strahlendem Sonnenschein sah auch Lindsey Vonn sehr blass aus. Mit 1,05 Sekunden Rückstand auf Maze musste sich die Top-Favoritin diesmal Platz fünf begnügen.
"Versuche das Wunder in der Kombi"
"Ich wollte runterkommen und den Leuten etwas zum Jubeln geben, das ist mein Heimatort, ich wollte etwas Spezielles machen. Aber ich bin nicht so gut gefahren, wie ich kann", sagte sie mit einem gequälten Lächeln. Die Hoffnung auf Gold aber will sie nicht aufgeben. "Ich versuche das Wunder in der Kombination", sagte sie vor dem Wettbewerb am Montag, außerdem will sie im Riesenslalom starten.
Der SPOX-Favoriten-Check zur WM
Im Gegensatz zu Vonn strahlte Maze nach ihrem dritten WM-Titel und ihrem historischen Sieg über das ganze Gesicht. Abfahrtsgold bei Olympia und der folgenden WM zu gewinnen, war zuletzt vor 30 Jahren der Schweizerin Michela Figini (1984 und 1985) gelungen.
"Im Leben kommt immer alles zurück - es kommt auch aufs Glück an", sagte die Slowenin, nachdem sie im Super-G knapp hinter Fenninger gelegen hatte. Die Österreicherin haderte nicht lange: "Natürlich tut es ein bisschen weh. Aber es ist so, als ob es eine Gerechtigkeit geben würde. Ich gönne es Tina."
Die alpine Ski-WM im Überblick