Zweierbobs: Schmach von Sotschi

SID
Francesco Friedrich und Jannis Bäcker zeigten eine enttäuschende Leistung
© getty

Als sich die Bob-Welt vor Olympiasieger Alexander Subkow verneigte, hatten die einst so ruhmreichen deutschen Piloten die Erklärung für die Schmach von Sotschi schon geliefert.

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"Ich habe schon früh in der Saison warnend den Finger gehoben, doch ich wurde belächelt. Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen", sagte Thomas Florschütz nach der Wiederholung des schlechtesten Abschneidens bei Winterspielen im Zweier - und wälzte die Schuld auf die nicht konkurrenzfähigen Schlitten ab.

Sein Anschieber Kevin Kuske, der Andre Lange 2010 in Vancouver zum Olympiasieg verholfen hatte, flüchtete sich in Galgenhumor: "Wenn wir damals in einem Formel-1-Wagen saßen, fahren wir jetzt in einem Trabi."

Ein Fiasko auf ganzer Linie

Weltmeister Francesco Friedrich auf Platz acht, der Vancouver-Zweite Florschütz als Elfter und Vierer-Weltmeister Maximilian Arndt auf Rang 15 - die erfolgreichste Zweierbob-Nation der Welt erlebte im Sanki Sliding Center unter den Augen des IOC-Präsidenten Thomas Bach ein nicht für möglich gehaltenes Fiasko. Friedrich fehlten 0,58 Sekunden zum Bronzerang, eine Ewigkeit im Bobsport.

"Das ist ein bisschen peinlich", sagte Friedrich, während Arndt "zu viele Streitigkeiten" zwischen Bundestrainer Christoph Langen und dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) anprangerte. Ebenso schlecht waren deutsche Zweierbobs bei Olympia nur 1956, als Anderl Ostler ebenfalls Achter geworden war.

"Wir haben noch einmal alles gegeben und die Risikovariante bei der Kufe gewählt. Es war nicht schlecht, aber auch nicht schneller. Wir hatten einfach keine Chance", stellte Friedrich resigniert fest. Danach lobte der jüngste Weltmeister der Geschichte den russischen Dominator Subkow: "Hut ab für so eine Leistung."

Langen restlos bedient

Bundestrainer Langen war derweil restlos bedient und verfolgte regungslos das Desaster, für das auch er vor allem das Material verantwortlich machte: "Jeder Blinde hat gesehen, dass die Jungs eine gute Leistung abgeliefert haben." Allerdings war der Startrückstand erneut teilweise verheerend, und ganz fehlerfrei kamen die Piloten auch nicht durch den Eiskanal.

Den letzten medaillenlosen Auftritt hatte es im kleinen Schlitten zuvor 1994 in Lillehammer gegeben. Die Fußstapfen, die Langen (2002) und Lange (2006 und 2010) mit ihren Olympiasiegen im Zweier hinterlassen haben, waren für ihre Nachfolger in Sotschi mehrere Nummern zu groß.

Wie weit die internationale Konkurrenz den erfolgsverwöhnten deutschen Bobs enteilt ist, zeigt Friedrichs riesiger Rückstand von 1,46 Sekunden auf den souveränen Olympiasieger Subkow. Der Vertraute des Staatspräsidenten Wladimir Putin bescherte Gastgeber Russland das ersehnte erste Bob-Gold seit 1988. Silber ging in Anwesenheit des fünfmaligen Bob-Olympiateilnehmers Fürst Albert von Monaco an den Schweizer Beat Hefti (+0,66) vor Vierer-Olympiasieger Steven Holcomb (+0,88) aus den USA.

Vormachtstellung dahin

Deutschlands einstige Vormachtstellung im Bobsport ist vorerst dahin. "Das ist eine Schande", sagte selbst Monacos Fürst Albert. Auf der Olympiabahn wurden die Defizite der BSD-Teams gnadenlos aufgezeigt: Verheerende Zeitrückstände am Start, offensichtliche Materialprobleme mit dem neuen Schlitten "208" und unerklärliche Fahrfehler.

BSD-Sportdirektor Thomas Schwab kündigte wegen des Materialproblems für die Zeit nach Olympia Gespräche mit dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten an. "Es ist ein gemeinsames Produkt, auch wenn es mal nicht so umgesetzt wurde, wie wir es uns gewünscht hätten", sagte Schwab in der "ARD".

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