China reagierte am Mittwoch entrüstet. "Bezüglich der Idee eines sogenannten gemeinsamen Boykotts von Olympia in Peking möchte ich betonen, dass es gegen die Olympische Charta geht, den Sport zu politisieren", sagte Sprecher Zhao Lijian vom chinesischen Außenministerium: "Und es beschädigt die Rechte und Interessen der Athleten aus jedem Land sowie die olympische Sache weltweit."
In Amerika wurden aus der Politik zuletzt Rufe nach einem Boykott laut, zudem forderten im Februar 180 Menschenrechtsorganisationen die Regierungen weltweit zum Fernbleiben auf. US-Präsident Joe Biden ließ die Tür dafür bislang grundsätzlich offen. Präsident Thomas Bach vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) hatte einen Boykott in den ARD-Tagesthemen im März als "falsche Antwort auf solche Fragen" bezeichnet.
Besonders die Verfolgung der Uiguren, einer muslimischen Minderheit, in der Region Xinjiang war immer wieder Anlass für Boykott-Forderungen. Price sprach im Fall Xinjiang von "Genozid". Er betonte aber auch, dass ein gemeinsames Vorgehen mit Verbündeten "mehr Einfluss auf Peking" habe. Lijian bezeichnete den Vorwurf des Völkermords als "die Lüge des Jahrhunderts - von vorne bis hinten".
Eine Entscheidung über einen Boykott zeichnet sich jedoch noch nicht ab. Die Spiele seien noch "weit weg, aber wir werden uns weiterhin mit Verbündeten und Partnern beraten, um unsere gemeinsamen Sorgen zu definieren und eine gemeinschaftliche Herangehensweise zu finden", so Price.
Die USA hatten bei den Olympischen Sommerspielen 1980 in Moskau einen Boykott aufgrund des Einmarschs der Sowjetunion in Afghanistan angeführt. Zahlreiche Ostblockstaaten revanchierten sich vier Jahre später bei den Spielen in Los Angeles.