IOC schickt neue Russland-Leitlinie an Verbände

SID
Thomas Bach ist Präsident des IOC
© getty

Das Nominierungs-Chaos um die russischen Athleten wird kurz vor Beginn der Olympischen Spiele immer größer. Am Dienstag, nur drei Tage vor Eröffnungsfeier, hatte das Internationale Olympische Komitee neue Verfahrensleitlinien an die Weltverbände verschickt.

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Darin empfiehlt das IOC, Vorsicht walten zu lassen und die russischen Sportler nur zu sperren, wenn ihnen der McLaren-Bericht expliziten Doping-Missbrauch nachweist.

Die Ringe-Organisation weicht damit ihre eigene Regel auf, die sie den Weltverbänden an die Hand gegeben hatte. Dass dadurch nur noch mehr Unsicherheit entstanden ist, glaubt das IOC aber nicht - im Gegenteil.

"Das war ein Brief von uns an die Verbände, um Klarheit zu schaffen", sagte Vizepräsident John Coates, der auch Präsident des Internationalen Sportgerichtshofs CAS ist, dem SID. Das IOC habe eine "klare Definition" gegeben, wann ein Athlet tatsächlich betroffen ist und gesperrt werden müsse, "weil die Verbände erklärten, dass bei einigen Athleten, die in dem Bericht genannt werden, keine verbotenen Substanzen nachgewiesen wurden."

Thomas Weikert, deutscher Präsident des Tischtennis-Weltverbandes ITTF, wertet die Sache anders. "Wir haben die drei betroffenen russischen Spieler zugelassen, das Prozedere ist abgeschlossen", sagte er, mutmaßt aber: "Ich denke schon, dass diese neuen Richtlinien meine Amtskollegen, die noch mit der Prüfung befasst sind, sehr aufgeschreckt haben."

Bestätigung durch Segelverband

Weikert kritisierte erneut die grundsätzliche Entscheidung des IOC, die Verbände in die Pflicht zu nehmen: "Das IOC hätte von Anfang an die Verantwortung für diese Fälle übernehmen müssen und sie nicht an die Verbände übertragen dürfen."

Erste Gerüchte über die neuen Leitlinien hatte die australische Tageszeitung The Australian transportiert. Der Segel-Weltverband ISAF lieferte dann am Mittwochnachmittag in einer Pressemitteilung eine Bestätigung.

Darin hieß es: "Das IOC hat die neue Leitlinie gestern (2. August) in einem Rundschreiben an alle internationalen Sommersportverbände zur Verfügung gestellt. Insbesondere mit Blick auf den unabhängigen McLaren-Report der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hat das IOC darauf hingewiesen, dass ein Athlet nicht als 'verwickelt' zu gelten hat, falls die McLaren-Liste sich nicht auf eine verbotene Substanz bezieht, die zu einer Verletzung der Anti-Doping-Regeln geführt hätte."

Die ISAF nahm direkt eine Neubewertung im Fall des russischen Seglers Pawel Sozykin vor. "Im Fall von Herrn Sozykin - obwohl er mit dem Vertuschungssystem in Verbindung gebracht wurde - enthielt der Bericht keine spezifischen Informationen, ob er der Test während eines Wettkampfs oder außerhalb eines Wettkampfs stattgefunden hat", hieß es in der Mitteilung. Vorbehaltlich der Zustimmung der dreiköpfigen IOC-Kommission, die das letzte Wort hat, erteilten sie dem zuvor gesperrten Sozykin nun eine Stratfreigabe für die Regatten in Rio.

Gewichtheber sind nicht betroffen

Offenbar haben das IOC rechtliche Bedenken zu dem erneuten Kurswechsel veranlasst. Dies könnte mit dem Fall der russischen Schwimmer Wladimir Morosow und Nikita Lobinsew zusammenhängen. Beide waren im McLaren-Report erwähnt um vom Weltverband FINA gesperrt worden. Dagegen legte das Duo Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof CAS Einspruch ein.

Der Sportgerichtshof leitete die Fälle der beiden Athleten an das letztinstanzliche IOC-Gremium um Claudia Bokel weiter und gab damit dem Einspruch der Russen de facto statt. Der neue IOC-Brief soll die anderen Verbände nun wohl vor dem juristischen Fallstrick bewahren, über den die FINA gestolpert ist.

Die Klage der komplett gesperrten russischen Gewichtheber gegen ein Startverbot durch den Weltverband IWF lehnte der CAS am Mittwoch ab. Dieser Fall ist von den neuen Leitlinien nicht betroffen.

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