"Es klingt gut, der Beste der Geschichte zu sein": Michael Jung holt zweite Goldmedaille für Deutschland - und stellt 88 Jahre alten Rekord ein

SID
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Das dritte Einzelgold nach 2012 und 2016, die insgesamt vierte olympische Medaille: Michael Jung untermauerte in Versailles seinen Status als bester Vielseitigkeitsreiter der Geschichte.

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Michael Jung riss sich die Kappe vom Kopf, als wolle er vor seiner eigenen Leistung den Hut ziehen, dann gab er seinem vierbeinigen Superhelden Chipmunk einen dicken Kuss: Deutschlands goldener Reiter hat sich vor der Kulisse von Schloss Versailles zum neuen Sonnenkönig der Vielseitigkeit gekrönt.

Zudem gewann der nun viermalige Olympiasieger als Erster seiner Zunft zum dritten Mal nach 2012 und 2016 Gold im Einzel.

Die historische Bedeutung dieser beeindruckenden Bilanz konnte Jung erstmal gar nicht so recht fassen.

"Es klingt gut, der Beste der Geschichte zu sein, das macht mich sehr stolz", sagte er, räumte aber ein, "das alles noch gar nicht so richtig zu realisieren". Vielleicht half da die Umarmung seines dreijährigen Sohnes Lio, der den berühmten Papa gar nicht mehr loslassen wollte.

"Ich hab echt wacklige Knie", sagte der völlig überwältigte Jung am ARD-Mikrofon: "Ich kann mich nur immer wieder bei meinem Pferd bedanken, er hat mich wieder gerettet auf der letzten Linie."

Dreimal, so Jung, habe er auf die Ergebnistafel gucken müssen, "ob es auch wirklich stimmt. Ich bin völlig geflasht, ich muss das irgendwie erstmal verinnerlichen."

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Silber und Bronze gehen an Christopher Burton und Laura Collett

Hinter Jung platzierten sich der Australier Christopher Burton mit Shadow Man und die Britin Laura Collett mit London 52. In der Teamwertung heißt der Olympiasieger erneut Großbritannien, Silber und Bronze gingen an Frankreich und Japan.

Für die Equipe von Bundestrainer Peter Thomsen reichte es nach dem Sturz von Christoph Wahler im Gelände nur zum enttäuschenden 14. Platz.

Jung ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen. Mit einem eleganten Tanz in der Dressur, einem atemberaubenden Flug durch das Gelände und zwei echten Krimis im Springen eroberten der Reitmeister und Chipmunk fast schon mit aufreizender Leichtigkeit den Olymp von Versailles.

Für das Team D war es die zweite Medaille in Paris nach dem Olympiasieg von Schwimmer Lukas Märtens über 400 m Freistil am Samstag.

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Jung: Fabelergebnis von 21,80 Minuspunkten

Den Weg zum historischen Sieg hatte Jung schon am Sonntag bereitet. Nach der Dressur lag er auf Rang zwei, seine Nullrunde im perfekten Geländeritt hievte ihn dann vorbei an Collett an die Spitze des Rankings - er hatte den Sieg in der eigenen Hand.

Und Jung machte es so richtig spannend. Zunächst riss er eine Stange im ersten Springen, ein Abwurf von Collett am letzten Hindernis brachte ihn aber wieder in die Pole Position.

"Ich hätte besser reiten müssen", sagte Jung, behielt im letzten Springen aber die Nerven. Nach vier Prüfungen stand das Fabelergebnis von 21,80 Minuspunkten zu Buche.

Jung stellt 88 Jahre alten Rekord ein

Am Schloss von Versailles, dem ehemaligen Reich von Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV., stellte Jung neben der Einzel-Bestmarke auch den 88 Jahre alten Rekord für die meisten Olympiasiege überhaupt in der Vielseitigkeit ein.

Er schloss mit Titel Nummer vier zur niederländischen Legende Charles Pahud de Mortanges auf, dieser hatte zwischen 1924 und 1932 ebenfalls viermal triumphiert.

Tokio-Olympiasiegerin Julia Krajewski, die erst kurz vor den Spielen für Sandra Auffarth in die Mannschaft gerückt war, präsentierte sich mit ihrem jungen Nickel erneut stark. Sie meisterte die zwei Runden am Montag ohne Hindernisfehler und wurde in der Einzelwertung mit insgesamt 26,90 Minuspunkten Elfte.