"Da werden wir nur ein oder zwei Bier brauchen, um noch mehr in Stimmung zu kommen", sagte Boll nach dem 3:1 gegen Hongkong im kleinen Finale.
Für den Matchwinner, der mit zwei Punkten den größten Anteil am Erfolg hatte, gehen damit anderthalb Jahre ohne Alkohol zu Ende.
"Die Jungs haben dafür gelebt. Sie haben es sich richtig verdient. Ohne harte Zeiten geht so etwas nicht", sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf und gab seinen Bronze-Jungs Boll, Dimitrij Ovtcharov und Bastian Steger einen Freifahrtsschein: "Für den Rest des Jahres können sie spielen, was sie wollen."
"Er ist ein großer Sportler"
Wie schon vor vier Jahren beim Silbergewinn in Peking avancierte Timo Boll zum Matchwinner. Im vierten Spiel zwang er Jiang Tianyi nach einem Rückstand noch mit 3:1 in die Knie und die deutschen Männer feierten nach dem Bronzegewinn im Einzel durch Ovtcharov die zweite Medaille.
"Wir wollten sie auffressen, jetzt sind wir satt. Bronze war alles, was wir holen konnten. Das war unser Finale, und wir haben diese Medaille verdient", sagte Boll. Vor allem für den WM-Dritten war der dritte Platz eine große Entschädigung nach dem frühen Aus im Einzel.
Von der sportlichen Leitung gab es für den Star des Teams viele lobende Worte. "Timo hat sich nach der Enttäuschung im Einzel wieder erholt. Viele zerbrechen an so etwas. Er ist ein großer Sportler", sagte Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig.
Mit zwei Medaillen haben seine Athleten die Zielvorgabe des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) übertroffen.
Erfolgsdoppel getrennt
Bis zum Gewinn der Medaille war es zumindest für den passionierten Langschläfer Timo Boll ein schwieriger Weg gewesen. Noch um 7.30 Uhr hockte der WM-Dritte am Mittwochmorgen verschlafen am Frühstückstisch, wenige Stunden später legte er mit seinem 3:0 gegen Leung Chu Yan in nur 17 Minuten den Grundstein zur Medaille.
"Ein Elf-Uhr-Spiel ist eine echte Aufgabe für mich", hatte Boll zuvor noch tiefstapelnd gesagt. Doch am Tisch bewies der 31-Jährige, dass er nach der Enttäuschung im Einzel rechtzeitig zum Mannschafts-Wettbewerb in Top-Form gekommen ist.
Ovtcharov hatte das deutschen Team durch ein umkämpftes 3:1 gegen Tang Peng bereits 2:0 in Führung gebracht. Doch Bundestrainer Roßkopf wollte Boll unbedingt im Einzel einsetzen, sodass im Doppel die Erfolgskombination Boll/Steger gesprengt wurde.
"Wir hatten schon vorher über die Situation geredet. Und Timo hat dann im ersten Einzel ein super Spiel gemacht", sagte Roßkopf. Stattdessen verloren Steger und der nicht gerade als guter Doppelspieler bekannte Ovtcharov 0:3 gegen Leung/Jiang und machten die Partie noch einmal spannend. Doch am Ende war erneut auf Boll Verlass.
Gold für Chinas Tischtennis-Männer
Die chinesischen Männer haben erwartungsgemäß die Goldmedaille im Mannschaftswettbewerb gewonnen. China bezwang im Finale Südkorea 3:0. Ma Long setzte sich zunächst mit 3:1 Sätzen gegen Ryu Seungmin durch. Im zweiten Spiel baute Olympiasieger Zhang Jike nach einem 3:1 gegen Joo Saehyuk Chinas Vorsprung auf 2:0 aus, ehe das Duo Wang/Zhang nach einem 3:0 gegen Oh Sangeun/Ryu den Sieg perfekt machte.