Der Deutschland-Achter zieht mit einer Glanzleistung ins Olympia-Finale von Tokio ein. Auch die weiteren deutschen Boote überzeugen.
Richard Schmidt grinste breite. "Was bin ich froh, dass ich diesen blöden Hoffnungslauf jetzt nicht fahren muss", sagte der Ruder-Routinier des Deutschland-Achters und blinzelte in die unbarmherzig brennende japanische Mittagssonne: "Ich musste noch nie einen fahren. Und darauf hatte ich auch hier gar keine Lust."
Mit einem grandiosen Kraftakt hatte sich zuvor die Besatzung des deutschen Flagschiffs um London-Olympiasieger Schmidt einen Umweg zum ersehnten Gold in Tokio erspart: Sieg im hammerharten Vorlauf vor den unerwartet starken Amerikanern, damit das direkte Ticket für das große Finale am Freitag gesichert - dieses gab es nur für die beiden Erstrundensieger.
Bundestrainer Uwe Bender war deshalb auch rundum zufrieden. "Man muss schon in sehr guter Form sein, um so ein Ding abzufackeln", sagte er, nachdem seine Jungs in der Gluthitze auf dem Sea Forest Waterway trotz brutalen Anfangstempos der USA ganz cool geblieben waren und souverän mit anderthalb Sekunden Vorsprung gesiegt hatten.
Weil die Vorläufe angesichts drohender stürmischer Bedingungen am Montag um zwei Tage vorverlegt wurden, haben die deutschen Ruderer nun reichlich Zeit, um sich auf den Angriff auf das erste Olympia-Gold seit 2012 vorzubereiten. Der große Rivale Großbritannien hingegen kam im zweiten Rennen nur auf Platz drei und muss deshalb am Mittwoch im Hoffnungslauf kräftezehrend nachsitzen.
Deutschland-Achter greift nach der Goldmedaille
"Die sind physisch so stark, die können daran sogar wachsen. Ich habe die Briten für das Finale immer noch auf dem Zettel", sagte Schlagmann Hannes Ocik. Damit es für ihn nach zuletzt drei WM-Titeln auch mit der olympischen Krönung klappt, fordert er: "Wir müssen kühlen Kopf bewahren, uns von dem ganzen Trubel nicht beeinflussen lassen, weiterarbeiten und uns auf das eine Rennen konzentrieren, das noch vor uns liegt."
Auch die weiteren deutschen Boote steuerten auf Erfolgskurs. Einen Tag nach ihrem kapitalen Einbruch im Vorlauf erreichte Leonie Menzel mit Annekatrin Thiele souverän das Halbfinale im Doppelzweier am Sonntag. "Heute geht es mir schon wieder deutlich besser. Gestern war einfach der Ofen aus", sagte Menzel, die am Freitag im Rollstuhl weggefahren werden musste, nach Platz zwei im Hoffnungslauf.
Im Leichtgewichts-Doppelzweier zogen auch Jonathan Rommelmann und Jason Osborne problemlos als Vorlaufsieger ins Halbfinale am Dienstag ein. Auch Stephan Krüger und Marc Weber erreichten im Zweier sicher das Halbfinale am Sonntag.