Finale! Dream Team trotzt Gasol-Gala

Ole Frerks
20. August 201602:27
DeAndre Jordan war einer der wichtigsten Faktoren des Sieges von Team USA getty
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Glanzvoll war es nicht, am Ende sind die USA aber doch souverän ins Finale von Rio eingezogen. Spanien hatte beim 82:76 keine Antwort auf die US-Dominanz am Brett - da reichte auch ein bärenstarker Pau Gasol nicht.

Altmeister Gasol legte für den zweifachen Vize-Olympiasieger 23 Punkte (9/19 FG) und 8 Rebounds auf, über weite Teile des Spiels war er aber nahezu auf sich allein gestellt - Spaniens zweitbester Scorer war Sergio Rodriguez mit 11 Punkten. Das sah bei den USA ganz anders aus.

Vor allem Klay Thompson überzeugte mit seiner Treffsicherheit aus der Distanz (22 Punkte, 4/8 3FG), aber auch Kevin Durant (14 Punkte) und Kyrie Irving (13) konnten überzeugen. Eine herausragende Leistung zeigte zudem DeAndre Jordan, sowohl offensiv als auch defensiv (9 Punkte, 16 Rebounds, 4 Blocks).

Trotz einer erneut nicht wirklich dominanten Vorstellung ziehen die Amerikaner also ins Finale ein, wo sie gegen Serbien ranmüssen. Spanien muss dagegen mit Australien um die Bronzemedaille kämpfen.

Die Reaktionen:

Carmelo Anthony (USA): "DeAndre hat heute den Unterschied gemacht, indem er offensiv wie defensiv mit seinen Rebounds die Zone kontrolliert hat. Seine Präsenz in der Defense war etwas, das wir schon lange gesucht haben. Sie sind penetriert, aber DeAndre war da, um aufzuräumen. Er hat heute einen großartigen Job gemacht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Coach K schickt die gleiche Fünf wie im Viertelfinale zuerst ins Rennen: Irving, Thompson, Durant, Anthony und Jordan. Sein Pendant Sergio Scariolo vertraut dagegen auf Rubio, Llull, Fernandez, Mirotic und natürlich Gasol, der trotz Wadenproblemen zur Verfügung steht.

1. Viertel: Herausragend starteten die Amerikaner nicht in die Partie, allerdings stimmte die Defense - nach knapp vier Minuten hatte Spanien immer noch erst 5 Punkte auf dem Konto. Vorne schmiss zunächst KD den Laden, allerdings kam erneut kein wirklicher Spielfluss zustande. Daher konnte Spanien die Partie dank Gasol (12 Punkte!) bis zur Viertelpause offen halten: 26:17 USA.

2. Viertel: Ohne Gasol auf dem Court ließen sich die Spanier zunächst ein Stück weit abhängen, zumal Thompson immer stärker wurde (17 Punkte in Halbzeit eins). Rodriguez und Navarro antworteten jedoch und verkürzten auf nur 4 Punkte, dann holte sich auch noch KD sein drittes Foul ab in einer Phase, in der auf beiden Seiten ein Foul nach dem anderen gepfiffen wurde. Die Spanier gingen damit etwas besser um und waren bis zur Pause auf 39:45 dran.

3. Viertel: Es lief ähnlich wie in Halbzeit eins: Die USA setzten sich wieder ab, aber Gasol bekamen sie trotzdem nicht in den Griff. Als Jordan allerdings vier Minuten vor der Viertelpause einen Fehlwurf von Thompson mit Gewalt zum 61:50 reindrückte, geriet Spanien doch wieder mehr in Bedrängnis. Wieder antwortete Gasol, aber der nächste Klay-Dreier brachte USA erneut mit 66:57 in Front.

4. Viertel: Mirotic gab sein erstes Lebenszeichen der Partie ab und verkürzte noch einmal auf 10 Punkte Rückstand, aber nach einer Auszeit durch Coach K antwortete Irving direkt wieder per Dreier. Viel enger wurde es nicht mehr. Ein Durant-Floater eineinhalb Minuten vor Schluss brachte letztlich die Entscheidung. Endstand: 82:76 USA.

Team USA vs. Spanien: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: DeAndre Jordan. Obwohl auch er Gasol im Eins-gegen-Eins nicht in den Griff bekam, war sein Einfluss als Rim-Protector mehr als deutlich zu sehen. DJ stand sinnbildlich für die körperliche und athletische Überlegenheit seines Teams und kontrollierte die Zone (4 Blocks, 16 Rebounds). Mit seiner irrsinnigen Sprungkraft war er zudem an einem Großteil der Highlights dieser Partie beteiligt. Auch Klay Thompson war offensiv bockstark.

Der Flop des Spiels: Nikola Mirotic. Mit 13,7 Punkten pro Spiel war "Threekola" im Turnier bisher der zweitbeste Werfer der Spanier, in dieser Partie war er dagegen kein Faktor (7 Punkte, 2/7 FG). Das lag vor allem daran, dass er viel zu viel foulte und dann auch noch meckernd ein Technical drauf legte - Scariolo konnte ihn daher nur 19:30 Minuten einsetzen. Bei Rubio war es allerdings auch nicht viel besser.

Das fiel auf:

  • Obwohl vor dem Spiel über seine Gesundheit spekuliert wurde, stellte Gasol die USA von Anfang an vor große Probleme. Weder Cousins noch Jordan konnten seine Post-Moves verteidigen, dazu streute Pau auch noch Dreier ein - das erinnerte schon an die letzte EuroBasket. Problematisch war jedoch, dass Spanien lange kein einzige andere konstante Scoring-Option hatte.
  • Das einzige Problem war es freilich nicht. Denn obwohl die USA erneut keinen wirklich schönen Basketball zeigten, war ihre körperliche Überlegenheit eklatant - defensiv, aber vor allem auch bei den Rebounds. 13 Offensiv-Rebounds hatte das Dream Team schon zur Pause auf dem Konto, insgesamt ging das Rebound-Duell deutlich mit 53:41 an die USA. Abgesehen vom Distanzwurf war dies der wichtigste Punktelieferant der USA. "Auf dem Boden" konnte Spanien mithalten, aber in der Luft hatten sie riesige Nachteile.
  • Nicht nur aufgrund von fehlendem Spielfluss war das Spiel zeitweise nicht schön anzusehen - auch die Refs hatten ihren Anteil daran. Die Partie wurde unheimlich kleinlich gepfiffen, dazu kamen mindestens alle paar Minuten Technische Fouls, weil sich Spieler auf beiden Seiten (teilweise zurecht) über Calls beschwerten. Gerade im zweiten Viertel verkam das Ganze zum Freiwurf-Festival.
  • Die kleinliche Linie wurde auch Durant zum Verhängnis, der schon nach 14 Minuten Spielzeit drei Fouls auf dem Konto hatte (eins davon technisch). Für einen Meilenstein reichte es dennoch: Bereits vor der Pause hatte KD die vor ihm platzierten David Robinson und LeBron James überholt und ist nun nach Anthony der zweitbeste Scorer der Olympia-Geschichte von Team USA.

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