Sturzdrama um Siegel überschattet deutschen Sieg in Zakopane

SID
David Siegel ist schwer gestürzt.
© getty

Die deutschen Skispringer haben im polnischen Zakopane den zweiten Teamwettbewerb im WM-Winter gewonnen, den Erfolg aber teuer bezahlt.

Cookie-Einstellungen

Markus Eisenbichler stand mit Tränen in den Augen am Auslauf, Bundestrainer Werner Schuster starrte fassungslos vor sich hin: Die deutschen Skispringer haben beim Teamweltcup in Zakopane ihren wohl traurigsten Sieg gefeiert. Ein schwerer Sturz von Debütant David Siegel überschattete den Erfolg der wie entfesselt auftretenden DSV-Adler - der 22 Jahre alte Schwarzwälder wurde unter großen Schmerzen auf einer Trage aus dem Stadion gebracht.

"Das ist extrem bitter. Es war so ein toller Wettkampf dieser jungen Mannschaft", sagte Schuster in der ARD: "Ich will nicht vorgreifen, aber wir haben wohl einen Sportler verloren für den Rest der Saison. Da ist wohl im rechten Knie etwas kaputt gegangen. David hätte uns für die WM sehr unterstützen können."

Schuster gab der Jury, die nach Flügen weit über Hillsize den Anlauf nicht verringert hatte, eine Mitschuld. "Natürlich war es auch Davids Fehler bei der Landung. Aber es war ein großer Fehler der Jury, nicht zu verkürzen", sagte der Österreicher, der höchst erregt mit den Offiziellen um FIS-Renndirektor Walter Hofer diskutierte.

Deutschland siegt ganz knapp vor Österreich

Auch wenn die DSV-Adler nach Siegels Sturz, der für Schockstarre an der Schanze sorgte, von ihrem zeitweise großen Vorsprung noch die Winzigkeit von 0,1 Punkten Vorsprung auf Österreich ins Ziel retteten (Dritter wurde Gastgeber Polen), konnte sich niemand im deutschen Team freuen. "Mir geht es gar nicht gut", sagte der Tourneezweite Eisenbichler: "Da brauche ich nur hinzuschauen und weiß, was los ist. Das ist einfach kacke."

Siegel war im zweiten Durchgang auf 142,5 m und damit einen Meter weiter als der bis zum Wettkampfbeginn gültige Schanzenrekord von Kamil Stoch (Polen) geflogen, konnte den Sprung aber bei der Landung nicht abfangen. Ihm droht das Aus für die WM in Seefeld (19. Februar bis 3. März) und den Rest der Saison.

Eisenbichler war kurz vor Siegel bereits zum Schanzenrekord von 143,0 m gesprungen, danach verkürzte die Jury den Anlauf aber nicht ausreichend. Auch nach Siegels Sturz ging die Weitenjagd weiter, und der Pole Dawid Kubacki verbesserte Eisenbichlers Marke um einen halben Meter.

Siegel, zuletzt in Val di Fiemme starker Fünfter, hatte in Zakopane sein ersten Teamwettkampf im Weltcup bestritten. Richard Freitag (Aue) wurde von Bundestrainer Werner Schuster nicht für den Teamwettbewerb nominiert. Damit verpasste der Sachse erstmals seit dem 1. März 2014 in Lahti ein Mannschaftsspringen im Weltcup.

Olympiasieger Andreas Wellinger (Ruhpolding) verzichtet nach zuletzt schwachen Ergebnissen auf die Wettkämpfe in Polen und steigt nach Trainingseinheiten in der Heimat erst am folgenden Wochenende in Sapporo/Japan wieder in den Weltcup ein.

Artikel und Videos zum Thema