Novak Djokovic vs. Roger Federer 6:7, 6:4, 7:6, 5:7, 6:4 (Wimbledon, Finale)
Es war viel eingeprasselt auf Boris Becker. Nachdem der Deutsche den Job als Trainer von Novak Djokovic übernommen hatte, konnte der Serbe in den entscheidenden Momenten bei den Grand Slams plötzlich nicht mehr siegen, unterlag Wawrinka bei den Australian Open und Nadal im Finale der French Open. Es wurde generell in Frage gestellt, was der Trainwechsel Djokovic überhaupt gebracht hatte. All die Zweifel schienen wie weggeblasen, als Djokovic nach einem unglaublich intensiven und hochklassigen Fünfsatzsieg (6:7, 6:4, 7:6, 5:7 und 6:4) auf den heiligen Rasen von Wimbledon sank, sich zum zweiten Mal zum Champion in London kürte und sich gleichzeitig die Weltranglistenspitze von Rafa Nadal zurückholte.
Der All England Tennis Club hatte ein weiteres denkwürdiges Tennisfinale erlebt, wohl sogar eines der legendärsten in seiner langjährigen Historie. Bereits der erste Satz war äußerst umkämpft. Federer, der vor seinem achten Titel an der Church Road stand und sich in seiner besten Form seit langer Zeit befand, startete gut ins Match und holte sich Satz eins im Tiebreak. Dann aber drehte Djokovic auf und fegte mit Power-Tennis über den Schweizer, der sich in dieser Phase vor allen Dingen etliche Vorhandfehler erlaubte, hinweg und holte sich die beiden folgenden Sätze.
Im vierten Satz schien bereits alles klar. Nachdem sich Djokovic zwischenzeitlich bereits mit 5:2 abgesetzt hatte, konnte er beim Stand von 5:3 mit dem ersten Championship Point des Spiels alles klar machen. Doch FedEx zog sich in der allerletzten Sekunde aus dem Dreck, wehrte den Matchball des Serben per Ass ab und gewann anschließend sagenhafte vier Spiele in Folge. Das Ergebnis: Mit 7:5 holte er sich den verlorengeglaubten vierten Satz. Es kam zum entscheidenden Showdown im Fünften. Dort allerdings behielt der Djoker die Nerven, machte kurzen Prozess und holte sich das Match.
Roger Federer nahm die Niederlage mit dem Stil eines gereiften 17-fachen Grand-Slam-Champions hin. "Ob du es nun gewinnst oder verlierst, das Wimbledon-Finale ist immer etwas Besonderes, an das du dich erinnern wirst, vor allem nach so einem dramatischen Match wie heute. Es ist für mich sogar noch unvergesslicher geworden, als ich oben meine Kinder und meine Frau gesehen habe. Das hat mich am meisten ergriffen, dieses Gefühl des Stolzes. Da ist auch die Enttäuschung der Niederlage schnell vergangen", so der Schweizer nach dem epischen, 3:56 Stunden andauernden Thriller.
Stan Wawrinka vs. Novak Djokovic 2:6, 6:4, 6:2, 3:6, 9:7 (Australian Open, Viertelfinale)
Stanislas Wawrinka hatte noch eine Rechnung offen mit dem zu diesem Zeitpunkt amtierenden Australian-Open-Sieger. 2013 war der Schweizer noch in der vierten Runde des Grand Slams in Down Under an Novak Djokovic gescheitert. Und wie: In einem irren Fünfsatzkrimi hatte der Djoker den Schweizer besiegt, dabei den letzten Satz nach langem Kampf mit 12:10 für sich entschieden. Auch bei den anschließenden US Open 2013 scheiterte Wawrinka im Halbfinale nach fünf Sätzen gegen Djokovic.
So ging Stan mit jeder Menge Rachegelüste in die Viertelfinalpartie, welche die Geburtsstunde von "Stan the Man" bedeuten sollte. In einer an Dramatik und großartigem Power-Tennis nicht zu überbietenden Schlacht über fünf Sätze setzte sich Wawrinka im letzten Satz mit 9:7 durch. Es war die Initialzündung für die beste Saison seines Lebens. Nach dem Sieg gegen Djokovic marschierte Wawrinka voller Willen zum Titel bei den Australian Open, seinem ersten Grand Slam Titel der Karriere.
Exakt vier Stunden lang dauerte die Begegnung, die nicht nur Dramatik pur beinhaltete, sondern auch Hochgeschwindigkeitstennis in Reinkultur bot. Was für eine unfassbare Leistung Wawrinka in dieser Nacht auf den Hartplatz von Melbourne gezaubert hat, wird vor allen Dingen deutlich, wenn man auf die vorherige Form von Djokovic schaut. Der Serbe war zuvor 28 Spiele in Serie ohne Niederlage, die Final-Pleite gegen Rafael Nadal bei den US Open 2013 war das letzte Spiel, das der gebürtige Belgrader verloren hatte.
Nach dem Kraftakt war Wawrinka nur noch glücklich. "Es war mehr oder weniger das gleiche Gefühl wie letztes Jahr. Der Anfang war nicht leicht, aber danach habe ich begonnen richtig gut zu spielen. Nach diesen zwei dramatischen Grand Slam Niederlagen gegen ihn fühlt es sich richtig gut an, das Ding geholt zu haben", frohlockte der Schweizer nach dem Triumph.
Roger Federer vs. Stanisas Wawrinka 4:6, 7:5, 7:6 (ATP World Tour Finals, Halbfinale)
Zum Abschluss des Jahres bekamen die Zuschauer bei den ATP World Tour Finals in London noch einmal ein wahnsinniges Duell der beiden besten Schweizer Tennisspieler zu bestaunen. Kurz vor ihrem gemeinsam Davis Cup Triumph lieferten sich Federer und Wawrinka ein atemberaubendes Dreisatz-Match, das Maestro Federer letztendlich im Tiebreak für sich entschied.
Ein derart enges Match hatte sich dabei gar nicht angedeutet. Wawrinka zeigte sich wie schon den gesamten Herbst auch bei der Weltmeisterschaft nicht wirklich in bester Form, zog aber dennoch nach glanzlosen Siegen gegen US-Open-Sieger Cilic und den Tschechen Thomas Berdych ins Halbfinale ein. Dort drängte er seinen Landsmann gleich von Beginn an in die Defensive, weil er nach längerer Zeit wieder sein bestes Tennis auspackte, was ihn zu Beginn der Saison so stark gemacht hatte.
In nur 35 Minuten beendete Wawrinka den ersten Satz und erarbeitete sich insgesamt vier Matchbälle im Laufe des Spiels. Doch wie schon in Wimbledon zeigte Federer Comeback-Qualitäten. Beim Stand von 4:5 im dritten Satz wehrte FedEx drei Matchbälle ab, im Tiebreak, bei 5:6 gegen sich parierte Federer den vierten, machte dann selbst drei Punkte in Folge und zog so nach einem packenden Fight ins Finale gegen Novak Djokovic ein, wo er dann allerdings verletzungsbedingt gar nicht erst antrat.
Federer freute schon im Halbfinale gar nicht über den verwandelten Matchball, sondern lief gleich zum Netz, um seinen Landsmann zu umarmen. Der Altmeister wusste direkt nach dem irren Schlagabtausch, dass Wawrinka von diesem Zeitpunkt an nicht mehr Gegner, sondern Mitspieler war. Nur eine Woche später ging es schließlich für die Schweiz im Davis Cup Finale gegen Frankreich, wo Federer den letzten großen Titel holte, der ihm noch gefehlt hatte.
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