Die belarussische Leichtathletin Kristina Timanowskaja darf nach ihrem Hilferuf vom Sonntagabend offenbar nach Polen reisen und soll dort Asyl erhalten. Dies sagte ihr Ehemann am Montag dem Büro der Nachrichtenagentur AFP in der ukrainischen Hauptstadt Kiew.
"Sie wird wahrscheinlich nach Polen gehen", erklärte Arseni Zdanewitsch. Er selbst sei von Belarus nach Kiew geflohen. Er sagte weiter, dass er hoffe, seiner Frau "in naher Zukunft" nach Polen zu folgen. "Ich glaube, es wäre auch für mich nicht sicher, dort (in Belarus; d.Red.) zu sein", führte der 25 Jahre alte Fitnesstrainer aus.
Der stellvertretende polnische Außenminister Marcin Przydacz erklärte, die Sprinterin stehe in "direktem Kontakt" mit polnischen Diplomaten in Tokio und Warschau. Man werde "alles Notwendige tun, um ihr zu helfen, ihre sportliche Karriere fortzusetzen". Polen ist ein entschiedener Kritiker seines östlichen Nachbarn und beheimatet eine wachsende Zahl von Belarussen.
Im Interview mit der belarussischen Sportwebsite tribuna.com am Sonntagabend äußerte Timanowskaja ihre Sorge, Belarus sei für sie "nicht mehr sicher" und sie habe "Angst, sie könnten mich ins Gefängnis stecken".
Laut der Belarusian Sports Solidarity Foundation (BSSF), einer Nicht-Regierungsorganisation des osteuropäischen Landes, wird Timanowskaja im Verlauf der Woche in Polen erwartet.
Die 24-jährige Timanowskaja hatte die Nacht zum Montag in einem Hotel am Tokioter Flughafen Haneda verbracht, nachdem sie über die Sozialen Medien die Angst geäußert hatte, gegen ihren Willen zurück nach Belarus gebracht zu werden. Dabei hatte sie auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) um Hilfe angerufen.
IOC bestätigt: Timanowskaja in Sicherheit
IOC-Sprecher Mark Adams bestätigte am Montagvormittag, Timanowskaja sei "in Sicherheit", der Ringeorden habe erneut Kontakt zu ihr gehabt und das belarussische NOK aufgefordert, schriftlich zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen.
Am Montagvormittag stand die Sprinterin ursprünglich in der Startliste für einen Vorlauf über 200 m bei den Olympischen Sommerspielen. Das belarussische NOK erklärte öffentlich, dass Timanowskaja "aufgrund ihres emotionalen und psychologischen Zustands" nicht mehr an den Spielen teilnehmen könne.
Auslöser der Affäre war offenbar ein mittlerweile gelöschtes Video, das Timanowskaja bei Instagram gepostet hatte. Darin kritisierte sie den belarussischen Leichtathletikverband. Timanowskaja gab an, sie sei gezwungen worden, am 4x400-Rennen teilzunehmen, weil der Verband nicht die Anzahl ausreichender Dopingkontrollen für die Athletinnen gewährleistet habe, die für die Staffel vorgesehen waren.