Bach: "Inspiration für olympische Idee wichtig"

SID
Thomas Bach seit Februar 2006 zum zweiten Mal Vizepräsident des IOC
© Getty

Am Samstag beginnen in Singapur die ersten Olympischen Spiele der Jugend. Im Interview spricht IOC-Vizepräsident Thomas Bach über die Ziele.

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Der internationale Sport schlägt am Samstag mit dem ersten Jugend-Olympia in Singapur (14. bis 26. August) ein neues Kapitel auf. 3600 Jugendliche aus aller Welt, darunter 70 Deutsche, sollen in 201 Disziplinen der 26 olympischen Sportarten aber nicht vordergründig um Medaillen kämpfen. Thomas Bach, Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), sagte: "Wichtig ist die Inspiration für die olympische Idee."

Frage:Das IOC geht mit dem ersten Jugend-Olympia in Singapur einen neuen Weg. Was verspricht man sich von der Einführung der Sommerspiele für 14- bis 18-Jährige? Ihnen folgen ja in zwei Jahren in Innsbruck die Winterspiele für die gleiche Altersklasse ...

Thomas Bach: Die Olympischen Jugendspiele bringen die größten Talente der Altersgruppe 14 bis 18 Jahre zusammen. Sie werden für die Sportlerinnen und Sportler in den meisten Fällen die erste olympische Erfahrung sein. Die Jugend soll so noch näher an den olympischen Sport und seine Werte Exzellenz, Freundschaft und Respekt herangeführt werden. Wir hoffen, dass die Teilnehmer in Singapur Freude haben. Dass sie es genießen, mit Athleten aus 204 weiteren NOKs zusammenzutreffen und Sport zu treiben, aber auch zu diskutieren und andere Kulturen kennenzulernen. Die Kombination aus Sport, Kultur und Erziehung wird auch dadurch wirken, dass alle 3600 Starter für die komplette Zeit der Spiele vor Ort sind und im Olympischen Dorf wohnen. Alle Athleten erleben die Olympischen Jugendspiele gemeinsam in einer unheimlich dichten Atmosphäre. Wer jemals in einem Olympischen Dorf gewohnt hat, weiß, was ich meine. Dieses Miteinander wird die Jugendspiele prägen. Ich bin fest davon überzeugt, dass es fröhliche Spiele werden. Spiele von der Jugend für die Jugend.

Frage: Die Idee fiel zu Beginn längst nicht bei allen Fachverbänden auf fruchtbaren Boden, auch in Deutschland nicht. Ziehen inzwischen alle mit?

Bach: Der DOSB schöpft seine maximale Quote von 70 Athleten voll aus. Schon daran sehen Sie, dass die Unterstützung für die Olympischen Jugendspiele gegeben ist. Die Jugendspiele sind ein neues Projekt, an dem alle olympischen Fachverbände mitwirken, die NOKs senden ihre besten Athleten. Aber wir dürfen natürlich nicht aus den Augen verlieren, dass wir in Singapur eine Premiere erleben, die im Anschluss genau analysiert werden muss. Es wird sicher Anpassungen geben.

Frage: Kaum jemand weiß die Wirkung des Events auf die breite Öffentlichkeit im Vorfeld wirklich einzuschätzen. Was spricht dafür, dass das erste Jugend-Olympia in Singapur ein Ereignis wird, der Beginn einer wirklich neuen Epoche?

Bach: Wenn 3600 Athleten aus 205 Nationalen Olympischen Komitees zusammenkommen und über 1500 Journalisten zur Berichterstattung akkreditiert sind, dann ist gewährleistet, dass die Jugendspiele auch medial wahrgenommen werden. Zumal die Jugendspiele durch die neuen Medien und sozialen Netzwerke eine eigene Dynamik entfalten können.

Frage: Welchen Einfluss kann Singapur auf die Entwicklung und Förderung des Nachwuchses haben, auch speziell in Deutschland? Einerseits scheint es von Vorteil, dass Talente schon im jungen Alter Grundlagen legen, durch die der Körper gut auf die Belastungen späterer Karrierejahre vorbereitet ist. Andererseits könnte die Gefahr drohen, dass junge Talente zu schnell an die Hochleistung herangeführt werden und die Entwicklung bei ihnen schon vorbei ist, bevor sie im Erwachsenenalter erst richtig beginnen soll ...

Bach: Wir erleben bei den Jugendspielen Athleten, die in vielen Fällen schon an Junioren-Welt- und Europameisterschaften teilgenommen haben und bei denen der Hochleistungssport zum Alltag gehört. Die meisten von ihnen träumen von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London oder 2016 in Rio de Janeiro. Die Jugendspiele sind eine Station auf dem Weg dorthin. Wenn die Jugendspiele das letzte große Ziel wären, dann bestünde die von Ihnen beschriebene Gefahr, aber das sind sie nicht. Natürlich wollen die Sportler dort ihre besten Leistungen erbringen, so soll es auch sein. Haben Sie schon einmal einen Leistungssportler getroffen, der ohne Siegeswillen am Start steht? Dieser Ehrgeiz ist Athleten eigen. Vonseiten des DOSB wird es jedoch keine Orientierung am Medaillenspiegel geben. Es kommt darauf an, dass die Athleten Motivation und Inspiration für die olympische Idee mit nach Hause nehmen.

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