Für Thomas Bach scheint der Weg frei zum Gipfel des Olymp. Der 56 Jahre alte Wirtschaftsanwalt wurde am Freitag durch die 122. IOC-Session in Vancouver zum dritten Mal seit dem Jahr 2000 zum Vizepräsidenten des Internationalen Olympischen Komitees gewählt.
"Ich bin überwältigt von diesem Ausdruck des Vertrauens und der Freundschaft, die dieser so breiten Zustimmung", sagte Bach nach seiner Wahl, bei der er 80 "Ja"- und 14 "Nein"-Stimmen erhielt. Er war erstmals ohne Gegenkandidat. "Die 14 Gegenstimmen sind Ausdruck einer demokratischen Wahl", so Bach.
Der Fecht-Olympiasieger von Montreal 1976 gilt mit Blick auf die 125. IOC-Session 2013 in Buenos Aires als Favorit auf die Nachfolge von Präsident Jacques Rogge. "Bach ist der Einzige, der momentan Chancen hat, sonst zeichnet sich noch niemand ab", sagte das deutsche IOC-Mitglied Walther Tröger.
Bach selbst wiegelte ab, meinte aber: "Es würde mich ehren, ich wäre gerührt, wenn ich der einzige Kandidat wäre. Aber für 2013 ist die heutige Wahl keine reale Grundlage."
Bach: "Frage nach Präsidentschaft stellt sich jetzt nicht."
"Ich freue mich, dass es erstmals keine Kampfabstimmung gab. Denn ich habe heiße Wahlgänge erlebt", meinte Bach, der die Frage nach der Präsidentschaft negiert. "Sie stellt sich jetzt nicht. Das wird man sehen, wenn die Zeit reif ist", sagt Thomas Bach, der beim Thema Rogge allerdings gern einräumt: "Unsere Philosophie von Sport und Aufgabe im IOC ist praktisch deckungsgleich."
Thomas Bach ist so erfolgreich, weil er die Klaviatur der Diplomatie virtuos beherrscht, als Pragmatiker fast nie taktische Fehler macht. So stieg er schnell auf nach der Wahl in die IOC-Exekutive (1996), heute 15-köpfiges Führungsgremium. 2000 in Sydney wurde er bei vier Mitbewerbern erstmals zum IOC-Vize gewählt.
Den Statuten gemäß kehrte er 2004 für zwei Jahre in die Exekutive zurück. 2006 in Turin hatte er beim Comeback als Vize noch einen Gegenkandidaten, diesmal bot ihm niemand die Stirn. Bach leitet heute die "Juristische Kommission" und die Kommission "Sport und Recht" im IOC.
Er ist zudem Vorsitzender der Disziplinarkommission, die vor allem im Fall von Dopingaffären bei Olympia auf den Plan gerufen wird. Neben ihm sind auch der Italiener Mario Pescante, der Chinese Yu Zaiqing und Ser Miang Ng (Singapur) IOC-Vize.
"Ich tue gerne, was ich tue"
Keine Frage: Bach, starker Motor der deutschen Bewerbung um Winter-Olympia 2018, ist jetzt im IOC schon mächtiger, als es zwei Landsleute als Vizepräsidenten jemals waren: der charismatische, 1996 verstorbene Willi Daume (1972-76) und Berthold Beitz (1984-88). Und er füllt seine Rolle ähnlich kompetent und unaufgeregt aus wie Walther Tröger einst als IOC-Sportdirektor (1983-90).
"Ich tue gern, was ich tue", sagt Bach, auch wenn er in seinem zweiten großen Amt viel mehr Zeitaufwand hat als erwartet. Im Sommer will der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) entscheiden, ob er sich am 4. Dezember um eine zweite Amtszeit bewirbt.
"Es muss geklärt sein, ob mich die Mitglieder wieder wollen. Und es ist für mich auch eine Frage des zeitlichen Engagements und des Arbeitsprogramms."