DSV: Beste WM seit vier Jahrzehnten

SID
Severin Freund holte gleich mehrere Medaillen für den DSV
© getty

Mit fünf Titeln und insgesamt acht Medaillen übertraf das deutsche Team die Erwartungen bei der nordischen Ski-WM. Baustellen bleiben aber offen.

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Grandiose Skispringer, fabelhafte Kombinierer - nur die Skilangläufer bleiben das große Sorgenkind: Mit dem besten WM-Ergebnis seit mehr als 40 Jahren haben die deutschen Wintersportler bei den nordischen Titelkämpfen in Falun beeindruckt. "Unsere Erwartungen wurden übertroffen", sagte DSV-Präsident Franz Steinle.

Mit fünf Weltmeister-Titeln und acht Medaillen kehrt das deutsche Team aus Schweden zurück. Die Skispringer Severin Freund und Carina Vogt holten jeweils Einzel-Gold sowie den Sieg mit dem Mixed-Team, die Kombinierer feierten Triumphe durch Johannes Rydzek, mit vier Medaillen erfolgreichster DSV-Athlet, sowie durch die Mannschaft. Bei den vier Weltmeisterschaften zuvor hatte es insgesamt nur vier Titel gegeben.

Die erfolgreichste WM überhaupt

"Es war die erfolgreichste WM der Bundesrepublik überhaupt", sagt Steinle. 2009 hatte es in Liberec zwar neun Medaillen und damit eine mehr als jetzt geregnet - darunter war aber keine einzige aus Gold. Eine bessere deutsche Bilanz gelang nur dem DDR-Team 1974 ebenfalls in Falun mit fünf Gold und vier Silber. "Wir haben schon seit Jahren an diesen Erfolgen gearbeitet", sagt DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger: "Die kamen nicht von heute auf morgen."

Bei den erfolgreichen Bundestrainern ist die Euphorie entsprechend groß. "Falun wird unvergesslich bleiben. Das war der beste Auftritt, seit ich hier Trainer bin", sagte Skisprung-Coach Werner Schuster (seit 2008 im Amt) trotz der abschließenden Enttäuschung mit Platz fünf im Team-Wettbewerb. Kombinierer-Chef Hermann Weinbuch (seit 1996) schwärmte: "Die WM war grandios für uns."

Nur Langlauf-Bundestrainer Frank Ullrich konnte in das Loblied seiner Kollegen nicht einstimmen. "Wir wollten eine Medaille, das haben wir leider nicht geschafft. Das muss man kritisch und selbstkritisch sehen", sagt der Biathlon-Olympiasieger von 1980.

DSV nur in neun Entscheidungen

Der genauere Blick auf die deutsche Bilanz wirft Schatten auf das Abschneiden. Die acht Medaillen holte das DSV-Team in nur neun Entscheidungen. Mehr als die Hälfte nordischer WM-Titel - 12 von 21 nämlich - werden allerdings im Skilanglauf vergeben. Und da steht nun schon zum zweiten Mal in Folge eine blanke Null.

"Natürlich sind wir mit den Ergebnissen nicht ganz zufrieden", sagt Steinle: "Aber wir verstehen uns als Team. Vor fünf, sechs Jahren waren es die Langläufer, die Medaillen dazu beigetragen haben. Jetzt sind es eben die Springer und die Kombinierer. Aber natürlich ist im Langlauf Bedarf da."

Stefanie Böhler, die mit Platz sechs über 30 km für die einzige Top-10-Platzierung im Einzel sorgte, ist 34 Jahre alt und dem Karriereende nahe. Die Junioren-Weltmeister Florian Notz und Victoria Carl sind noch zu grün. Dazwischen fehlt praktisch eine ganze Generation.

"Wir sind in einem Umbruchsjahr"

"Wir sind in einem Umbruchsjahr", sagt Orgeldinger: "Wir haben Maßnahmen ergriffen, um uns im Hinblick auf die kommenden Großereignisse weiterzuentwickeln. Wir werden nach der Saison in Ruhe analysieren." Die Zeit allerdings eilt: Gerade im Langlauf greifen Veränderungen erst nach Jahren, Pleiten bei der WM 2017 und Olympia 2018 drohen.

Generell sieht Orgeldinger die drei nordischen Disziplinen gut aufgestellt: "Wir arbeiten mit stabilen Teams, haben vor der Saison die Verträge mit Werner Schuster und Hermann Weinbuch verlängert. Auch Frauen-Sprungtrainer Andreas Bauer steht noch über 2016 hinaus zur Verfügung."

Und Ullrich, dessen Vertrag nach Olympia erneuert wurde? "Da gibt es derzeit keinen Gesprächsbedarf", sagt Orgeldinger.

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