2012/2013 - Der Umbruch
Die erste Saison von Brendan Rodgers stand ganz unter der Überschrift "Umbruch". Altlasten und Fehleinkäufe wurden ausgemistet und junge talentierte Spieler sollten die Eckpfeiler des neuen FC Liverpool werden. Die Rechnung ging nicht auf. Borini und Allen konnten nicht auf Anhieb überzeugen und man legte einen Fehlstart hin: Rodgers musste bis zum 6 Spieltag warten, ehe er seinen ersten "Dreier" als Liverpool Trainer einfahren konnte.
Obwohl die Hinrunde keinesfalls optimal verlief und man nur schwer in Fahrt kam, schenkte Rodgers in dieser Zeit einem 17-jährigen das Vertrauen. Raheem Sterling gelang der Durchbruch! Nachdem der technisch versierte Engländer in der Vorsaison unter Daglish bei den Profis reinschnuppern durfte, spielte sich Sterling bereits am 2. Spieltag in die Stammelf und verlängerte im Dezember 2012 seinen Vertrag.
Nach der Hinrunde standen die Reds auf einem enttäuschenden 10. Platz, was eine weitere Einkaufstour zur Folge hatte: Dieses Mal mit mehr Erfolg. Daniel Sturridge und Philippe Coutinho erwiesen sich als Volltreffer und entlasteten Goalgetter Luis Suarez. Neben den 30 Toren des Uruguayers sorgten Coutinho und Sturridge mit ihren insgesamt 13 Toren und 12 Assists in der Rückrunde für eine Wiederbelebung der Offensive.
Letztendlich konnten sich die Reds im Vergleich zum Vorjahr immerhin um einen Platz verbessern und landeten auf Rang 7.
Enttäuschend war allerdings das Abschneiden in den anderen Wettbewerben: Ein blamables Ausscheiden gegen Drittligist Oldham in der 4. Runde des FA Cups, die Mission Titelverteidigung des Ligapokals misslang im Achtelfinale (ausgerechnet gegen Swansea) und in der Europa League scheiterte man bereits in der 2. Runde an Zenit.
Durch erhebliche spielerische Fortschritte waren die teilweise enttäuschenden Ergebnisse in Zeiten des Umbruchs dennoch zu verzeihen.
2013/2014 - Verblendung?
Der Sommer wurde erneut genutzt um sich von Flops zu trennen. Stewart Downing und Andy Carroll wurden mit einem Verlust von €40,5m verkauft. Der teuerste Einkauf des Transferfensters war Mamadou Sakho. Der Innenverteidiger von PSG kostete stolze €19m und sollte zusammen mit dem neuen Keeper Simon Mignolet die wackelige Reds-Defensive stabilisieren. Hauptthema des Sommers war die Personalie Luis Suarez. Der Superstar und Hoffnungsträger flirtete heftig mit dem FC Arsenal, doch der knallharte Stand des Clubs (Trainingsausschluss) und das Missverständnis um eine Ausstiegsklausel ("40+1") zwangen den bissigen Uruguayer zum Verbleib. Die Offensive war also gut besetzt und wurde zusätzlich in der Breite verstärkt (Aspas, Luis Alberto, Victor Moses).
Nach der Hinrunde und einem zufriedenstellenden Platz fünf ahnte noch keiner, dass dies eine Rekordsaison werden sollte. Die Jungs von der Anfield Road legten nämlich eine beeindruckende Serie hin, blieben zwischen dem 20. und dem 35. Spieltag ungeschlagen und gewannen ganze elfmal in Folge. Hauptsächlich war dies dem gefährlichste Sturmduo der Liga zu verdanken: Luis Suarez und Daniel Sturridge - kurz SAS - die mit unglaublichen 53 Toren und 30 Assists maßgeblich am Vereinsrekord von 101 Saisontoren beteiligt waren.
Obwohl man im Ligapokal (3. Runde) und im FA-Cup (Achtelfinale) erneut früh ausschied, durften die treuen Anhänger des Traditionsvereins plötzlich völlig unverhofft von der Meisterschaft träumen. Ein katastrophaler Ausrutscher von Kapitän Steven Gerrard gegen Chelsea (0-2) und ein 3:3 nach 3:0-Führung bei Crystal Palace am vorletzten Spieltag, sorgten jedoch für Ernüchterung. Obwohl der 2. Platz vor der Saison mit Kusshand genommen worden wäre, war die Art und Weise, wie man die Meisterschaft verspielte, äußerst schmerzhaft und frustrierend.
Insgesamt stand dennoch ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr und eine sehr erfolgreiche Saison für Brendan Rodgers.
Eine Saison, auf die man aufbauen kann....oder?
2014/2015 - Ernüchterung
Leider nein!
Luis Suarez setzte sich, keine 6 Monate nach seiner Vertragsverlängerung und keine 12 Monate nach dem Transfer-Fiasko mit Arsenal, letztendlich durch und wechselte für stolze 81 Millionen Euro zum FC Barcelona.
Lösungsansatz war, a la Tottenham mit Gareth Bale, Suarez durch mehrere durchschnittliche Spieler zu ersetzen:
Liverpool reinvestierte nicht nur die Suarez-Millionen, man legte sogar noch 70 Millionen oben drauf und holte für mehr als 150 Millionen Euro neues "Material". Lallana, Markovic, Lovren und Co. sollten den Vizemeister aus dem Vorjahr noch weiter verstärken und zusammen mit der neuen Sturmhoffnung Mario Balotelli die abgewanderte Lebensversicherung ersetzen. Hier beging Brendan Rodgers seine ersten signifikanten Fehler - doch dazu später mehr.
Wie erwartet taten sich die Jungs von Rodgers sehr schwer den Abgang von Suarez zu kompensieren. Umso bitterer war, dass Daniel Sturridge aufgrund diverser Verletzungen nur auf zwölf Premier-League-Spiele (4 Tore) kam und Mario Balotelli komplett floppte (1 Saisontor).
Das in vielen Bereichen umgebaute und von ständigen taktischen Änderungen belastete Team fand zu keinem Rhythmus. Auch in der ersten Champions-League-Saison seit 2009 war daher bereits nach der Gruppenphase - in der Europa League bereits in der Zwischenrunde gegen Besiktas - Schluss.Die nationalen Pokalwettbewerbe verliefen dafür erfreulicher: Im Ligapokal scheiterte man letztendlich im Halbfinale nach Verlängerung gegen Chelsea und im FA Cup musste eigentlich nur noch Aston Villa bezwungen werden, um das Pokalfinale zu erreichen. Die Villans erwiesen sich jedoch als Stolperstein und eine schwache Liverpooler Leistung bedeutete auch hier das Halbfinalaus.
Im Frühjahr 2015, mit Ausnahme des Ausscheidens im FA-Cup, fanden Stevie G und Co. endlich zu etwas Konstanz und setzten mit eine Serie von 13 Spielen ohne Niederlage den Grundstein für die Europa-League-Qualifikation und letztendlich Platz 5.
Nach dem Abgang von Suarez, den Verletzungen von Sturridge und der daraus resultierenden Spielzeit ohne Torjäger (interner Torschützenkönig war Steven Gerrard mit 9 Treffern!) eigentlich akzeptabel. Nicht hilfreich dafür: Die unklare Zukunft von Supertalent Raheem Sterling, der Titel gewinnen will! Sein Agent spielte die Situation zu früh unnötig auf. Das sorgte für Unruhe im Verein und eine Formkrise beim jungen Engländer.
Doch es hätte vielleicht etwas besser laufen können, denn die Kritik am voreilig deklarierten Wundertrainer nimmt zu. Vorstand und Trainer sind sich einig, dass Fortschritte gemacht werden müssen und Fehler begangen wurden.