"Peiffer? Ein Kerl wie ein Baum"

Von Interview: Michael Graßl
Erik Lesser (l.) und Benedikt Doll sind heiß auf die Biathlon-WM in Oslo
© getty

Die WM in Oslo steht vor der Tür (Do., 15.30 Uhr im LIVETICKER). Die Zimmerkollegen Erik Lesser und Benedikt Doll sprechen über die deutschen Medaillenchancen am Holmenkollen. Zudem äußert sich das Duo zu geheimen Partys im Hardrock-Cafe, Darts-Sessions unter Kollegen, Ole Einar Björndalens Geheimnis, den Schockmoment um Arnd Peiffer und eine Fahrlässigkeit des Verbandes.

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SPOX: Herr Lesser, Herr Doll, für Sie beide ist die Weltmeisterschaft in Oslo nicht das erste gemeinsame Großereignis - dennoch gibt es auch für Sie eine Premiere. Sie teilen sich erstmals ein Zimmer...

Erik Lesser: Ja, das stimmt. Das war eigentlich gar nicht geplant, hat sich dann aber spontan so ergeben.

Benedikt Doll: Normalerweise bin ich immer mit Daniel Böhm auf dem Zimmer. Aber in unserer Mannschaft versteht sich jeder mit jedem. Deshalb war das nur eine kurze Frage der Umgewöhnung.

SPOX: Mal abgesehen davon, dass Sie sich an Ihren neuen Zimmerkollegen gewöhnen mussten, wie lief Ihr Alltag in den letzten WM-Vorbereitungstagen ab?

Lesser: Zentraler Fixpunkt war eine große Besprechung am Sonntag mit den Trainern, bei denen wir über unsere Einsätze aufgeklärt wurden. Daran hat sich bei allen das individuelle Trainingspensum orientiert. Am Montag sind wir schließlich nach Oslo geflogen.

Doll: Vor dem Abflug hatten wir zudem noch einen kleinen Testwettkampf. Ansonsten stand hauptsächlich Regeneration vor der großen Eröffnung auf dem Programm.

SPOX: Im Gegensatz zu den letzten Jahren haben Sie sich diesmal in Ruhpolding den letzten Schliff für die WM geholt. Inwiefern hat sich die WM-Vorbereitung dadurch geändert?

Lesser: Es ist wichtig, ab und zu neue Reize zu setzen und frischen Wind reinzubringen. Die Vorbereitung fängt ja allgemein viel früher an. Wir haben einen Trainingsplan, der von Trainern, Wissenschaftlern und Sportlern gestaltet wird. Es gibt bestimmte Kennzahlen, wie viele Stunden und Kilometer abzuspulen sind. Das variiert im Detail von Sportler zu Sportler. Der Rahmen der Trainingspläne ist bei uns in der deutschen Mannschaft aber sehr ähnlich.

SPOX: Schafft man es so kurz vor Beginn eines solchen Großereignisses überhaupt noch abzuschalten? Oder ist man buchstäblich Tag und Nacht nur noch auf die WM fokussiert?

Lesser: Also am meisten an die WM erinnert wird man immer dann, wenn man in einem Interview eine Frage dazu gestellt bekommt. (lacht) Ansonsten kommt das erst direkt vor den Wettkämpfen.

Doll: Da muss ich Erik zustimmen. Die richtige Anspannung kommt meist erst, wenn der Startschuss in den einzelnen Rennen fällt. Unter dem Strich ist ein WM-Rennen gar nicht so anders wie ein Weltcup-Rennen. Vollgas geben musst du immer. Nur dass man bei der Weltmeisterschaft eine Medaille umgehängt bekommt.

SPOX: Dieselbe Bedeutung wie ein Weltcup-Rennen dürfte diese WM aber nicht haben. Mit dem Holmenkollen findet diese zusätzlich an einem Wintersportort mit langer Tradition statt. Blenden Sie das als Athlet komplett aus?

Doll: Für uns Biathleten hat der Holmenkollen nicht so die große Bedeutung wie zum Beispiel für die Langläufer. Klar hast du die Geschichte im Hinterkopf, aber es ist ein Biathlon-Stadion wie jedes andere auch. Besonders ist allerdings der Blick hinab auf Oslo. Vor allem abends.

SPOX: Oslo ist ein gutes Stichwort. Viel Zeit wird zwischen den Wettkämpfen zwar nicht bleiben, aber ist eine gemeinsame Tour in die Stadt geplant?

Lesser: Bisher nicht. Viele reine Ruhetage bleiben sowieso nicht und die Strecke hinunter nach Downtown ist doch ein Stück. Abends geht es ins Hardrock-Cafe, wenn es eine Athleten-interne Party gibt - das kann man mal machen. Mehr wird aber nicht laufen.

Doll: An diesen Ruhetagen sollte auch tatsächlich die Regeneration im Vordergrund stehen. Wir gehen klassisch laufen und nutzen die berühmte 50 Kilometer Langlaufstrecke. Dort kommt der besondere Reiz des Holmenkollen viel mehr zur Geltung.

SPOX: Heißt das folglich, dass Sie mehr einzeln unterwegs sind als im Team?

Lesser: Das kommt ganz auf den Typen an. Wir verabreden uns gerne auf einen gemeinsamen Kaffee und haben wieder unsere Dartscheibe dabei, mit der wir uns ein paar Matches liefern. Ich persönlich bin ein Typ, der nach zwei Wochen Zeit für sich braucht. Die Jungs sind in dieser Hinsicht sehr flexibel - man kann alles zusammen machen, sich aber auch einfach mal rausnehmen. Wir haben eine gute Mischung beisammen.

SPOX: Eine gute Mischung wird auch gleich zum Auftakt der WM nötig sein, wenn die Wettkämpfe mit der Mixed-Staffel starten. Diese hat allerdings oft nicht die Anerkennung wie die anderen klassischen Rennen wie Massenstart oder Sprint. Wie stehen Sie als Athleten dazu?

Doll: Die Mixed ist inzwischen ein vollwertiges Mitglied der Biathlon-Familie und besonders für kleinere Nationen, die für eine Männer- oder Frauen-Staffel keine ausreichende Anzahl an Top-Läufern zur Verfügung haben, interessant. Dazu gibt es nun ja auch die Single-Mixed. Richtig begeistert sind wir Sportler davon aber nicht.

SPOX: Deutlich größer dürfte Ihre Begeisterung sein, wenn wir über den WM-Abschluss, die Staffel, sprechen...

Doll: Klar, wer läuft nicht gerne in der Staffel? Es ist immer schade, dass nur vier aus der Mannschaft eingesetzt werden können.

Lesser: Das sehe ich genauso. Jedes Rennen hat auf seine Weise einen Reiz, zudem hat jeder Läufer unterschiedliche Prioritäten. Aber ich würde schon sagen, dass mein Hauptfokus der Staffel gilt.

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