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Mit ein paar Monaten "Verspätung", jeder Menge Corona-Kontroversen und ohne Zuschauer beginnen am Freitag die Spiele der XXXII. Olympiade. Endlich! Wir haben auf jeden Fall trotz allem noch Bock auf das größte Sportereignis der Welt - und die Athleten ebenso.
Rückblick: Mit 42 Medaillen landete Deutschland in Rio vor fünf Jahren auf Rang fünf des Medaillenspiegels. Das waren zwei Medaillen weniger als noch 2012 in London - und lag geraaaade noch im DOSB-Medaillenkorridor von 42 bis 71 Medaillen. Besagter Korridor wurde für Tokio übrigens abgeschafft.
Kann Deutschland das Ergebnis von Rio knacken? Na hoffentlich! Schließlich sind es zum Beispiel mit 339 Wettbewerben stolze 33 mehr als noch 2016, da müssen doch ein paar Elektroschrott-Edelmetalle für uns abfallen. Außerdem dürften die chaotischen letzten Monate für die eine oder andere Überraschung sorgen - warum sollten wir davon nicht profitieren? Und zu guter Letzt haben wir natürlich die schwarz-rot-goldene Brille auf!
Deshalb sagen wir für die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio für den Deutschen Olympischen Sport-Bund genau 62 Medaillen voraus. 21 Goldene, 17 Silberne und 24 Mal Bronze. 62? SPOX, habt ihr den Schuss nicht gehört? Klar, klingt vermessen. Aber gerade in unseren Spezialdisziplinen ist diesmal richtig was zu holen. Seht selbst.
Einen Absatz aus dem Rio-Medaillencheck können wir hier übrigens direkt übernehmen: Natürlich verstehen wir, dass die einzelnen Athleten "keinen Bock" auf die Medaillenzählerei haben. Deshalb, sollte hier ein Olympionike aus Rio mitlesen: Seht es nicht als Druck, sondern als Zeichen unserer Begeisterung und Vorfreude auf das größte Sportevent der Welt. Und dann gebt euer Bestes!
Badminton (5 Entscheidungen): 1x Bronze
Irgendwie wie Tischtennis ohne Tisch, dafür aber mit der Möglichkeit der Stop-Lob-Kombination. Und wie beim Tischtennis würde man am Shuttlecock chinesische Dominanz erwarten - aber der amtierende Weltmeister Kento Momota trägt die Nippon-Farben und Platz zwei und drei der Weltrangliste werden von den Dänen Viktor Axlesen und Anders Antonsen belegt. Hättet ihr nicht gedacht, was? Auch bei den Damen gibt es nur zwei Chinesinnen in den Top 10.
Die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Tokio sind leider noch etwas tiefer platziert. Fünf an der Zahl haben sich qualifiziert - und Mark Lamsfuß hat sogar Medaillenambitionen angemeldet. Etwas zu forsch angesichts seiner Weltranglistenplatzierung 749? Nö - gibt ja auch noch Doppel und Mixed! Ob mit Marvin Seidel oder Isabell Herttrich: Einmal kommt er durch.
Base- und Softball (2 Entscheidungen)
In London und Rio waren die männliche und weibliche Variante des Keulenballs nicht am Start, in Tokio spielt man erst einmal auf Bewährung. Passt aber wunderbar, schließlich ist Japan nach den USA Nummer zwei in Sachen Baseball-Verrücktheit.
Diese beiden Nationen sollten dann auch die Goldmedaille untereinander ausmachen, selbst wenn die MLB ihre Saison für die Spiele nicht unterbricht. Mehr noch: Für die Stars aus der größten Liga der Welt gab es sogar ein Olympia-Verbot. So fällt Werbung für den Sport schwer. Im Softball gibt es für die US-Girls keine wirkliche Konkurrenz, deutsche Teams sind nicht qualifiziert.
PS: Mann, wird das deprimierend, wenn Homeruns auf gähnend leeren Tribünen einschlagen. Scheiß Corona!
Basketball (4 Entscheidungen)
Geile Sache, wie das Herrenteam vor ein paar Wochen die Olympia-Quali rockte und sich erstmals seit Peking 2008 für die Endrunde qualifizierte. Und das trotz dem unversichert fehlenden Dennis Schröder und der, hm, nun ja, unschönen Kontroverse mit Reizfigur Joshiko Saibou. Ob man in diesem Fall jetzt für zweite Chancen ist oder nicht: Besser hat er das deutsche Team auf jeden Fall gemacht.
So gut, dass sogar eine Medaille drin ist? Naja, gibt ja keine Kleinen mehr, auch die USA verlieren mit ihrer Rumpftruppe mittlerweile gefühlt jedes zweite Testspiel, Argentinien und Spanien sind nicht mehr so gut wie früher, bla bla bla. Insofern wollen wir es nicht komplett ausschließen - und haben schon einmal den Antrag gestellt, Tokio im Falle des Falles in Rödlheim umzubenennen.
Was gibt's sonst noch zu sagen? 3x3-Basketball ist diesmal auch olympisch. Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, dass der Dreier heutzutage einfach zu dominant geworden ist!!1!!1Elf!!! Schlechter Scherz beiseite, wird sind schon gespannt, wie sich der Debütantenball so anschauen lässt, wenn auch ohne deutsche Beteiligung.
Bogenschießen (5 Entscheidungen): 1x Silber
Liiiiisaaaaa! Sensationell holte Frau Unruh vor fünf Jahren Silber - und wenn der Wind im Finale damals nicht so bitterböse geweht hätte, wer weiß, was noch drin gewesen wäre. Andererseits hieß die Gegnerin im Finale Hyejin Chang und kam aus Südkorea. Zur Stärke der Koreaner am Recurvebogen kann man eigentlich nur sagen: Schaut, dass Ihr bei der nächsten Zombie-Apokalypse einen in Eurer Gruppe habt.
Diesmal hat sich neben Unruh auch ihr Göttergatte Florian qualifiziert, dazu gehören Charline Schwarz und Michelle Kroppen dem Damenteam an. Die könnten im Teamwettbewerb durchaus wieder für eine Überraschung sorgen. Also lehnen wir uns mal aus dem Fenster und sagen: Das gibt wieder Silber! Aber auch nur dann, wenn alle fleißig Fischerhüte tragen.
Boxen (13 Entscheidungen)
"Der gebürtige Armenier Harutyunyan, der übrigens auch den schwarzen Taekwondo-Gürtel trägt, hat seit über einem Jahr keinen Fight mehr verloren - wäre doch gelacht, wenn die Serie ausgerechnet in Rio reißt!"
So nachzulesen im Medaillencheck für Rio anno 2016. Natürlich verlor Harutyunyan dann im Halbfinale bekanntlich gegen Collazo Sotomayor, holte anschließend aber immerhin noch Bronze. Deshalb versuchen wir es an dieser Stelle mit umgekehrter Psychologie: Ammar Abduljabbar (91kg), Hamsat Shadalov (57kg) und Nadine Apetz (69kg), das wird doch niemals was! Packt den Mundschutz wieder ein, außer blauen Flecken ist in Tokio nichts zu holen.
Den Hipstern unter Euch sei derweil empfohlen, alle 13 Gewichtsklassen genau im Auge zu behalten, damit ihr in zehn Jahren beim fetten WM-Vereinigungskampf gelangweilt lächelnd sagen könnt, Ihr hättet den amerikanischen/kubanischen/usbekischen Herausforderer schon auf dem Schirm gehabt, als er sich noch mit Kopfschutz prügelte. Und wenn wir schon dabei sind: Herzliche Bitte an das IOC, Boxen offiziell in "Faustkämpferei" umzubenennen.
Fechten (12 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Bronze
Back to the Roots, lieber Fechtsport: Wer zuerst am Torso blutet, hat verloren. Hält doch keiner aus mit den simultan blinkenden Ampeln und dem ständigen Umsonstgejubele der maskierten Recken. Schließlich ist der Tanz auf der Planche auch so schon spannend genug, und zwar durchgehend seit 1896. Deutschland ist mit den Säbel- und Florett-Teams der Herren vertreten, bei den Damen ist nur Florett-Künstlerin Leonie Ebert dabei.
Da sich das DFeB-Team im Vergleich zu Rio deutlich vergrößert hat (von vier auf neun), könnte diesmal auch die Bilanz besser ausfallen - damals ging man nämlich leer aus. Beide Mannschaften haben Chancen, außerdem glänzt der Säbel von Max Hartung irgendwie golden. Wir haben's im Urin!
Fußball (2 Entscheidungen): 1x Bronze
Die Popularitätswerte von Junior-Bundestrainer Stefan Kuntz sind spätestens bei der vergangenen EM noch einmal in die Höhe geschnellt. Bei seinem Team gilt seit Jahren die Maxime, dass die Mannschaft mehr wert ist als die Summe ihrer Teile. Außerdem macht das Social-Media-Team der U21 einen absoluten Bombenjob. Und der Kampf gegen Rassismus ist ohnehin ein hehres Ziel.
Umso bitterer, dass Kuntz mit einer absoluten Rumpftruppe gen Japan aufgebrochen ist. Nur 18 Spieler sind in den Flieger gestiegen, vier Plätze konnten gar nicht gefüllt werden. Okay, Max Kruse zählt mindestens doppelt, stimmt schon, und mit einer Extraportion Mannschaftsgeist im Gepäck ist wie 2016 eine Medaille drin. Trotzdem: schade.
Noch bitterer ist allerdings, dass sich die deutschen Damen, immerhin Titelverteidiger(!), nicht einmal für die Endrunde qualifiziert haben. Eine eher stiefmütterliche Behandlung des Turniers an sich und nur drei Plätze für europäische Teams machte es möglich: Die Niederlage im WM-Viertelfinale 2019 gegen Schweden bedeutete das Olympia-Aus. Deutschland und Frankreich nicht dabei, Sambia, Neuseeland und Chile aber schon. Okay, dann geht Gold halt mal wieder an die USA.
Gewichtheben (14 Entscheidungen)
Hach, was war das schön mit Matthias Steiner 2008 und seiner Goldenen bei den ganz schweren Jungs. Seitdem schauen wir auf der Bohle regelmäßig in die Röhre, reißen nichts mehr und stoßen viel zu früh an unsere Grenzen. Naja, so fällt es immerhin leichter, die Veranstaltung als glorifizierten Pharma-Vergleich abzutun, wo der Schweiß zwischen den Gewichten zu 50 Prozent aus Anabolika besteht. Deutsche Athletinnen (Sabine Kusterer/59 kg, Lisa Marie Schweizer/64 kg) und Athleten (Simon Brandhuber/61 kg, Nico Müller/81 kg) natürlich ausgenommen.
Spaß beiseite. Doping-Image hin oder her, es ist ja schon beeindruckend, was in diesen Wettbewerben alles gestemmt wird. BVDG-Präsident Florian Sperl freute sich einen Wolf darüber, dass wir im Quartett vertreten sind ("Damit haben wir nicht gerechnet.") und wir wollen diesem das Olympia-Highlight auch nicht madig machen. Nur in Sachen Edelmetall, da sind wir leider chancenlos.
Golf (2 Entscheidungen): 1x Silber
Dem Golfsport geht es bei Olympia ein bisschen wie dem Tennis: Olympia-Gold ist zwar nett und alles, aber eben doch nicht vergleichbar mit einem Major. Im Gegensatz zur Filzball-Absagenflut (s.u.) sind aber die meisten Schwergewichte vertreten, von Bryson DeChambeau über Rory McIlroy bis hin zu Jon Rahm. Auf dem traditionsreichen Kasumigaseki Country Club in Saitama - estd. 1929! - wird diesmal eingelocht, und zwar ohne Cut nach den ersten zwei Runden. Die deutschen Fahnen halten Maximilian Kieffer, Hurly Long, Caroline Masson und British-Open-Championesse Sophia Popov hoch. Letztere schlägt auch diesmal zu und muss sich nur Inbee Park aus Südkorea beugen. Überhaupt, Südkorea: Von den Top 500 der Weltrangliste kommen bei den Damen stolze einhundertundfünfzig aus dem Land der Morgenstille. Was ist da los?
Olympia 2021: Die besten deutschen Athleten bei Sommerspielen
Name | Sportart | Medallien |
Birgit Fischer | Kanu | 8x Gold, 4x Silber |
Isabell Werth | Dressurreiten | 6x Gold, 4x Silber |
Reiner Klimke | Dressurreiten | 6x Gold, 2x Bronze |
Kirstin Otto | Schwimmen | 6x Gold |
Hans Günter Winkler | Springreiten | 5x Gold, 1x Silber, 1x Bronze |
Kornelia Ender | Schwimmen | 4x Gold, 4x Silber |
Roland Matthes | Schwimmen | 4x Gold, 4x Silber, 4x Bronze |
Katrin Wagner-Augustin | Kanu | 4x Gold, 1x Silber, 1x Bronze |
Kathrin Boron | Rudern | 4x Gold, 1x Bronze |
Ludger Beerbaum | Springreiten | 4x Gold, 1x Bronze |