Vierschanzentournee: Polens Skispringer dürfen nach negativen Corona-Tests in Oberstdorf starten

SID
Kamil Stoch und das gesamte polnische Team dürfen nun doch an der Tournee teilnehmen.
© getty

Rolle rückwärts in der Corona-Affäre: 24 Stunden nach ihrem Ausschluss dürfen die Polen nun doch beim Auftakt der Vierschanzentournee starten. Dennoch bleiben Fragen.

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Kamil Stoch war die Ruhe selbst. Während in seiner Heimat ein Sturm der Empörung über den Ausschluss der polnischen Skispringer vom Auftakt der Vierschanzentournee tobte, jonglierte der Volksheld im Teamhotel zur Ablenkung am ersten und letztlich einzigen Quarantäne-Abend bestens gelaunt mit bunten Kugeln. Der zweimalige Tourneesieger schien überzeugt: Diese Entscheidung wird nicht zu halten sein. Nach 24 Stunden Corona-Chaos behielt er recht - die Polen dürfen nun doch mitmischen.

"Wir sind ausgesprochen glücklich über diese Nachrichten, die auch gute Nachrichten für den Sport sind. Denn da sollte immer der Beste gewinnen", sagte Sandro Pertile, Renndirektor des Skiweltverbandes FIS, nachdem eine erneute Testreihe bei den Polen negativ ausgefallen war und das Gesundheitsamt Oberallgäu Stoch und Co. aus der Quarantäne entlassen hatte.

Dass die Polen, die nach dem positiven Test bei Klemens Muranka am Montag geschlossen aus dem Starterfeld von Oberstdorf genommen worden waren, nun doch um den Tourneesieg kämpfen dürfen, nahm selbst die Konkurrenz spürbar erleichtert auf. "Es ist eine der stärksten Nationen, und es sollen einfach die besten mitspringen", sagte der deutsche Nationaltrainer Stefan Horngacher.

Vorangegangen war eine 24 Stunden lange Corona-Posse, die selbst höchste politische Kreise aktiv werden ließ. Während der polnische Boulevard von einer "Schande" schrieb, schaltete sich das Sportministerium ein. Und die Oberstdorfer Veranstalter erhielten verstimmte Post vom Generalkonsulat in München. Diese hätten noch einmal sehr konkret "nach den Gründen gefragt", sagte Florian Stern, Generalsekretär des Oberstdorfer OK.

Springen in Oberstdorf mit 62 Startern ohne K.o.-System

Nach dem positiven Test bei Muranka am Sonntagabend war das Gesundheitsamt am folgenden Morgen im Teamhotel vorstellig geworden, hatte sämtliche Polen als "Kontaktgruppe 1" eingestuft und Quarantäne angeordnet. Die Tournee-Veranstalter schlossen daraufhin auch die negativ getesteten Springer um Titelverteidiger Dawid Kubacki und den zweimaligen Gesamtsieger Stoch aus.

Das Ergebnis einer zweiten Testreihe fiel bei allen - Muranka inklusive - negativ aus, lag aber erst während der Qualifikation am Montagnachmittag vor. Als dann am Dienstagmorgen auch ein dritter Test Entwarnung gab, entließ das Gesundheitsamt die Polen aus der Quarantäne. Sie wurden ins Feld für den Wettkampf am Dienstag integriert, das nun 62 Starter umfasste - die Qualifikation am Montag wurde für gegenstandslos erklärt.

Der Fall bleibt rätselhaft. Fakt sei laut Stern, dass die "erste Probe Murankas mehrmals nachgetestet wurde und definitiv positiv war". Das alles wirft Fragen nach der Tauglichkeit des Tournee-Testkonzepts auf. "Wir versuchen es anzupassen, um solche Fälle zu vermeiden", sagte Pertile und stellte obligatorische Doppeltests in Aussicht.

Corona-Tests bleiben ein Risiko

Die Polen durften aufatmen, gänzlich aus der Schusslinie sind sie aber nicht. Während andere Nationen wie Deutschland ein penibles Hygienekonzept fahren, müssen sich die Polen mindestens Nachlässigkeiten nachsagen lassen. Sie sollen am Sonntag gemeinsam in einem Kleinbus nach Oberstdorf gefahren sein, worauf auch Pertile anspielte: "Zehn Stunden in einem Minibus - da weiß man nicht, was passiert."

Das Gesundheitsamt nahm der FIS-Verantwortliche in Schutz: "In Zeiten eines harten Lockdowns müssen wir froh sein, so eine Veranstaltung durchführen zu können", sagten Pertile: "Im Gesundheitsamt arbeiten auch nur Menschen, wir sind froh, mit ihnen zusammenzuarbeiten."

Die Corona-Tests bleiben allerdings ein Risiko. Auch im deutschen Team hatte es einen positiven Fall bei einem Physiotherapeuten des B-Kaders unmittelbar nach der Anreise gegeben. "Auch der Physio wurde im Nachgang negativ getestet. Das ist eine ganz skurrile Situation", sagte Horngacher, "aber wir müssen uns jetzt auf den Sport konzentrieren."

 

 

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