Mit roter Nase und eisernem Willen ist Skispringer Karl Geiger auch in Lahti auf dem Podest gelandet, im Kampf um den Gesamtweltcup aber hat die deutsche Nummer eins weiter an Boden verloren. Im ersten Wettbewerb von der Großschanze im finnischen Wintersport-Mekka, dem 1000. Weltcupspringen der Geschichte, überzeugte der körperlich leicht angeschlagene Oberstdorfer mit Sprüngen auf 128,5 und 130,5 m sowie 279,1 Punkten als glänzender Zweiter.
Besser aber war wie zuletzt am Sonntag im rumänischen Rasnov sein großer Rivale Stefan Kraft (284,1). Der Österreicher baute mit seinem 21. Weltcupsieg den Vorsprung in der Gesamtwertung gegenüber Geiger vor den letzten fünf Saisonspringen auf nunmehr 138 Punkte aus.
Aufgeben aber wird Geiger nicht. "Ich schaue nur auf mich", beteuerte Geiger in der ARD. Die Rolle des Jägers scheint ihm dabei zu gefallen. "Das ist sensationell", sagte der 27-Jährige, der mit seiner Leistung "mega zufrieden" war. "Ich habe mich von Sprung zu Sprung gesteigert, es wurde immer besser", fügte er an. Als Dritter stieg der norwegische Skiflug-Weltmeister Daniel Andre Tande (273,3) aufs Podest.
Geiger stark - der Rest des deutschen Sextetts durchwachsen. Als Elfter verpasste Constantin Schmid (Oberaudorf/258,1), der fünf Tage zuvor in Rasnov als Dritter erstmals aufs Stockerl gestiegen war, die Top 10 knapp. Stephan Leyhe aus Willingen als 16. (253,9) und Dreifach-Weltmeister Markus Eisenbichler aus Siegsdorf als 17. (249,0) kamen mit der speziellen Schanze nicht so gut zurecht.
"Markus war im zweiten Durchgang drucklos, Stephan hat es auch nicht so gut hinbekommen", resümierte Bundestrainer Stefan Horngacher, der sich aber zumindest auf seinen Frontmann verlassen konnte. "Ich bin mit ihm sehr zufrieden, der zweite Sprung war sehr gut", sagte der Österreicher, der die Faust in die Höhe riss, als Geiger den weitesten Sprung des zweiten Durchgangs mit einem eleganten Telemark zuende gebracht hatte.
Den zweiten Durchgang der besten 30 verpasste dagegen neben Pius Paschke (Kiefersfelden/34.) auch Severin Freund auf Rang 46. Der Ex-Weltmeister aus Rastbüchl hatte am vergangenen Wochenende in Rasnov ein gelungenes Comeback nach 14-monatiger Zwangspause gegeben und war von Horngacher daraufhin für Lahti berücksichtigt worden.
Am Samstag findet in Finnland ein Teamspringen (16.00 Uhr) statt. Die größten Rivalen dürften nach dem Ausgang des ersten Einzelspringens vor allem die Österreicher sein, die angeführt von Kraft vier Springer in die Top 10 brachten. Die Slowenen lagen auf Augenhöhe mit dem deutschen Team.
Am Sonntag (15.30) folgt das zweite Einzelspringen. Der Wettbewerb am Freitag war als Ersatz für das ausgefallene Springen von Ruka ins Programm genommen worden.