16 Tage lang haben die Wintersportler dieser Welt geglänzt. Dabei gab es eine ganze Menge Höchstleistungen, aber auch peinliche bis kuriose Pleiten - nicht nur von den Sportlern. Die Tops und Flops der Winterspiele in Vancouver.
TOPS
Oh Canada!
Wer sich regelmäßig die Medaillenvergaben zu später Stunde reingezogen hat, kennt die Hymne der Kanadier in- und auswendig. 14 Mal gab es Gold für die Gastgeber - zuletzt das eigentlich einzig wichtige im Eishockey gegen die USA. Was haben sie vor den Spielen noch gejammert, von wegen noch nie Gold im eigenen Land. Und dann das! Deutschland im Medaillenspiegel deklassiert. Wenn die Stimmung in Vancouver nicht so großartig gewesen wäre, müsste man echt sauer sein!
Königin Marit von Norwegen
Die Königin der Spiele. Marit Björgen gewann fünf Medaillen, dreimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze, eine Goldmedaille mehr sogar als ihr männlicher Gegenpart Petter Northug. Besser als Björgen war bei diesen Spielen niemand. Dazu blieb sie angesichts der harten Kritik von Erzrivalin Justyna Kowalczyk ("Ohne ihre Asthma-Hilfsmittel hätte Marit nichts zu bieten") erstaunlich cool. Und faustdick hinter den Ohren hat sie es auch noch. "Ich freue mich so auf meinen Freund, schließlich habe ich ihn fünf Wochen nicht gesehen. Mal sehen, was dann passiert", sagte sie.
König Ole von Norwegen
Eigentlich war Ole Einar Björndalen nicht so erfolgreich, wie er es sich vorgestellt hatte. Aber Ole stellt sich ohnehin immer vor, dass er alles gewinnt. Von daher sind einmal Gold und einmal Silber gar nicht mal schlecht. Vor allem, wenn man sich seine Gesamtbilanz bei Olympischen Spielen ansieht. Sechsmal Gold, viermal Silber, einmal Bronze - Wow!
Deutschlands Golden Girls
Magdalena Neuner und Maria Riesch haben knapp die Hälfte aller deutschen Goldmedaillen geholt - und dabei noch einen blendenden Eindruck gemacht. Mit den beiden Mädels kann sich Deutschland international wirklich sehen lassen!
Der nackte Wahnsinn
Eisschnelllauf, Teamverfolgung, Damen, Anni Friesinger-Postma, Sturz, Fotofinish, DRAMA! So viel zur Kurzzusammenfassung des dramatischsten Wettbewerbs der Spiele. Friesinger stürzt im Halbfinale gegen die USA. Alles aus? Nein, denn Friesinger rutscht auf dem Bauch gerade noch rechtzeitig ins Ziel. Im Finale liegen die Deutschen schon eine halbe Ewigkeit hinter Japan zurück. Doch dann kommt die Aufholjagd in der letzten Runde. Fotofinish, zwei Hundertstel vorne - Gold für Deutschland! Wahnsinn! Kann man kaum erklären, muss man gesehen haben.
Die Rache der Geächteten
Was hat Jochen Behle nicht alles an Beschimpfungen über seine Langläuferinnen ausgeschüttet! Zu trainingsfaul seien sie, bis zu 200 Trainingsstunden würden ihnen auf die Weltspitze fehlen. Gold im Teamsprint, Silber in der Staffel, Platz 4 für Evi Sachenbacher über 30 km. Stimmt, da ist die Weltspitze wirklich meilenweit entfernt. Auch bei den Herren übrigens, die haben "nur" dreimal Silber geholt...
Andre, the Giant
Andre Lange ist der Größte. Inklusive Gold und Silber in Vancouver hat er viermal Gold und einmal Silber bei Olympia geholt. Dazu kommen acht WM- und acht EM-Titel. Jetzt hat er seine Karriere beendet. "Ich bin 28 Jahre so einen Berg runtergerutscht, irgendwann muss Schluss sein", sagte Lange. Und was jetzt? "Ich gehe aus einer rosaroten Sportlerwelt ins Leben rein. Das wird nicht einfacher."
U-S-A!
Die US-Boys & -Girls waren zwar nicht die beste Nation bei Olympia - nur Platz drei im Medaillenspiegel. Aber sie hatten echt coole Typen dabei. Bode Miller natürlich. Schon immer ein wilder Hund auf und neben den Skipisten dieser Welt. Jetzt auch sportlich wieder ein Großer. Gold, Silber, Bronze: "Come on Bode!" Lässig, und dazu noch eine Augenweide: Julia Mancuso. Sie war lange in der Krise, doch in Whistler stahl sie sogar Lindsey Vonn (einmal Gold, einmal Bronze) mit ihren zwei völlig unerwarteten Silbermedaillen die Show. Ach ja, und dann war da natürlich noch Shaun White. Die "fliegende Tomate", so sein Spitzname, ist nicht nur der überragende Superstar in der Halfpipe, er ist gleichzeitig Rockstar, Werbeikone, gern gesehener Gast in der "Playboy Mansion". Sein Plan nach dem Olympia-Gold: "Zuerst geh ich schlafen, danach übernehme ich die Welt!"
Die Gold-Hamster
An dieser Stelle seien einmal zwei Nationen erwähnt, die man nicht zwingend auf den Plätzen fünf und sechs im Medaillenspiegel erwarten musste - Südkorea (6G, 6S, 2B) und die Schweiz (6G, 0S, 3B). Die Koreaner haben im Shorttrack so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Es hätte sogar noch mehr sein können, wären sie nicht entweder disqualifiziert worden, oder hätten sie sich nicht gegenseitig vom Eis gekegelt. Dazu hatten sie noch Kim Yu-Na, die Grazie auf dem Eis. Die Frau, die im Eiskunstlauf der Damen einen fantastischen neuen Weltrekord aufgestellt hat. Und die Schweizer? Die hatten Simon Ammann. Er sprang auf der Schanze alles in Grund und Boden. Viermal ist er nun Olympiasieger - genau wie Andre Lange.
Die Unzerstörbaren
Drei besondere Heldinnen hatten diese Olympischen Spiele. Anja Pärson gewann Bronze in der Kombination, nachdem sie tags zuvor in der Abfahrt über 60 Meter weit geflogen und fürchterlich gestürzt war. "Das war das Schlimmste, was ich jemals erlebt habe", sagte sie danach. Trotzdem durchgebissen - stark! Petra Majdic' Leistung war noch unmenschlicher. Sie stürzte beim Einfahren zum Langlauf-Sprint schwer. Unter starken Schmerzen quälte sie sich dennoch durch den Wettkampf und holte Bronze. Danach die Diagnose: Vier Rippen gebrochen und Lungenfell gerissen. Und dann ist da noch das bittersüße kanadische Märchen von Joannie Rochette. Drei Tage nach dem überraschenden Tod ihrer Mutter trat sie im Eiskunstlauf an. Das Volk tobte, sie lief teilweise unter Tränen großartig und holte Bronze. Gänsehaut.
Teil 2: Die Flops der Winterspiele
FLOPS
Trauerspiel in der Eisrinne
Es war der große Schock, noch bevor die Spiele offiziell begonnen haben. Der Georgier Nodar Kumaritaschwili verunglückte beim Training im Rodeln bei einem Sturz aus der Bahn tödlich. Viel zu schnell war die Eisrinne. Schon die Rodler kamen über 150 km/h - ganz zu schweigen von den Bobfahrern. Immer wieder wurde an den Starthöhen und einzelnen Kurven herumgedoktert, aber wirklich geholfen hat es nicht. Auch bei den Bobs sind die besten Piloten der Welt gefallen wie die Fliegen. Man kann auch alles übertreiben.
Gewaltige Fettnäpfchen
Es ist immer schwierig, beim Tod von Menschen, die man kaum kannte, das richtige Maß an Pietät zu finden. Aber manche Sachen gehen einfach gar nicht, wenn man halbwegs bei Verstand ist. Zum Beispiel, an der Unfallstelle von Nodar Kumaritaschwili dumme Touristen-Fotos schießen. So als netten Schnappschuss fürs Familienalbum. Ebenfalls unpassend, wenn auch mit Sicherheit ungewollt, war ein Kommentar von IOC-Präsident Jacques Rogge. Er sagte: "Man kann nicht glücklich sein, wenn ein Athlet stirbt. Aber davon abgesehen laufen die Spiele nach ein paar Ausrutschern zu Beginn sehr gut."
Felix Austria?
0! In Worten: null! So viele Medaillen haben die ruhmreichen österreichischen Alpin-Herren in Whistler geholt. Null - kein Witz! Weltuntergang in den Alpen.
Prädikat: versagt
Trifft auf zwei Nationen zu: Russland und Finnland. Platz elf in der Nationenwertung, nur drei Goldmedaillen - was für ein Debakel für die Russen! Zu allem Überfluss sind die Deutschen auch noch im ewigen Medaillenspiegel der Winterspiele vorbeigezogen. Na ja, wenigstens gab es keinen positiven Dopingfall. Oder war vielleicht gerade das der Grund für die Pleite? Für Finnland wurde es am Ende Platz 24 in der Nationenwertung. Keine einzige Goldmedaille, wie schon 2006. Doch damals wurden es insgesamt wenigstens noch neun. Diesmal erbärmliche fünf. In Finnland ist der große Doping-Knall übrigens schon ein paar Jahre länger her als bei Russland.
Das kleine Arschloch
Gerard Kemkers ist eigentlich ein richtig guter Eisschnelllauf-Trainer. Nur im 10.000m-Lauf seines Schützlings Sven Kramer hatte er den Blackout der Spiele. Er schickte Kramer, der haushoch in Führung lag und das Rennen in Olympiarekord hätte gewinnen sollen, anstatt auf die Außen- auf die Innenbahn. Er merkte es früh, wurde kreidebleich und starrte entsetzt vor sich hin. Denn er wusste genau, dass dieser Fehler die Disqualifikation bedeutete. Als Kramer davon erfuhr, war er not amused. "Verdammt noch mal, was für ein Arschloch", beschimpfte er seinen Trainer. Nur um sich einen Tag später versöhnlich zu zeigen. Schließlich ist er ja eigentlich ein richtig guter Trainer.
Der Olympia-Quickie
Die Schnellste in Whistler war eindeutig Marion Rolland. Sie stieß sich in der Abfart aus dem Starthäuschen ab, schob kurz an, trat sich auf den Stock und kippte nach nicht einmal zehn Metern einfach nach rechts um. Sah wirklich saublöd aus, hatte aber für die Französin dramatische Folgen. Kreuzbandriss - bitter!
Apropos Quickie
Etwas aus der Abteilung Kurioses. Misty Moonlight, in Vancouver ansässige Prostituierte, beschwerte sich über den eklatanten Preisverfall in ihrem horizontalen Gewerbe während der Winterspiele. Schuld waren die auswärtigen Gastarbeiterinnen. "Das sind nur eingeflogene Schlampen, die hier einen schnellen Dollar machen wollen. Aber Aussehen ist nicht alles. Auf den Service kommt es an", mahnte Moonlight. Wirklich ein Skandal so was!
Übereifrige Helferlein
Im Prinzip war beim Biathlon ja alles super. Bis auf die Schießleistungen der deutschen Herren vielleicht. Aber rund um Magdalena Neuner war auf jeden Fall alles super. Bis auf die lästigen Schmeißfliegen im Zielraum, die an unserer Lena herumzerrten, wie sie wollten, und sie nicht einmal richtig feiern ließen. Fand auch Lena selbst und ließ einmal so richtig den Kragen platzen: "Man wird von denen nach dem Zieleinlauf noch schlimmer behandelt als Schweine, die zur Schlachtbank gehen. Da wird richtig an einem gezerrt und Gewalt angewendet. Das verdirbt einem so richtig die Laune."
Wetter, Wetter, Wetter
Ein paar Tage lang war alles bestens. Ein Traum unter blauem Himmel. Okay, vielleicht 15 Grad zu warm für Winterspiele, aber das ging ja noch. Schlimm waren die vielen Tage mit Nebel, Regen und Schneeregen. Die brachten gerade zu Beginn den Zeitplan bei den Alpinen gehörig durcheinander. Am besten hat Ex-Weltmeister Frank Wörndl das Wetterphänomen beschrieben: "Jedes Mal, wenn ich hierher gekommen bin, wurden die Rennen wegen schlechten Wetters abgesagt. Wir nannten den Ort hier immer: 'Pissler Mountain'." Zu diesem Thema könnte man auch gut die arg gebeutelten Nordischen Kombinierer befragen. Sie würden nach ihrem total vom Wind verblasenen Wettkampf auf der Großschanze wohl von "Windler Mountain" sprechen.
Ein Turnier, das keiner braucht
Zum Schluss noch ein kritisches Wort zum Eishockey. Kanada jubiliert ja jetzt total, weil ihr Held Sidney Crosby das entscheidende Tor zum Olympia-Gold geschossen hat, und auch die kanadischen Mädels haben völlig zu Recht Gold geholt. Aber mal ehrlich: Das Eishockey-Turnier der Damen hat absolut niemand gebraucht! Warum? Ganz einfach: Kanadas Ergebnisse bis zum Finale: 18:0, 10:1, 13:1, 5:0. Ergebnisse der USA bis zum Finale: 12:1, 13:0, 6:0, 9:1. Spielt doch bitte gleich das Finale Kanada - USA aus und erspart uns allen den Rest!