68 Mal Edelmetall? Alles noch im Korridor!

Stefan Petri
05. August 201614:43
Franz Anton und Jan Benzien starten für Deutschland im Rio im Kanugetty
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44 Medaillen gewannen die deutschen Olympioniken anno 2012 in London. In Rio de Janeiro sollen es mehr werden. SPOX nimmt im großen Medaillencheck alle Sportarten unter die Lupe und wagt eine Prognose: 23 Goldmedaillen! Unrealistisch ist das allerdings nicht - sagt selbst der DOSB.

Rückblick: Geschmeidige 82 Medaillen hatte SPOXanno 2012 für die Spiele in London prognostiziert, darunter 27 Mal Gold. Am Ende wurden es elf Olympiasiege bei insgesamt 44 Mal Edelmetall.

Wer jetzt aber denkt, wir hätten für Rio die schwarz-rot-goldene Brille abgesetzt, der geht an der Copacabana wohl auch freiwillig ins Wasser! Mit 449 Athletinnen und Athleten stellt der DOSB hinter den USA und Gastgeber Brasilien das drittgrößte Team, die Russen machen bekanntlich ein paar Podestplätze frei - und in Rio haben wir bislang ja eigentlich immer Gold geholt.

Der vom DOSB ausgegebene Medaillenkorridor sieht 42 bis 71 Medaillen vor. Das können wir ein bisschen genauer - und sagen nach eingehender Prüfung genau 68 Medaillen voraus: 23 Mal Gold, 18 Mal Silber und 27 Mal Bronze.

Wir haben uns jede einzelne Sportart in alphabetischer Reihenfolge vorgenommen und die Starterlisten nach deutschen Medaillenkandidaten durchforstet. Optimistisch? Klaro, aber immer noch im Rahmen des Korridors, und die Zahlen aus London sind definitiv zu knacken.

Übrigens: Natürlich verstehen wir, dass die einzelnen Athleten "keinen Bock" auf die Medaillenzählerei haben. Deshalb, sollte hier ein Olympionike aus Rio mitlesen: Seht es nicht als Druck, sondern als Zeichen unserer Begeisterung und Vorfreude auf das größte Sportevent der Welt. Und dann gebt euer Bestes!

Badminton: 1x Bronze

"Ich fahre nicht nach Rio, um mich an den Strand zu legen. Eine Medaille muss mein Ziel sein", formulierte Ex-Europameister Marc Zwiebler seine Erwartungen an den Wettbewerb im Riocentro Sports Complex äußerst angriffslustig. Mit 32 Jahren wird es wohl auch seine letzte Chance auf olympisches Edelmetall sein. Klar, die asiatische Armada, angeführt vom chinesischen Shuttlecock-Scharfschützen Lin Dan, wird die Titel wohl wieder unter sich aufteilen, aber Zwiebler hat zuletzt eine gute Frühform bewiesen und geht an Platz 12 gesetzt ins Turnier. Das Viertelfinale ist drin, und dann fehlt ja nicht mehr viel. Prognose: Zwiebler wächst über sich hinaus und schlägt bei seiner Abschiedsvorstellung im Spiel um Platz drei zu.

Das übrige Aufgebot hat mit den Entscheidungen wohl nichts zu tun, aber wir wollen nicht unter den Teppich kehren, dass der DBV zum ersten Mal bei allen fünf Disziplinen (2 Einzel, 2 Doppel, Mixed) Athleten am Start hat. Karin Schnaase vertritt die Damen, im Herrendoppel sollte sich das erfahrene Duo Michael Fuchs/Johannes Schöttler achtbar schlagen.

Basketball:

Beinahe hätte es noch einmal für einen krönenden letzten Olympia-Auftritt von Döööörk gereicht, aber die DBB-Herren scheiterten zunächst bei der Heim-EM in Berlin und verpassten anschließend auch die mögliche Hintertür durch das Ausrichten eines Qualifikationsturniers. So können sich Dirk Nowitzki und Dennis Schröder von der Couch aus anschauen, wie die US-Boys die Konkurrenz zum dritten Mal in Folge wegfideln werden. Ist die Konkurrenz aus Spanien oder Argentinien in den letzten Jahren doch eher schwächer geworden. Da dürften auch die Absagen von Superstars wie Steph Curry oder LeBron James nicht ins Gewicht fallen. Unser Tipp: Blütenweiße Weste bei Ergebnissen von 112:61 oder 89:57. Im Endspiel werden übrigens die Franzosen vermöbelt. Merci, de rien!

Aber halt! Zwei Deutsche sind trotzdem in Rio dabei, nämlich die Referees Robert Lottermoser und seine Kollegin Anne Panther. Auf geht's, Robert: Pfeif dich mit guten Leistungen ins Finale und dort den einen oder anderen Schrittfehler gegen Durant und Konsorten.

Beachvolleyball: 1x Gold

War das geil vor vier Jahren, als sich Julius Brink und mySPOX-Legende Jonas Reckermann in London sensationell zu Gold blockten und schmetterten. Achtung, Spoiler: Auch diesmal wird die deutsche Nationalhymne gespielt! Und zwar für Laura Ludwig und Kira Walkenhorst. Die Europameisterinnen waren zuletzt kaum zu bezwingen und zeigten unter anderem Legenden wie der Amerikanerin Kerri Walsh die Grenzen auf. "Beim Aufschlag und Block-/Feldabwehr sind sie einfach so viel besser als alle anderen", staunt auch Brink, mittlerweile verdienter Beachvolleyball-Rentner. Zuletzt gewann das Damen-Duo souverän die Generalprobe der Major Series in Klagenfurt, und das klappt auch vor 12.000 frenetischen Fans im brasilianischen Sand. Vielleicht ja gegen die Lokalmatadoren Agatha/Barbara - übrigens keine pensionierten Krimischreiberinnen, wie es die Namen vermuten ließen.

Mit den Stuttgarterinnen Karla Borger und Britta Büthe, die bei der WM 2013 auch schon Silber holten, hat der DVV ein weiteres Ass im Ärmel. Auch hier ist eine Medaille nicht ausgeschlossen, weiß Rink: "Beachvolleyball bei Olympia ist wie DFB-Pokal." Also alles möglich. Das Männerduo Markus Böckermann/Lars Flüggen gehört nicht zum erweiterten Favoritenkreis, weiß dafür aber, wo man sich entscheidende Tipps abholen könnte.

Bogenschießen:

"Es ist wesentlich einfacher, bei Olympia eine Medaille zu holen, als sich dafür zu qualifizieren", wusste Bundestrainer Oliver Haidn unlängst zu berichten. Ja, öh. Soll uns das Mut machen? Schließlich haben die deutschen Mannschaften beide die Quali für Rio verpasst: Beim Quali-Turnier in Antalya verfehlte man über die 70-Meter-Distanz zu oft das Schwarze, deshalb gab es lediglich Quoten-Startplätze für Lisa Unruh und Florian Floto. Die könnten bei einem guten Tag zwar die Top Ten knacken, doch es wird aller Voraussicht nach bei den Team-Bronzemedaillen von 1996 und 2000 bleiben. Gold geht sowieso nach Südkorea, das seit über 40 Jahren dominiert und das Robin-Hood-Gen wohl irgendwie schon mit der Muttermilch weitergibt oder so. Einzige Chance für Unruh/Floto: In Strumpfhosen antreten und bei Fehlschüssen mit Verweis auf das Drehbuch eine zweite Chance verlangen.

Boxen: 1x Gold, 1x Bronze

Wie war das doch gleich? Als für Rio überraschenderweise auch wieder Box-Profis zugelassen wurden, handelte man die ganz großen Namen. Floyd Mayweather? Manny Pacquiao? Oder sogar Wladimir Klitschko? Pustekuchen, die hatten allesamt keinen Bock. Die Börsen sind wohl nicht hoch genug. An den Punkterichtern kann ja es nicht liegen, die sollen laut Guardian nämlich genauso empfänglich für Korruption und skandalöse Urteile sein wie die Pendants der großen Verbände.

Und damit ist klar: Wenn nicht mindestens zwei Medaillen für den DBV herausspringen, dann wurde ganz klar gemogelt und verschoben. Ganz heißer Kandidat auf Edelmetall ist Weltmeister Artem Harutyunyan (Halbwelter), ebenso wie Superschwer-Kollege Erik Pfeifer aus Lohne. Der gebürtige Armenier Harutyunyan, der übrigens auch den schwarzen Taekwondo-Gürtel trägt, hat seit über einem Jahr keinen Fight mehr verloren - wäre doch gelacht, wenn die Serie ausgerechnet in Rio reißt! Außenseiterchancen hat im gut bestückten Männerkader außerdem Arajik Maturjan im Weltergewicht. Die drei Gewichtsklassen der Damen werden dagegen leider ohne deutsche Beteiligung geboxt

Fechten: 1x Bronze

Es ist extrem bitter, Freunde, aber es ist nicht minder wahr: Unsere großen Zeiten auf der Planche sind wohl erst einmal vorbei - und nichts macht das so deutlich wie die verpasste Qualifikation von Britta Heidemann. Gold mit dem Degen 2008, Silber 2012, Couch 2016. Ob die 33-Jährige weitermacht, ist offen. In ihrem Schatten haben sich mit Max Hartung (Säbel), Matyas Szabo (Säbel), Peter Joppich (Florett) und Carolin Golubtytskyi (Florett) nur vier Athleten qualifiziert, die Mannschaften sind überhaupt nicht dabei, und nur Joppich bringt den großen Namen und einigermaßen realistische Medaillenchancen mit. "Wir sind am Tiefpunkt", musste DFeB-Präsident Dieter Lammer eingestehen. Da im nicht immer gerade durchschaubaren Fecht-Wertungssystem, das manchmal eher wild gewordenen Ampeln gleicht, aber immer auch Überraschungen möglich sind, prognostizieren wir zumindest einen Höhepunkt. Hartung, Szabo oder der vierfache Weltmeister Joppich - einer kommt durch.

Fußball: 1x Silber, 1x Bronze

Mit dem WM-Titel der Herren im Rücken fliegt zum ersten Mal seit 1988 wieder ein deutsches Herrenteam zu den Spielen. Vielleicht ohne die ganz großen Stars, aber dann müssen es eben die deutschen Tugenden richten. Mit Julian Brandt, Max Meyer und Leon Goretzka kann Coach/Vaterfigur Horst Hrubesch in der Offensive durchaus Kreativität aufbieten, und die Jungs werden brennen wie Zunder, um ihm seinen Abschied von der großen Bühne zu versüßen. Jedes Spiel wolle man gewinnen, hat Hrubesch angekündigt, und am Ende auch eine Medaille holen. Absolut realistisch - auch nach dem Remis gegen Mexiko. In der Vorrunde geht es noch gegen Südkorea und Fidschi, sollte klappen. Und am Ende steht vielleicht ein Endspiel im Maracana an, von dem auch endlich Matthias Ginter seinen Enkeln erzählen kann. Der absolute Favorit ist aber natürlich Brasilien, mit Neymar und dem Ex-Leverkusener Renato Augusto. Auch deshalb, weil Argentinien, Kolumbien und eben auch der DFB auf die ganz großen Namen verzichten.

"Alle tätowiert, alle haben Ohrringe": Hrubesch fordert mehr Meinungsstärke

Bei den Damen gab es in der Olympia-Historie bislang dreimal Bronze. Bundestrainerin Silvia Neid hat bei ihren schon fünften Spielen sogar explizit Gold als Ziel vorgegeben. Bei der WM 2015, als man mit Platz 4 die Medaillen verpasste, habe "die Kaltschnäuzigkeit" gefehlt, diesmal seien die Spielerinnen frischer. Muss man auch sein, schließlich könnte es schon im Viertelfinale gegen die Französinnen gehen. Schlägt man die Equipe, muss man eigentlich nur noch vor den Amerikanerinnen um Carli Lloyd und Hope Solo Angst haben. Die führen die stärkste Mannschaft ins Feld und haben dem vierten Gold in Serie alles untergeordnet - die Japanerinnen sollen gerüchteweise immer noch Alpträume vom WM-Endspiel haben. Gibt es das Traumfinale zwischen den USA und Deutschland - oder funken die Brasilianerinnen dazwischen? Der Beweis, dass wir alt werden: Marta ist mittlerweile auch schon 30.

Gewichtheben:

Matthias Steiner eroberte in Peking die deutschen Herzen im Sturm. Im Vergleich zu 2008 kommt er heutzutage aber eher wie ein halbes Hemd daher - und dementsprechend schmal sind die Chancen, in Rio etwas zu reißen. (hehe) Die Devise beim DOSB muss deshalb lauten: Gürtel enger schnallen. Zwar sind die vollgepumpten Russen nicht am Start, dafür insgesamt gleich fünf deutsche Starter. Doch mit Edelmetall wird es eher nichts. Schließlich sind immer noch Nadel-affine Nationen wie China oder Nordkorea am Start. Und wenn man es mal ganz nüchtern analysieren will, dann sind wir halt auch keine Gewichtheber-Nation. Bundestrainer Oliver Caruso will mit Superschwergewichtler Almir Velagic eine Medaille abstauben, aber dessen höchste Gefühle waren bisher Rang acht. Da sehen selbst wir ausnahmsweise schwarz - es sei denn, Steiner stößt noch einmal dazu.

Golf: 1x Silber

Stell dir vor, es ist Olympia-Golf - und keiner geht hin. Erstmals seit 1904 ist der Sport wieder olympisch, aber wegen Zika (und wohl auch fehlendem Zaster und festgezurrten Zeitplänen) hat mehr als die halbe Weltelite abgesagt, darunter die Top 4 der Rangliste. "Ein Major ist der Gipfel unseres Sports und stets wichtiger als Olympia", erklärte Rory McIlroy lapidar. Keine Angst, Rory: Bei derartigem Interesse dürfte es ein kurzes Olympia-Gastspiel werden.

Par 10 zur PGA Championship: Selbst Neymar puttet besser als Rory!

Bis dahin steigen allerdings die Chancen von Deutschlands Nummer eins Martin Kaymer, der sich bei der PGA Championship vor wenigen Tagen in starker Form präsentierte und am Ende auf Rang sieben ins Klubhaus kam. "Olympia, das deutsche Team, das Olympische Dorf, all das werden neue Erfahrungen", sagte er dem SID. Bei so viel Motivation und so wenig Konkurrenz ist die Medaille absolut realistisch! Darüber hinaus sind Alex Cejka, Sandra Gal und Caroline Masson dabei. Bei den weltbesten Damen ist die Motivation auf Rio allerdings ungleich größer. Dementsprechend schwer dürfte es werden, an den Topstars wie Lydio Ko (Neuseeland) oder Inbee Park (Südkorea) vorbeizukommen.

Handball: 1x Bronze

"Ey, SPOX, so pessimistisch kennen wir euch ja gar nicht! Spanien abgekocht und sensationell Europameister geworden - und jetzt nur Bronze?" Richtig, erfundener User, es gibt leider nur Bronze. Gold ist nicht unmöglich, aber man muss dann doch konstatieren, dass die Bad Boys von Dagur Sigurdsson bei der EM über ihren Verhältnissen gespielt haben. Kein einziger Spieler im Kader hat Olympia-Erfahrung. Steffen Weinhold ist nicht fit. Und in der Vorbereitung lief längst nicht alles glatt. Zu wenig Aggressivität, auch in der Abwehr. Dazu fehlt der unbedingte Wille, konstatierte DHB-Vize Bob Hanning gegenüber dem SID. Kann also klappen, muss aber nicht. Deshalb rechnen wir mit einer Leistungssteigerung und dem Einzug ins Halbfinale, bevor Dänemark oder Frankreich schlicht und ergreifend besser sind. Überhaupt werden die Franzosen ganz schwer zu schlagen sein. Es könnte der letzte Gala-Auftritt von Karabatic, Omeyer und Co. werden, bevor ihr Stern langsam untergeht.

SPOX-Power-Ranking : Come on, Bad Boys!

Hockey: 1x Gold, 1x Bronze

Klingt irgendwie ungewohnt, aber wenn unsere Vorhersagen eintreffen, dann sind die Mannschaftssportarten echte Medaillenlieferanten. Fangen wir mit den Männern an: Gold in Peking. Gold in London. Und nun? Das Triple! Die Truppe von Coach Valentin Altenburg hat das Olympia-Gen und kann auch ohne den bisherigen Erfolgscoach Markus Weise bärenstarke Leistungen abliefern. Die letzten Tests gegen Weltmeister Australien und Kanada gingen verloren, aber da ging es ja auch nur um die goldene Ananas. Man sei stolz, die "gejagte Nation" zu sein, so Altenburg, der pünktlich zu Rio unberechenbarer spielen will. Den Europameister aus Holland bezwang man zuletzt, Oranje wartet auch in der Vorrunde wieder.

Am Selbstbewusstsein wird der Titelverteidiger nicht scheitern. "Es gibt keine Hockeynation weltweit, die eine positive Bilanz gegen Deutschland hat", betont Altenburg stolz. In Rio zeigen die Jungs, warum das auch so bleibt. Die Damen gehörten in den letzten Jahren nicht mehr zur absoluten Weltspitze, die Holländerinnen, aber auch die richtig guten Argentinierinnen sind ein Stückchen weg. Trotzdem zeigte der dritte Platz in der World League im Dezember, dass in Topform einiges möglich ist. Das Viertelfinale ist Pflicht, danach fehlt nur ein Sieg, um die Medaillen anzuvisieren. Am Ende darf nicht nur Herrencoach Altenburg jubeln, sondern auch seine Frau Lisa. Die stürmt nämlich bei den Damen.

Judo: 1x Gold, 1x Silber, 1x Bronze

"Wir stehen selten genug derart in der Öffentlichkeit, daher müssen wir in Rio liefern. Ohne Medaille dürfen wir eigentlich nicht nach Hause kommen", gab Peter Frese vom Deutschen Judo-Bund die Richtung vor. Sehen wir ähnlich. Vor allem wollen wir nach Yvonne Bönisch 2004 und Ole Bischoff 2008 wieder ganz oben auf dem Treppchen stehen. Die Chancen stehen gut: Karl-Richard Frey gehört in der Klasse bis zu 100 kg als Vizeweltmeister zu den absoluten Favoriten. Bei den Damen war Martyna Trajdos auch schon Europameisterin. Da die Top-Nationen wie Japan oder Frankreich je nur einen Athleten pro Gewichtsklasse ins Rennen schicken durften, steigen unsere Chancen. Bei 13 deutschen Teilnehmern (in 14 Disziplinen) sind die vom DOSB angepeilten 3-4 Medaillen drin, zumal jeweils zweimal Bronze vergeben wird.

Kleiner Tipp: Wenn ihr ein paar Sekunden über habt, dann zieht euch den Franzosen Teddy Riner rein. Der 27-Jährige ist mit 2,04 Metern und über 130 Kilo ein absoluter Koloss, der bei seinen Gegnern im Bademantel-Beinstellen unkontrollierten Schüttelfrost auslöst. Der erfolgreichste Judoka aller Zeiten ist seit 2010 unbesiegt, woran sich auch nichts ändern sollte. Finale ist am Freitag, 12. August um 22.20. Und sein Gegner tut uns jetzt schon Leid.

Kanu: 4x Gold, 2x Silber, 3x Bronze

Schickt die Medaillen doch gleich mit der Post, liebes IOC! Dann ersparen sich die deutschen Asse immerhin das Paddeln in der Plörre vor den Stränden Rios. Gut, soweit wird es wohl nicht kommen. Dann holen sich die Kanuten ihr Edelmetall eben auf die altmodische Art. Denn wenn wir eines können, dann durchs Wasser pflügen. In allen 16 Wettbewerben in der Bahn und im Wildwasser ist der DKV vertreten, teilweise mit absoluten Favoriten wie Olympiasieger und Weltmeister Sebastian Brendel im Canadier-Einer. Im Kajak gehören Tina Dietze (K2 und K4) oder Franziska Weber (K2 und K4) zur Weltspitze, im Slalom holt Sideris Tasiadis nach Silber in London diesmal Gold. Außerdem haben wir die Weltmeister Franz Anton und Jan Benzien im C2 im Programm. Freunde, da geht einiges!

Leichtathletik: 2x Gold, 3x Silber, 2x Bronze

Hier geht's zum Favoritencheck der Leichtathletik

Moderner Fünfkampf: 1x Gold

Bei den Damen kristallisiert sich schon im Vorfeld ein spannender Zweikampf heraus: Laura Asadauskaite aus Litauen, Olympiasiegerin von London, Europameisterin. Gegen Lena Schöneborn, Olympiasiegerin von Peking, Weltmeisterin 2015. Wer schießt, fechtet, schwimmt, reitet und läuft besser? Mit 29 ist Schöneborn nach eigener Aussage "ein alter Hase", vielleicht auf dem Zenit ihrer Schaffenskraft angelangt, die letzten Ergebnisse im Weltcup waren überragend. Sie ist das Gesicht der Sportart und setzt sich erneut die Krone auf. Bei den Männern freuen sich Christian Zillekens und Patrick Dongue über die gelungene Qualifikation.

Radsport: 3x Gold, 3x Silber, 3x Bronze

Straße, Bahn, BMX, Mountainbike - nicht überall ist der BDR gleich prominent vertreten, doch in der Summe könnte eine stattliche Ausbeute herausspringen. Auf dem Asphalt gehört Lisa Brennauer im Rennen und gegen die Uhr zu den besten Starterinnen und darf auf eine Medaille hoffen. Zeitfahr-Koryphäe Tony Martin dürfte es angesichts des welligen Terrains schwerer haben, abschreiben sollte man ihn allerdings nur auf eigene Gefahr. Auf der Bahn, ja, da klingelt es! Kristina Vogel kann sowohl im Einzel als auch an der Seite von Miriam Welte auf Gold hoffen, ebenso wie der Männer-Teamsprint, Keirin-Weltmeister Joachim Eilers, Omnium-Fuchs Roger Kluge ... Die Konkurrenz gerade bei den Männern ist groß, so ist ja auch Bradley Wiggins, Tour-Sieger von 2012, wieder auf dem schrägen Oval unterwegs. Dennoch: Die Sprints sind unser Ding. In den BMX-Kategorien haben wir nichts zu bestellen, dafür stellen wir auf dem Mountainbike die 44 Jahre alte Sabine Spitz. Die hat in Peking Gold geholt und ist verrückterweise immer noch für eine Medaille gut.

Reiten: 4x Gold, 1x Silber, 2x Bronze

Jetzt, da sich Wunderpferd Totilas nur noch um den Nachwuchs kümmert, ist bei der Dressur-Equipe wieder Ruhe eingekehrt. Traditionell ist im Viereck niemand so gut wie wir, und gerade die Mannschaft hat Gold fest eingeplant. Kristina Bröring-Sprehe ist Weltranglistenerste, Dorothee Schneider deutsche Meisterin, dazu Sönke Rothenberger und natürlich die ewige Isabell Werth. Oh, und wenn alle Stricke reißen, wartet noch Hubertus Schmidt. Hubertus - geil! In Sachen Namen und Status stehen Dressurreiter eben nur knapp unter dem Hochadel (kein Wunder, dass sich Bröring-Sprehe im Vorfeld nicht für den Playboy nackig machen wollte). Was ist im Einzel? Auch da kann eigentlich jedes deutsche Ross eine Medaille gewinnen, die Konkurrenz kommt aus den Niederlanden und mit Titelverteidigerin Charlotte Dujardin von der Insel. Drei Medaillen in den beiden Entscheidungen sind realistisch.

Die Springreiter? "Unsere Spitzenpferde sind alle top in Schuss. Ich würde sie bis Rio am liebsten in eine Glasvitrine stellen, damit nichts mehr drankommt", tönte Bundestrainer Otto Becker, der unter anderem die lebende Legende Ludger Beerbaum an den Start bringt. Auch hier rechnen wir mit mehrfach Edelmetall. Military? Da verteidigen wir mit Titelverteidiger Michael Jung das Doppelgold aus London. Um es mit dem Namen von Andreas Ostholts Pferd zu sagen: So is et. Dem nach Chlor stinkenden Rio-Wasser hat man übrigens vorgesorgt und die Pferde schon in Deutschland an Apfelschorle gewöhnt. Prost!

Ringen: 1x Gold, 1x Bronze

Erinnert ihr euch noch daran, dass Ringen 2013 kurzzeitig von Olympia ausgeschlossen wurde? Nicht mehr zeitgemäß und so. Papperlapapp! Griechisch-Römisch und Freistil sind schließlich seit 1896 dabei - und das ist nach der einen oder anderen Reform auch in Rio so. Der Deutsche Ringer-Bund bringt sieben Männlein und Weiblein an den Start, allesamt im griechisch-römischen Stil. Wir hoffen vor allem auf Frank Stäbler, der in der Klasse bis 66 Kilo schon bei der WM 2015 in Las Vegas alle Gegner auf der Matte dominierte und den Titel holte. Bei den Damen ist Aline Focken (bis 69 kg) amtierende WM-Dritte, auch sie wiederholt ihren Erfolg. Ansonsten sollte man ein Auge auf die Russen - jup, die sind dabei - und die Japanerinnen haben. Saori Yoshida hat zwölf WM-Titel und drei Olympiasiege auf dem Konto, ihre Landsfrau Kaori Icho steht bei zehnmal WM-Gold.

Rhythmische Sportgymnastik:

Ein reiner Frauensport! Sexismus! Diskriminierung! Buuuh! Andererseits: passt schon. Die deutsche Meisterin Jana Berezko-Marggrander ist am Start, ebenso das deutsche Team. Medaillen mit Band, Keulen, Seil und Reifen gegen die Osteuropäerinnen zu holen, bleibt aber nur ein schöner Traum.

Rudern: 1x Gold, 2x Silber

Schockschwere Not! Deutschland war eigentlich immer Rudern, der Deutschland-Achter die Gold-Garantie schlechthin. Aber in Rio schicken wir in nur zehn von 14 Klassen Boote an den Start - und der Achter wurde in Luzern vom Oranje-Schlitten distanziert. "Die Holländer sind Olympia-Favorit", sagt dementsprechend auch Trainer Ralf Holtmeyer. Was wir nicht glauben wollen! Der Achter muss als Erster über die Ziellinie! Darüber hinaus machte der Damen-Doppelvierer zuletzt immer fleißig Fahrt und hat eine Medaille sicher, das männliche Pendant kann das Podest zumindest angreifen. Wir legen uns auf drei Medaillen fest, wie schon in London. Zweimal Gold wird es diesmal aber leider nicht.

7er-Rugby:

Sieben Mann (bzw. Frau) pro Team, ein Spiel dauert zweimal sieben Minuten - es wird eine Menge Punkte geben beim Olympia-Comeback des Sports in seiner fettreduzierten Light-Variante. Aus deutscher Sicht gestaltet sich die Chose leider recht simpel: Männer und Frauen verpassten das Turnier. Deshalb drücken wir vor allem den Fidschi-Männern die Daumen: Sie könnten die erste Goldmedaille überhaupt für den Zwergenstaat im Pazifik holen. "Die ganze Nation betet für diese Mannschaft", betonte Premier Frank Bainimarama. Bloß keinen Druck! Ansonsten sind die üblichen Rugby-Verdächtigen aus Australien, Neuseeland oder Südafrika stark.

Schießen: 1x Gold, 2x Bronze

Wusstet ihr, dass es drei Disziplinen gibt? Pistole, Gewehr - und Flinte! Wieso erfahren wir das erst jetzt? Hoffentlich handelt es sich um Vorderlader-Musketen, mit Steinschloss und Zündkraut. Frei nach dem Motto: "Über Kimme und Korn stets nach vorn." Bei Gleichstand wird dann flugs das Bajonett aufgespannt und ... kleiner Scherz. Wird aber trotzdem lässig, zumal wir nach guten Ergebnissen zuletzt das Trauma von London überwinden konnten. Drei Medaillen erhofft sich der deutsche Schützenbund, unter anderem von Daniel Brodmeier und Henri Junghänel am Gewehr oder Christian Reitz mit der Pistole. Auch da hätten wir Verbesserungsvorschläge: K.o.-System, Paintball-Munition, Rücken an Rücken, zehn Schritte ...

Schwimmen: 1x Gold, 1x Bronze

Kleine Geschichtsstunde: 1896 gab es in Athen die Disziplin "Matrosenschwimmen", bei der nur Matrosen der im Hafen von Piräus liegenden Kriegsschiffe teilnehmen durften. Modernisiert könnte man daraus eine Art Triathlon machen: Von Flugzeugträger zu Flugzeugträger schwimmen, dann hochklettern, und dann die Landebahn entlang. Genug gealbert - und Daumen gedrückt für Marco Koch! Im Becken gab es 2012 keine einzige Medaille, diesen Fluch könnte der Weltmeister über seine 200 Meter Brust brechen. Als Weltmeister ist er Favorit - und haut einen raus! Darüber hinaus gibt es noch einmal Bronze, vielleicht ja von Europameisterin Franziska Hentke über 200 Meter Schmetterling oder sensationell von Paul Biedermann über die 200 Freistil. Im Freiwasserschwimmen gehen wir nach dem Rücktritt von Thomas Lurz dagegen leer aus. Trotzdem: Es geht aufwärts. "Wir rutschen näher ran", weiß auch Bundestrainer Henning Lambertz.

Sind mal keine Deutschen im Wasser, richten sich so ziemlich alle Augenpaare dieser Welt auf Michael Phelps. 18 (!) Mal Olympiagold hat der Flaggenträger der USA schon auf dem Konto, über zwei Schmetterlingstrecken und die Lagenstaffel sollen weitere folgen. Landsfrau Katie Ledecky dürfte ebenfalls abräumen - und wir hoffen einfach auf irre Rennen wie z.B. die Freistilstaffel 2008 in London. Gänsehaut, bis heute!

Segeln: 1x Silber

Neu im Programm in Rio: Nacra17-Katamarane und 49erFX-Skiffs. Wir sind keine Experten, glauben aber, dass es sich dabei um Boote handeln könnte. Alternativ auch Space Shuttles. Zehn Entscheidungen macht das Summa Summarum, sechs sind vom DOSB besetzt worden. Die besten Chancen in der Drecksbrühe vor Rio hat Vizeweltmeister Philipp Buhl im Laser. Gute Trainingsbedingungen könnten diesmal ein Nachteil sein - hoffentlich hat er im umgekippten heimischen Gartenteich oder im Klärbecken seiner Heimatstadt Sonthofen geübt, um sich auf die Verhältnisse vor Ort vorzubereiten. Erik Heil/Thomas Plößel könnte im 49er etwas reißen, vielleicht auch Ferdinand Gerz/Oliver Szymanski im 470er. Auch das sind Boote. Glauben wir. Hey, auch wenn es keine Medaillen werden sollten, ist eine Sache ganz klar: Schließt bitte sämtliche Körperöffnungen, bevor ihr ins Wasser geht - so haben schon Pandemie- oder Zombiefilme angefangen ...

Synchronschwimmen:

Riesenskandal! Wie jeder weiß, muss das Wasser im Trainingsbecken einer ordentlichen Synchronschwimmerin mindestens 26 Grad warm sein und darf nur um ein Grad abweichen. Weil die russischen Ladies aber zu dominant sind - seit 2000 wurden alle Goldmedaillen in dieser Disziplin gesweept - hat man ihnen offenbar Eiswasser ins Trainingsbecken von Rio gekippt. Die armen Grazien mussten nach dem Training heißen Tee trinken und Bademäntel anziehen, um sich nicht zu verkühlen. Alles nur ein Trick, um der Sbornaja die Goldene zu klauen - zumindest, wenn man die Russen selbst fragt. Vertraut uns: Das wird trotzdem nicht helfen, auch wenn die Chinesinnen aufgeholt haben. Deutsche Damen sind nicht am Start, und Herren der Schöpfung auch nicht. Denn während die bei Weltmeisterschaften schon mittun dürfen, ist Olympia immer noch in weiblicher Hand. Was dem US-Synchronschwimmer Bill May überhaupt nicht passt: "Ich würde es lieben, bei Olympia teilzunehmen. Sobald sie den Wettbewerb für Männer öffnen, werde ich da sein." Na dann!

Taekwondo: 1x Silber

Acht Wettbewerbe mit insgesamt 32 Medaillen (jeweils zweimal Bronze) werden ausgefochten, und da erweist sich Deutschlands Multi-Kulti-Kultur wieder einmal als Vorteil: Mit Levent Tuncat (58 kg), Tahir Gülec (80 kg) und seiner Schwester Rabia Gülec (67 kg) haben unsere drei Kämpfer allesamt türkische Wurzeln. Und gute Medaillenchancen noch dazu! Tuncat ist dreifacher Europameister, Tahir Gülec sogar Ex-Weltmeister. Mindestens einer kommt durch und verbessert unser Ergebnis aus London (1x Bronze). Dabei soll es diesmal sogar ganz besonders transparent zugehen: Die World Taekwondo Federation WTF stattet in Rio nicht nur die Brustprotektoren, sondern auch den Kopfschutz mit elektronischen Sensoren aus. Außerdem wurde der Ring in ein Oktagon umgewandelt, um es den Punktrichtern leichter zu machen. Auch stark: Jeder Kämpfer kann sich eine individuelle Einlaufmusik aussuchen. Wir sind gespannt, was Steven Lopez, fünffacher Weltmeister und "König des Taekwondo", aussucht. R. Kelly vielleicht? Hauptsache, Gülec tritt ihm im Finale ein paar vor den Latz.

Tennis: 1x Gold, 1x Bronze

Rebound Ace. Kennste, Angie? Genau! Auf dem gleichen Untergrund hast du im Januar in Melbourne Serena Williams geschlagen! Die ist zwar auch in Rio dabei, aber nach ihrem Sieg in Wimbledon bist du wieder dran. Gold-Angie und damit endgültig die Nachfolgerin der Gräfin. Geil wird das! Wobei wir ja auch Annika Beck und Laura Siegemund mindestens das Viertelfinale zutrauen ...

Bei den Männern sieht es nach den Absagen von Sascha Zverev, den wir zu gern gesehen hätten, und Doppel-Ass Pille Petzschner etwas düsterer aus, aber immerhin hat Olympia Philipp Kohlschreibers Terminkalender diesmal nicht eiskalt erwischt - er ist dabei und hat einiges gutzumachen. Wir drücken die Daumen. Geht außer Kerber noch was? Da viele Doppel und auch das Mixed zwangsläufig zusammengewürfelt werden, sind Überraschungen immer möglich. Ein zweites Schüttler/Kiefer-Drama vielleicht nicht, aber ein Pärchen holt uns auch noch Bronze. Das Männerfinale dürfte mit Djokovic und Murray übrigens auch lustig werden: Andy hat ja gefühlt die letzten 12 Aussie-Open-Finals gegen Nole verloren. Läuft es diesmal besser?

Tischtennis: 2x Silber, 1x Bronze

Wie Bolle hat sich Timo gefreut, als der 35-Jährige Fahnenträger und damit Nachnachfolger von Dirk Nowitzki wurde. Vielleicht der "Höhepunkt seiner Karriere", sei das, schwärmte er. Mit so viel Good Vibrations im Rücken wäre es nur recht und billig, wenn er auch im Einzel noch einmal angreift und die Überraschung anpeilt. Machen wir uns nichts vor: Ma Long und Zhang Jike aus dem Reich der Mitte dürften unangreifbar sein, aber dahinter kann Boll jeden schlagen - und wenn er es nicht packt, dann wiederholt zumindest Dima Ovtcharov als bester Nicht-Chinese der Welt seine Bronzemedaille von London. Im Team gilt man zurecht als "best of the rest" und kann erst im Finale auf China treffen. Macht nach Adam Riese Silber! Was gibt es bei den Damen zu holen? Drei Ladies unter den Top 20 der Rangliste, darunter Han Ying auf Platz acht - auch hier ist Edelmetall im Team realistisch. Also schwingt die Paddel, Leute! Wir haben nur eine Frage: Warum ist Rundlauf eigentlich noch nicht olympisch???

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Turnen: 2x Bronze

Hach ... die Zeiten, in denen Fabian Hambüchen der Nation liebster Milchbubi war, der mit Nerd-Brille und unfassbarem Latissimus Dorsi am Reck verzückte, sind wohl vorbei. Mittlerweile ist aus Fabi der 28 Jahre alte Herr Hambüchen geworden, der aufgrund einer lädierten Schulter nur in letzer Sekunde überhaupt grünes Licht geben konnte. Dementsprechend sind "wunderbare Momente" wichtiger als eine Medaille - aber man wird ja wohl noch träumen dürfen. Er und Kollege Andreas Bretschneider, ebenfalls am Reck, sind in den Einzeldisziplinen die einzigen Hoffnungsträger, im Team könnten aber sowohl Herren als auch Frauen bei einem guten Finaltag für Aufsehen sorgen. Zu gucken gibt es in der Rio Olympic Arena sowieso immer etwas. Japans Supermann Kohei Uchimura zum Beispiel, der im Mehrkampf nur geschlagen werden kann, wenn die Konkurrenz strategisch ein paar Pokemon platziert. Oder Epke Zonderland, der am Reck kreiselt wie andere sonst nur auf dem Pauschenpferd. Bei den Damen stehen die US-Girls wie immer im Mittelpunkt. Simone Biles, dreifache Weltmeisterin, wird nicht zu Unrecht schon als vielleicht beste Turnerin aller Zeiten gehandelt. Und mit Russland wurde auch die Konkurrenz nach Rio durchgewunken. Dem Showdown steht also nichts im Wege.

Trampolin:

Nur Fliegen ist schöner! Leonie Adam vom MTV Stuttgart ist die einzige deutsche Starterin in dieser Disziplin. "Ich sehe das realistisch, das Finale werde ich nicht erreichen", so die 23-Jährige. Soviel Realismus ist uns zwar eigentlich fremd, aber selbst wir liebäugeln hier nicht mit Edelmetall. Genieß einfach die Zeit, Leonie. Gold machen derweil andere unter sich aus. Zum Beispiel der Chinese Dong Dong oder die kanadische Titelverteidigerin und Dreifach-Salto-Spezialistin Rosannagh MacLennon. Zehn Sprünge pro Übung, die in der Summe einen steifen Nacken beim Publikum und Schleudertrauma bei den Athleten bewirken müssten. Bauchlandungen sind übrigens ausdrücklich erlaubt.

Triathlon:

"Die olympische Distanz und die Ironman-Distanz sind vergleichbar mit einem Marathon und einem 5-km-Lauf auf der Bahn. Da ist der Zug für mich abgefahren, das ist dann schon zu spezifisch." So drückte sich Jan Frodeno unlängst aus, frischgebackener Weltrekordhalter über die Langdistanz. Schon ein blöder Mist, irgendwie: Gefühlt siegen wir jedes zweite Jahr beim Ironman auf Hawaii, aber in Rio sind wir wohl letztlich ohne Medaillenchancen, weil 1,5 Kilometer Schwimmen in der Brühe, gefolgt von 40 km Radfahren und 10 km Laufen zu kurz für uns sind. Oder anders ausgedrückt: Wir sind zu gut! Höchstens Anne Haug kann bei den Damen um das Podest mitkämpfen, vier Startplätze hat der DOSB erst gar nicht besetzt. Wird am Ende wohl auf Gold für den Spanier Mario Mola und die Amerikanerin Gwen Jorgensen hinauslaufen. Und wir freuen uns derweil schon auf Hawaii am 8. Oktober.

Volleyball:

Am Spielermaterial liegt es nicht, verdienen doch etliche deutsche Schmetterlinge ihr Geld in Italien, Polen oder Osteuropa - und Friedrichshafen. Umso bitterer: Beide Hallenteams haben die Quali für Rio in den Sand gesetzt. Das liegt allerdings auch an einer beknackten Kontinentalquote des FIVB: So mussten sich die Männer in der Quali mit Russland (Titelverteidiger), Polen (Weltmeister) und Frankreich (Europameister) messen. Mexiko ist im Gegensatz dazu nach "Gigantenduellen" gegen Chile und Tunesien dabei. Pfui. Die Favoriten sind damit genannt, bei den Damen spielen auch die Gastgeberinnen um Gold mit. Übrigens: Wer dennoch schwarz-rot-gold anfeuern will, sollte sein Glück beim Sitzvolleyball versuchen. In London haben unsere Paralympics-Asse sensationell eine Medaille gewonnen.

Wasserball:

Die deutschen Damen waren noch nie bei Olympia dabei. Und der "Wasserball-Gott war auch kein Deutscher", konstatierte Ex-Bundestrainer Hagen Stamm nach dem extrem bitteren 7:8 der Männer im Quali-Turnier in Triest gegen den neunfachen Olympia-Champion Ungarn. Damit schaut man zum zweiten Mal in Folge zu. Bei den Herren wird wohl Weltmeister Serbien kaum zu schlagen sein, Titelverteidiger USA ist bei den Damen großer Favorit.

Wasserspringen: 2x Bronze

Auf dem europäischen Kontinent kann Patrick Hausding niemand das Wasser reichen. Besser machen es international aber meistens immer noch die dominanten Chinesen. Zwar konnten Hausding und Synchronpartner Sascha Klein bei der WM 2013 sensationell Gold holen, doch die Vorbereitung lief nicht rund. Keine Medaille bei der WM 2015, keine Medaille bei der EM im Mai. Dazu sind die beiden Leistungsträger angeschlagen, Cortison muss es richten - Spritzen, damit es später nicht mehr so spritzt. "Es gibt so Tage, da wachen wir auf und fragen uns gegenseitig: Na, fühlst du dich heute auch wie 60? Nee, eher wie 70", so Hausding beim SID. Punktgenau muss da das Training gesteuert werden, denn kampflos wollen sie sich nicht geschlagen geben. Ihre große Erfahrung könnte im Maria Lenk Aquatics Centre den Ausschlag geben. Sowohl als Duett als auch in den jeweiligen Einzeln ist eine Medaille drin.