Wendl/Arlt stellten dabei einen Rekord auf: Nie siegte ein Doppelsitzer in der Geschichte der Winterspiele mit einem größeren Vorsprung - 0,522 Sekunden.
"Das ist geil, einfach unglaublich", sagte Arlt, während sein Partner Wendl überglücklich anfügte: "Wir haben gezeigt, was wir draufhaben. Das waren zwei blitzsaubere Läufe." Nach den Erfolgen von Felix Loch und Natalie Geisenberger war es in Sotschi das dritte Gold im dritten Wettbewerb für die deutschen Rodler - so dominant waren sie zuletzt 1998 in Nagano gewesen. Am Donnerstag will die "Bayern-Connection" mit Loch, Geisenberger und Wendl/Arlt bei der Olympia-Premiere der Teamstaffel erneut zuschlagen und die beste Ausbeute für deutsche Rodler in der Geschichte perfekt machen.
Im Doppelsitzer spielten Wendl/Arlt in den 16 Kurven des 1384 m langen Eiskanals ihre ganze Klasse aus und lagen nach zwei Läufen nehr ls eine halbe Sekunde vor den zweimaligen Olympiasiegern Andreas und Wolfgang Linger aus Österreich.
Bronze ging an die Letten Andris und Juris Sics (+0,857), während die WM-Zweiten Toni Eggert/Sascha Benecken (Ilsenburg/Suhl/+1,285) nach einem groben Fahrfehler im ersten Durchgang als Achte mit der Entscheidung nichts zu tun hatten. "Wir waren in dieser Saison in jedem Rennen auf dem Treppchen und wenn es darauf ankommt, machen wir so eine Scheiße", sagte ein enttäuschter Eggert.
Interner Krach bei den Frauen
Den strahlenden Siegern Wendl/Arlt schien auch der interne Krach nach der heftigen Verbandskritik von Silbermedaillengewinnerin Tatjana Hüfner nichts ausgemacht zu haben. Vancouver-Olympiasiegerin Hüfner hatte nach dem Frauenrennen am Dienstag dem erfolgsverwöhnten Verband die Bevorzugung der Rodler aus Bayern unterstellt und damit einen Ost-West-Konflikt offengelegt.
Wendl/Arlt zeigten sich unbeeindruckt und fuhren schon im ersten Lauf nach fehlerfreier Fahrt Bestzeit. Im Zielbereich verfolgten sie noch die Läufe der Konkurrenten am Bildschirm, als Eggert/Benecken fast stürzten, schlugen sie entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen.
Der souveräne Sieg der besten deutschen Doppelsitzer geriet auch im zweiten Durchgang nicht mehr in Gefahr. Wendl/Arlt traten damit erfolgreich in die Fußstapfen ihrer Vorgänger Patric Leitner/Alexander Resch. Die Bayern hatten 2002 in Salt Lake City Gold gewonnen und waren nach Bronze vor vier Jahren in Vancouver aufs Abstellgleis gerollt.
Krönung der Rodel-Laufbahn
Die 26-jährigen Wendl/Arlt krönten durch die triumphale Goldfahrt ihre bisherige Rodel-Laufbahn. Seit 13 Jahren liegen die beiden Freunde gemeinsam auf dem Schlitten, Wendl hat als der kräftigere Steuermann die Position über dem zehn Kilogramm leichteren Arlt. "Wir verstehen uns annähernd blind. Als wir uns kennengelernt haben, gab es ja noch keine iPhones", sagte Wendl über das gute Verhältnis, während Arlt anfügte: "Die Harmonie muss stimmen, sonst fehlt auch im Rennen irgendwas."
Und die Harmonie stimmt - auf und neben ihrem Sportgerät. Als Arlt im Dezember zum ersten Mal Papa wurde, war sofort klar, dass Wendl die Patenschaft übernimmt. Auch im Eiskanal passt es. Der Bayern-Express ist von einem Erfolg zum nächsten gerast, im Olympiawinter wurde er nur von Eggert/Benecken zweimal geschlagen. In Sotschi hatten die Thüringer aber einige Probleme mit der Bahn.
Das vierte deutsche Gold scheint in der Teamstaffel programmiert. "Ich freue mich tierisch auf die Staffel, das wird ein krönender Abschluss. Wenn wir alle so fahren, wie in den Rennen zuletzt, dann wird das extrem cool", sagte Geisenberger.