Gefahr für die Athleten, Maulkorb für die Trainer und kosmetische Korrekturen gegen das schlechte Gewissen: Der Weltverband FIBT hat vor Beginn der Bob-Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen für einen Eklat gesorgt.
Nach dem tödlichen Unfall des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili verbot FIBT-Vizepräsident Paul Pruszynski den Trainern und Aktiven, sich über die gefährliche Hochgeschwindigkeitsbahn im Whistler Sliding Centre zu äußern.
"Das ist für mich skandalös. Das ist ein Witz", sagte dazu der deutsche Sportdirektor Thomas Schwab. Nach gleich acht Stürzen in den ersten beiden Trainingsläufen versuchte die Bahnbau-Kommission in hektischer Betriebsamkeit, den schnellsten Eiskanal der Welt noch zu entschärfen.
Vor dem dritten Trainigsdurchgang wurden jedoch nur leichte Korrekturen vorgenommen, der Start verzögerte sich deshalb nur um 20 Minuten. So wurden wegen der starken Sonneneinstrahlung zum Schutz der Bahn Sonnensegel gesetzt - diese schränkten allerdings wiederum die Sicht der Piloten ein.
"Die Bahn ist sehr schwierig"
Dennoch gab es auch anschließend weiter Stürze. Das Chaos an der Bahn setzte sich damit trotz der Korrekturen unvermindert fort. "Die FIBT ist da nicht gut aufgestellt. Aber ich hoffe auf eine Lösung", sagte Schwab.
Auch der dreimalige Olympiasieger Christoph Langen nahm den Weltverband in die Pflicht: "Die Bahn ist sehr schwierig. Man hätte früher auf die Sportler hören müssen. Zudem wurde bei der Abnahme nicht auf das Veto der Verbände gehört. Darin liegt die Schuld."
Im ersten Zweierbob-Training hatten zahlreiche Athleten große Probleme. Auch Karl Angerer (Königssee) kippte mit seinem Schlitten um. "Ich habe den Unfall ganz gut überstanden. Aber diese Bahn ist wirklich brutal schnell. Bei Geschwindigkeiten von 150 km/h wird es schon schwierig", sagte Angerer ungeachtet des Maulkorbs, den der auch für Kommunikation zuständige FIBT-Vize Pruszynski in einer Mannschaftsführersitzung verhängt hatte.
Lange mit Bestzeit
Wer sich nicht an die Vorgabe halte, drohte er, müsse mit Sanktionen rechnen. Neben Angerer stürzten auch die Schweizer Beat Hefti, Daniel Schmid und der Niederländer Edwin van Calker, außerdem Nicolae Istrate (Rumänien), Hiroshi Suzuki (Japan), Christopher Spring (Österreich) und Fabrizio Tosini (Italien).
Springs Anschieber Duncan Harvey musste sogar ins Krankenhaus gebracht werden, die Verletzungen erwiesen sich allerdings als nicht so schwer. Zudem stürzte der Japaner Suzuki auch im dritten Trainingslauf, verletzt wurde aber offenbar niemand.
Der dreimalige Olympiasieger Andre Lange (Oberhof) ließ sich von den zahlreichen Stürzen unterdessen nicht aus der Ruhe bringen und fuhr im ersten Lauf Bestzeit. Thomas Florschütz (Riesa) lag im zweiten Durchgang vorne.
Herren beginnen beim Damenstart
Die Rodler hatten nach dem tödlichen Unfall die Strecke verkürzt und die Starts nach unten gelegt. So gingen die Herren vom Damenstart ins Rennen. Damen und Doppelsitzer starteten vom Juniorenstart.
Diese Möglichkeit haben die Bobfahrer nicht, da sie den Anlauf vom normalen Start benötigen. Am Donnerstagabend (MEZ) sollten zwei weitere Trainingsläufe stattfinden.