And the Oscar goes to... Dirk Nowitzki!

Von Martin Gödderz
Hauptdarsteller, Laudator und Gesangs-Talent auf einem Bild versammelt
© spox

Ladies and Gentlemen, we proudly present... Das NBA-Jahr 2014 zog mal wieder vorüber wie im Film. Zwischen Melodrama und irrem Actionthriller, zwischen Real-Satire und romantischem Liebesfilm. Der alternative NBA-Jahresrückblick verleiht zum Ende des Jahres noch einmal seine ganz persönlichen Oscars.

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Laudator: Gregg Popovich

Eines vorneweg: Jede, absolut jede Kategorie muss zwangsläufig von Gregg Popovich anmoderiert werden. Das wandelnde Gefühlskino, der Meister der ausufernden Reden und philosophischen Halbzeit-Interviews. Damit ist der Spurs-Coach genau der richtige Mann, um die stolzen Gewinner zu präsentieren.

Wer sonst könnte Matt Bonner nach einem gewonnenen NBA-Titel schon so vorstellen? "Er ist ein komischer Typ. Matty ist Matty. Ein Holzfäller aus New Hampshire. Sieht aus wie einer dieser hohlen Schwachköpfe. Ist aber hochintelligent, hat einen guten Sinn für Humor, ist sehr belesen. Der Coach versteht die Hälfte der Zeit nicht, was er sagt." Matt Bonner liefert direkt die perfekte Überleitung zu unserer ersten Kategorie.

Bester Hauptdarsteller: LeBron James

Formulieren wir es mal vorsichtig: The Chosen One ist nicht gerade der Mensch, der stumm in einer Ecke hockt, wenn eine Kamera in der Nähe ist. LeBron ist nicht nur der beste Spieler der NBA, er ist auch so etwas wie der Uri Geller der Liga. Kann zwar per Gedankenkraft Löffel verbiegen (ja, sicher!), lässt das aber auch gerne raushängen. Auf The Decision I folgte in diesem Jahr die viel erwartete The Decision II. James in einer ganz neuen Rolle. Weg von der schillernden Ostküste, hinein in die Kälte von Cleveland.

Die aufmerksamkeitssüchtige, erfolgsbesessene und etwas unreife Jungfigur des King James, die nach dem Mega-Blockbluster The Decision I in den einschlägigen Kritiken wahlweise verrissen oder gefeiert wurde, zeigte sich im zweiten Teil der James-Saga ganz anders, gereifter. Ein differenziertes Rollenbild zeigte sich im weitaus ruhigeren und bedächtigeren zweiten Teil, der schon Züge einer Liebes-Schnulze aufwies.

Geprägt wird das Rollenprofil des Mannes aus Ohio von Ernsthaftigkeit. Im Gedächtnis bleiben Sätze wie: "Bevor sich auch nur irgendjemand darum gekümmert hat, wo ich Basketball spielen werde, war ich ein Junge aus Nordost-Ohio. Dort habe ich Laufen gelernt, Rennen gelernt. Dort habe ich geweint, dort habe ich geblutet." - Solche Sätze liebt die Jury. Solche Sätze liebt das Publikum. So kann es nur einen Sieger geben.

Die Nominierten: Kobe Bryant in "Immer Ärger mit Kobe", Kyle Lowry in "The Bulldog of Bay Street"

Bester Nebendarsteller: Chandler Parsons

Wer seinen dicken Vertrag mal schnell mit dem Owner in der Disko aushandelt, der scheint es prinzipiell schon draufzuhaben. Das Problem bei Chandler Parsons: Er verdient nach seinem Wechsel im Sommer dieses Jahres in Dallas nun mehr Geld als ein gewisser Dirk Nowitzki, ist aber noch immer nur dessen Sidekick im großen Actionkracher Mavs-Offense.

Bekanntermaßen hat Dirkules ja in diesem Sommer auf eine Stange Geld verzichtet, um neue Stars wie Parsons nach Dallas zu holen. Dirk nahm es mit Humor und gab zu: "Ich habe ihm gesagt, dass jedes Essen in dieser Saison auf ihn geht, da es sowieso mein Geld ist." Blöd für Parsons: Durch die Aussage kriegt er nicht mal mehr einen Kaffee einfach so ausgehändigt.

Die Nominierten: JaVale McGee in "Der perfekte Schwiegersohn", Nate Robinson und seine zweite Karriere

Bester Film: The Spurs in 5D

Grauer und verstaubter Schriftzug, veraltete Schauspieler und ein etwas heruntergekommenes Set. Leicht hätte man den Eindruck erhalten können, dass das nichts wird mit den San Antonio Spurs und dem besten Film des Jahres. Dann aber hat man in Texas angefangen Basketball zu spielen und schon gab es einen Actionthriller mit Spannung bis zur letzten Sekunde und einem rührenden Happy End. So will Hollywood das sehen!

Dabei griffen The Big Fundamental, Gregg Popovich und Co tief in die Trickkiste. Schlangen in des Gegners Umkleidetrakt oder heiße Sauna-Verhältnisse für den amtierenden Champ. Cobra 11 wäre stolz gewesen über diese Spezialeffekte. Und am Ende hat Papa Timmy nun eine ganze Hand voller schön glitzernder Ringe.

Die Nominierten: Dirk Nowitzki in "Der perfekte Wurf", Das monumentale Season-Special von Shaqtin a Fool

Beste Hauptdarstellerin: Michelle Obama

Man streitet sich ja ganz gerne mal, welcher Dunk denn jetzt das dickste Gerät des Jahres war. Seit der Slam Dunk Contest nur noch Beiwerk ist, findet man die besten Dunks vor allen Dingen in Spielen. Doch wer war denn jetzt am besten?

Die Griffin-Crawford-Combo? Ganz nett. Paul Georges 360-Grad-Hammer? Schön anzusehen. Terrence Ross über Kenneth Faried? Auch nicht schlecht. Aber, hey: Nichts gegen die Präsidenten-Gattin und ihren zerstörerischen Blick. Beim Besuch der Miami Heat im weißen Haus Anfang dieses Jahres haute die First Lady das orangene Leder mal schnell über LeBron James hinweg in die Maschen. Michelle Obama for Slam Dunk Contest!

Die Nominierten: Wanda Pratt als "Die MVP-Mutter". Becky Hammon als "Coach Becky".

Bester Song: Run DMC - "Can't be stopped"

Dass sich Dirk Nowitzki gesangstechnisch vor niemandem verstecken muss, weiß der gebildete deutsche Basketball-Fan spätestens seit seiner phänomenalen Gesangseinlage nach dem Titel der Mavs 2011. Mit einer modern-avantgarden Interpretation des Klassikers "We are the champions" sang er sich in die Herzen der Musik-Liebhaber und ließ wohl selbst Freddy Mercury im Grab Luftsprünge machen. Mit dem Springsteen-Cover von "Born in the USA" landete er den nächsten Mega-Erfolg.

Im Oktober folgte die Sensation: The Dirkster war wieder im Musik-Geschäft. Weil das mit dem Singen ja irgendwann auch langweilig ist, schmetterte er mit den Kollegen Ellis und Parsons ein paar Beats hin und belebte das alte Rap-Trio Run DMC wieder. Wöörzboooorg ist stolz auf den neuen Star am Hip-Hop-Firmament. Was soll da noch folgen? Vielleicht eine Choreographie von "All You Need Is Love" gemeinsam mit Rondo, Ellis und Chandler mitsamt Pilzkopffrisuren?

Die Nominierten: Gibt keine, Dirk ist konkurrenzlos!

Bester fremdsprachiger Film: Jonas Vacainulausas

Um den besten fremdsprachigen Film zu präsentieren, muss Coach Pop mal schnell von der Bühne. Auftritt des Round Mound of Rebound. Sir Charles Barkley präsentiert den bekanntentesten Litauer der Liga. Mister Jonas Valanciunas... Oder so ähnlich. So richtig bekam der frühere MVP den Namen in diesem Jahr nicht beschwerdefrei über die Lippen. Doch mit Namen ist das ja wie mit Post-Moves: Die lernt man erst mit der Zeit.

Das nächste Projekt: Giannis Antetokounmpo. Weil der glücklicherweise aber Hände so groß wie Füße und Arme so lang wie Beine hat und zusätzlich noch ein beträchtliches Skill-Set sein eigen nennt, reicht für ihn auch einfach Greak Freak. Da weiß direkt die ganze Liga Bescheid und Charley Barkley atmet auf.

Die Nominierten: Hallo Champs, mein Name ist Dennis Schröder, Die NBA selbst für 101 aus 37.

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