Mit der wohl besten Übung seiner bisherigen Laufbahn hat sich Lukas Dauser am Barren für das Finale qualifiziert - und Chancen auf Silber. Bei den Turnerinnen fließen dagegen die Tränen.
Lukas Dauser hätte allen Grund gehabt, ein bisschen Eigenlob zu betreiben. Seine Übung am Barren: Kategorie Weltklasse. Seine Chancen auf eine Medaille: sehr realistisch. Der deutsche Mehrkampf-Meister blieb bei aller ausgelassenen Freude dennoch ein Teamplayer - typisch. "Ich bin so stolz, ein Teil dieses geilen Teams zu sein. Wir haben keine einzige Übung verturnt, das muss man sich mal vorstellen", sagte Dauser über den aus seiner Sicht "absolut gelungenen Tag".
Genau diese Perfektion konnten die deutschen Kunstturnerinnen einen Tag später nicht nachahmen. Die Schützlinge von Bundestrainerin Ulla Koch leisteten sich exakt einen Patzer zuviel - und nach dem undankbaren neunten Platz flossen besonders bei Sarah Voss die Tränen. Die Kölnerin stürzte vom Schwebebalken und hatte auch beim Sprung Probleme.
"Ich bin ein Stück enttäuscht von meiner Leistung, sie war nicht gut", sagte Voss mit verheulten Augen. Allerdings fiel auch die ehemalige Schwebebalken-Weltmeisterin Pauline Schäfer aus Chemnitz von ihrem eigentlichen Paradegerät.
Immerhin: Die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz sicherte sich nicht nur einen Platz im Stufenbarren-Finale, sie wird auch im Mehrkampf zusammen mit Kim Bui (beide Stuttgart) noch einmal antreten. Dennoch trauerte sie dem verpassten Teamfinale nach: "Platz neun ist natürlich hart."
Auch Dausers Teamkollegen turnen am Optimum
Nicht nur Sportsoldat Dauser aus Unterhaching ging mit der zweitbesten Barrenkür aller Teilnehmer nahezu an sein Limit, auch seine drei Teamkollegen turnten am Optimum und erreichten durchaus überraschend mit Rang sechs das Mannschafts-Finale am Montag (12.00 Uhr MESZ). Dauser und auch der Berliner Philipp Herder stehen zusätzlich noch in der Mehrkampf-Entscheidung am Mittwoch (12.15 Uhr MESZ).
Doch die einzige realistische Medaillenchance bei den Männern besitzt der 28 Jahre alte Dauser. In einem extrem starken Teilnehmerfeld waren 15,733 Punkte der zweitbeste Wert. Und da geht noch mehr. "Bei der Ausführung kann ich noch ein bis zwei Zehntelpunkte herausholen. Und die Schwierigkeit von 6,7 auf 6,8 Punkte aufstocken", versicherte Dauser.
Daher kommen dem diesjährigen EM-Dritten die beiden Finals am Montag und am Mittwoch auch gelegen, um im Wettkampfrhythmus zu bleiben und weiter an seiner Paradeübung zu feilen. Denn die Medaillen am Barren werden erst am 3. August (10.00 Uhr/MESZ) verteilt.
gettySimone Biles trotz zweier Fehlerchen an der Spitze
Bis dahin wird Simone Biles schon einiges an Edelmetall eingesammelt haben. Die Rekord-Weltmeisterin lag trotz zweier Fehlerchen im Mehrkampf an der Spitze und wird auch an allen vier Geräten um die Medaillen kämpfen. Mit der US-Riege allerdings erreichte im Vorkampf nur Rang zwei hinter ROC und vor China.
Ihren achten und wahrscheinlich letzten olympischen Auftritt legte Oksana Chusovitina hin. Die 46-Jährige Usbekin , die 2008 und 2012 für Deutschland bei Olympia an den Start ging, verpasste beim Sprung die erhoffte Final-Qualifikation. "Vielleicht lasse ich Paris 2024 aus und komme 2028 nach Los Angeles", scherzte die Mutter eines 24 Jahre alten Sohnes.