Die March Madness öffnet wieder ihre Tore! Beim verrücktesten Turnier des US-Sports kämpfen insgesamt 68 College-Teams um den Titel - doch den großen Favoriten? Den gibt es diesmal nicht. Die Chance für die Kleinen? SPOX erklärt, wie das ominöse Bracket zustande kommt und wer in den einzelnen Regions die Nase vorn hat. Außerdem: Die besten NBA-Draft-Prospects.
nba
Die Qual der Wahl - sie ist real! Parallel zu ein paar Millionen Bürgern, die am Sonntag in drei deutschen Bundesländern mal mehr, mal weniger erfolgreich zur Wahl antraten, wurde auch in den USA ausgewählt. Vielleicht etwas weniger historisch, dafür aber ebenfalls kontrovers! Das NCAA machte die 68 Teams perfekt*, die ab Donnerstag um Ruhm und Ehre kämpfen: Willkommen zur March Madness! Vier K.o.-Duelle müssen in den jeweiligen Regions gewonnen werden, um sich für das Final Four in Houston vom 2.-4. April zu qualifizieren.
Aber wie wird das Bracket eigentlich finalisiert? SPOX leistet Aufklärungsarbeit: Das NCAA setzt ein zehnköpfiges Komitee ein, das sich dieser Aufgabe mit Inbrunst widmet. Zehn sportliche Leiter (Athletic Directors) von Universitäten des Landes werden für jeweils fünf Jahre gewählt (Landtagswahl, ick hör dir trapsen!) und treffen sich schon vor Beginn der Saison, um die Conferences untereinander aufzuteilen. Derzeit sind das neun Männer und eine Frau unter Vorsitz des ehrenwerten Joseph R. Castiglione von Oklahoma.
Über die Saison hinweg wird dann fleißig kommuniziert, bevor man sich am Dienstag vor dem "Selection Sunday" in New York City trifft und fünf Tage lang über die Zusammensetzung des Brackets (32 Teams qualifizieren sich über regionale Tournaments, 36 müssen eingesetzt werden) verhandelt und abgestimmt wird. Am Ende dieses Konklave steigt dann weißer Rauch auf, die magischen Worte "Habemus Bracketam" werden feierlich verkündet.
Immer auf die Kleinen
Danach geht der Ärger aber oft erst richtig los, schließlich hat so ziemlich jedes College außer den vier Top-Seeds etwas am Bracket auszusetzen. Kentucky hinter Texas A&M? Virginia und die Spartans in einer Region? #Aufschrei! Von den Mid-Major-Teams ganz zu schweigen, die mal wieder trotz guter Bilanzen weitestgehend auf der Strecke blieben. "Jedes Jahr das Gleiche: Die Kleinen bleiben auf der Strecke, Mittelmaß wird belohnt", kritisierte etwa Kult-Experte Dick Vitale.
Dabei hätten vielleicht gerade in diesem Jahr die Außenseiter eine Chance, und nichts liebt der Amerikaner bekanntlich mehr als seine Cinderellas. Ein Superteam wie etwa die Wildcats in den letzten Jahren sucht man dieses Jahr vergebens. 74 Niederlagen kassierten die Top-Teams, die meisten seit 1948. Die Nummer eins im AP-Poll verlor sieben Mal, ebenfalls Rekord. Gelingt also zum ersten Mal einem Team außerhalb der Top-8-Seeds der ganz große Wurf?
Das wird sich zeigen. Zunächst muss die Madness in vollen Zügen genossen werden. Der übertragende Sender CBS setzte sich am Sonntag übrigens gewaltig in die Nesseln. Die Veröffentlichung des Brackets wurde diesmal auf zwei Stunden Fernsehzeit aufgeblasen - kein Wunder also, dass das Twitterverse davon schnell die Nase voll hatte und die kompletten 64 Teams schon vorzeitig veröffentlichte. Man werde den Übeltäter schon finden, reagierte die NCAA dementsprechend säuerlich.
Obama setzt auf Kansas
Während irgendein armer Tropf nun also seinen Job verlieren wird, haben die Fans, darunter natürlich auch Präsident Barack Obama - er setzt auf Kansas - ihr Bracket ausgefüllt und im Office Pool sowie beim schäbigen Buchmacher ihres Vertrauens die milliardenschweren Wetten platziert (letzteres eher ohne den POTUS).
Die Spieler wollen derweil in knallvollen Hallen, die so klangvolle Namen tragen wie das Dunkin' Donuts Center in Providence oder die Spokane Veterans Memorial Arena, geschichtsträchtige Upsets erzwingen - oder auch verhindern. Titelverteidiger Duke ist diesmal eher Außenseiter, den alles überragenden Favoriten gibt es nicht - und der beste Spieler des Landes, Ben Simmons von LSU, hat sich erst gar nicht für das Tournament qualifiziert.
Also packen wir's an! Nur Fans der Louisville Cardinals und Coach Rick Pitino müssen jetzt ganz stark sein: Der Champion von 2012 hat sich aufgrund des pikanten Sex-Skandals nicht gemeldet.
South Region
Der Top-Seed: Kansas Jayhawks (30-4)
NCAA-Titel: 3
Letztes Jahr: Round of 32
Wenn es einen Favoriten darauf gibt, in Houston am 4. April die Netze von den Ringen zu schneiden, dann sind es wohl die Jayhawks. Das sieht auch Las Vegas so: Mit 9/2 hat man der Truppe von Coach Bill Self die besten Quoten bescheinigt. Zum zwölften Mal holte man den Big-12-Titel, West Virginia war im Finale chancenlos. Seit dem 25. Januar ist man ungeschlagen und geht mit einer Menge Selbstvertrauen ins Tournament. "Ich glaube nicht, dass wir schon mal ein Team hatten, das besser harmoniert hat als diese Jungs", tönte Self nach dem Title Game.
Das liegt daran, dass die Starting Five gleich drei Seniors zu bieten hat. Forward Perry Ellis führt das Team mit 16,5 Punkten und 6 Rebounds pro Spiel an und hat mit den Guards Frank Mason III und Devonte' Graham ein zweiköpfiges Guard-Monster an seiner Seite. Vier Starter punkten zweistellig, und gleich fünf Spieler treffen mindestens 41 Prozent ihrer Dreier. Die Jayhawks sind ein echtes Two-Way-Team: Top Ten in Offensive Efficiency, Top 5 in der Defense, wo man über konstanten Druck auf den Ball und lange Arme in den Passing Lanes dominiert.
Wenn man eine Schwäche beim Favoriten ausmachen kann, dann ist es ein Abräumer unter dem Korb. Junior Landen Lucas ist noch nicht lange in der Starting Five, gegen große, athletische Gegenspieler wird es auch schon mal schwer. Austin Peavy sollte man so oder so aus der Halle fegen, aber im Süden warten noch ein paar Stolpersteine. Garantien gibt es in diesem Jahr nicht, dennoch können sich die Jayhawks berechtigte Hoffnungen auf den ersten Titel seit 2008 machen.
spoxDie weiteren Favoriten:
Villanova (2)
Die Wildcats reisen mit dem Big-East-Titel im Gepäck an, aber seit 2009 hat man das erste Wochenende nicht mehr überstanden. Kein Team aus der Division I lässt weniger als die 65,9 Punkte pro Schnitt zu, in der Offense ist man schwer auszurechnen (alle fünf Starter punkten zweistellig). Hin und wieder nimmt Jay Wrights Team aber zu viele Dreier. In den ersten Runde sollte nichts anbrennen, aber dann könnte es zum Philly-Stadtduell gegen Temple kommen.
Connecticut (9)
Momentum! So nennt man das wohl, wenn man sich in einem Quadruple-Overtime-Triumph über die Cincy Bearcats im Viertelfinale der AAC durchsetzt - und Jalen Adams dabei mit weniger als einer Sekunde auf der Uhr aus der eigenen Hälfte trifft. Seitdem sind die Huskies, Titelträger von 2014, ungeschlagen und haben mit Daniel Hamilon, Rodney Purvis und Sterling Gibbs ein starkes Trio am Perimeter, das auf eisenharte Manndeckung setzt. Nicht vergessen: Coach Kevin Ollie hat noch kein einziges Spiel im Tournament verloren. Zweite Runde gegen Kansas - das könnte extrem spannend werden!
Upset-Tipp:
Hawaii (13) über California (4)
Mit Flügelspieler Jaylen Brown und Forward Ivan Rabb bietet Cal eine Menge Lottery-Talent auf - Brown könnte sogar als Top-3-Pick im kommenden Draft enden. Gleichzeitig handelt es aber auch um ein Team mit einer Menge Freshmen: Da können die Lichter auch mal etwas zu hell strahlen. Die Rainbow Warriors (Yes! Was für ein Spitzname!) hatten in diesem Jahr Oklahoma am Rande einer Niederlage, bomben vom Perimeter, was das Zeug hält, und haben mit Forward Stefan Jankovic (15,7 Punkte) einen veritablen Go-to-Guy. Gibt es den ersten Sieg in der Madness überhaupt?
Draft-Prospect to watch:
Jaylen Brown von Cal. So viele überragende Freshmen gibt es in diesem Jahr in der NCAA nicht zu bestaunen. Brown gehört dazu. Die reinen Zahlen (12,4 PPG, 5,6 RPG) scheinen nicht überragend, aber der 19-Jährige weist bereits jetzt einen NBA-reifen Körperbau auf und ist seinen Gegenspielern in Sachen Schnelligkeit, Kraft und Athletik weit überlegen. "Old Man", wie er von seiner Mutter genannt wird, besticht gleichzeitig durch Ruhe und Souveränität. Auch der Jumper funktioniert. Er wird als potenzieller Top-3-Pick gehandelt.
*Zum Modus: Da die über 300 Colleges in einer Saison unmöglich alle gegeneinander spielen können, erstellen ausgewählte Journalisten regelmäßig ein Ranking, wer die besten Teams im Land sind. Die Platzierung hängt zum einen von den Resultaten ab, zum anderen aber auch davon, gegen welche Gegner man diese erzielt hat.
Am Ende der regulären Saison spielen die einzelnen Conferences in einem Turnier ihren internen Champion aus, der dann für das große NCAA-Turnier qualifiziert ist. Dann setzt sich das Komitee zusammen und berät, wer sonst noch dabei sein sollte. Aufgrund des vorher bestehenden Rankings haben viele Teams ihren Startplatz praktisch sicher, andere müssen bis zur letzten Sekunde bangen.
Nach Einschätzung des Komitees werden die auserkorenen 64 Teams erneut gerankt und mehr oder weniger willkürlich auf vier Regionen verteilt (es gibt vier Erstplatzierte, von denen jeder in einer Region spielt, vier Zweitplatzierte usw.). Die Sieger dieser vier Regionen, die im K.o.-Modus ermittelt werden, erreichen das Final Four.
nbaMidwest Region
Der Top-Seed: Virginia Cavaliers (26-7)
NCAA-Titel: 0
Letztes Jahr: Round of 32
Gegen die Tar Heels gab es im Endspiel um die ACC-Krone zwar eine knappe Niederlage, dennoch darf sich UVa über einen Top-Seed freuen. Und das bei sieben Niederlagen. In den letzten zwei Monaten spielten die Wahoos aber einen guten Ball und steht in den KenPom Ratings sowohl offensiv als auch defensiv unter den Top 10. Coach Tony Bennett setzt trotz der verkürzten Shot Clock immer noch auf langsamen, methodischen Basketball, aber es zahlt sich aus: Gleich 14 Teams unter den Top 50 laut BPI konnte man bezwingen.
Star der Cavaliers ist Senior Guard Malcolm Brogden, ACC Player of the Year. Aber nicht nur das: Zusätzlich zu dieser Plakette und seinen 18,7 Punkten pro Spiel (nur drei Spieler in der NCAA punkteten besser) wurde Brogden auch zum Defensivspieler des Jahres in seiner Conference gewählt. Das gab's noch nie! Jedes Spiel könnte sein letztes sein, aber mit ihm und der patentierten Packline Defense, die jegliche Penetration zum Korb verhindern will, ist das Team hervorragend aufgestellt - es bräuchte wohl einen extrem guten Abend von Downtown, um sie zu bezwingen.
Was bei den Fans bei allem Optimismus für Albträume sorgen könnte, ist jedoch das eigene Bracket. Genauer gesagt ein ganz bestimmter Gegner: Die Michigan State Spartans. Schon zweimal in Folge waren die eine Nummer zu groß für die Wahoos - dementsprechend ernüchtert waren die Gesichter, als man erneut im gleichen Bracket landete. "Wir haben in diesem Jahr eine andere Mentalität", beteuerte immerhin Big Man Anthony Gill. "Uns wird nichts geschenkt werden, das verstehen wir. Wir werden in jedem einzelnen Spiel angreifen." Auf ein mögliches Duell mit den Spartans in der Elite 8 zu schauen, sei aber verfrüht, so Bennett: "Jetzt geht es erst einmal nur darum, sich auf ein erfahrenes Hampton vorzubereiten."
spoxDie weiteren Favoriten:
Michigan State (2)
Mit Denzel Valentine bieten die Spartans einen Mann auf, der im Draft trotz seiner fortgeschrittenen 22 Jahre unter den Top Ten landen könnte, ist er doch ein wandelndes Triple-Double (19,4 Punkte, 7,6 Assists, 7,6 Rebounds). Der Senior hält nichts von falscher Bescheidenheit. "Ich garantiere die Championship, hier und jetzt. Wir haben das Team, um es zu schaffen." Ein bisschen ruderte er dann aber doch zurück: "Wir können uns nur selbst schlagen." Das hat man seit 2000 jedes Mal geschafft. Tom Izzos Truppe verzeichnet die meisten Assists des Landes, aber wenn die Defense nicht stimmt, gerade am Perimeter, sind zu zu packen.
Purdue (5)
Boilermakers! Hach, schon wieder ein sensationeller Spitzname. Angeführt von Center A.J. Hammons, einem klassischen Rim Protector, der in seiner stoischen Art an Tim Duncan erinnert und unter dem Korb kaum zu bremsen ist, bietet Coach Darrell Hazel die vielleicht beste Frontline im Tournament auf, die den Korb abschirmt und Rebounds abgreift. Hammons ist mit seinen sieben Fuß allein für rund 15 Punkte und 8 Rebounds gut. Wo die Größe ein Vorteil ist, kann sie im Open Court aber auch zu Problemen führen: Schnelle Teams machen den Boilermakers auch schon mal Probleme.
Upset-Tipp:
Green Bay (14) über Texas A&M (3)
Klingt eigentlich nach zwei Football-Teams - und da ist das NFL-Team Green Bay doch eindeutig stärker einzuschätzen als die einstige Uni von Johnny Manziel. OK, schlechter Scherz. Aber die Niederlage gegen Kentucky im SEC-Finale hat den Aggies etwas den Wind aus den Segeln genommen. Green Bay ist zum ersten Mal seit 1996 wieder mit von der Partie, das muss belohnt werden. Und: Das bisher einzige Aufeinandertreffen ging an den Phoenix aus Wisconsin.
Jakob Pöltl im Interview: "NBA-Scouts wollen Anführer sehen"
Draft-Prospect to watch:
Jakob Pöltl von den Utehs. A geh! Der beste Ösi-Baller, den es je gegeben haben soll, mischt die Big Men der NCAA in diesem Jahr auf. Er kann scoren (17,6 Punkte), ist ein guter Rebounder (9,0) und Blocker und sollte es in die Top 10 im Draft schaffen. Ein paar mehr Muskeln müssen noch drauf, das ist in diesem Alter aber normal.
nbaWest Region
Der Top-Seed: Oregon Ducks (28-6)
NCAA-Titel: 1
Letztes Jahr: Round of 32
Zum 14. Mal sind die Ducks dabei, die vierte Teilnahme in Serie ist ein Rekord für den Champion von 1939 - im allerersten Tournament überhaupt. Da würde es doch passen, wenn sich Coach Dana Altman und seine Truppe wieder die Krone aufsetzen würden. Als Pac-12-Sieger der Regular Season und des Tournaments sicherte man sich zum ersten Mal den Top Seed im Westen, richtig starke Gegner bleiben zumindest in den ersten zwei Runden erspart.
Bester Mann der Ducks ist Forward Dillon Brooks, der fast 17 Punkte pro Partie auflegt und die fünftbeste Offensive des Landes (laut KenPom) anführt. Dazu kommt Bohnenstange Chris Boucher, der erst im Alter von 19 richtig mit Klub-Basketball anfing, jetzt aber als Rebounder und Finisher - und mit 3,2 Blocks pro Spiel - besticht. Besonders in den letzten Wochen war Oregon von Downtown richtig heiß und will sich bei den Experten revanchieren, die das Team noch im Dezember nicht einmal gerankt hatten. Im Title Game wurde Utah dann mit 31 Punkten übers Knie gelegt. Da merkte auch Charles Barkley auf: "Alle sprechen über die Big 12 und die Big Ten, aber vergesst nicht die Westküste."
Dennoch sind nicht alle Experten überzeugt: Die Ducks werden als einer der schwächeren Top-Seeds angesehen. Als Team lässt man hin und wieder zu viele Offensiv-Rebounds und Fastbreak-Punkte zu, außerdem verteidigte kein Pac-12-Team schlechter gegen den Dreier. Ist es die Zonenverteidigung von Altman? Oregon kann in der jetzigen Form so ziemlich jeden schlagen, aber auch eine unerwartete Niederlage kassieren.
SPOXDie weiteren Favoriten:
Oklahoma (2)
Es ist das 17. Tournament von Coach Lon Kruger, aber ein besseres Sooners-Team hat er womöglich noch nie gecoacht. Dabei geht es nicht nur ums Talent: Mit gleich drei Seniors in der Starting Five kennt sich die Truppe aus dem Effeff und bietet mit Buddy Hield und seinen 25,1 Punkten pro Partie den Topscorer des Landes. Läuft es bei ihm, öffnet sich der Court für seine Kollegen. Die Defense spielt traditionelles Mann gegen Mann, erzwingt so aber auch recht wenige Turnover.
Duke (4)
Der Titelverteidiger hatte kein überragendes Jahr. Irgendwie hörte man nur von Brandon Ingram, dem Swingman, der mit fast 17 Punkten und 7 Boards pro Partie als einziger ernstzunehmender Konkurrent von Ben Simmons gehandelt wird. Also im positiven Sinne. Im negativen Sinne landete vor allem Grayson Allen (21,5 Punkte). Wobei der sich mit seinen Beinstell-Aktionen auf dem Court keinen Gefallen tat. Andererseits: Als weißer Duke-Spieler wird man ohnehin traditionell gehasst. Die Beiden sind ein hervorragender One-Two-Punch, aber ohne den Verletzten Amile Jefferson ist der Kader wohl zu dünn.
Upset-Tipp:
Yale (12) über Baylor (5)
Mit drei Niederlagen in den letzten vier Spielen humpeln die Bears eher schlecht als recht in die Madness, haben Turnover-Probleme und könnten gegen die gute Rebound-Arbeit von Yale Probleme bekommen. Die Bulldogs sind als Ivy-League-Champion zum ersten Mal seit 1962 dabei und haben mit Justin Sears und Makai Mason zwei Scorer (jeweils über 15 Punkte im Schnitt) im Kader. Macht man das Spiel langsam und spielt seine Erfahrung aus, ist der Upset drin!
Draft-Prospect to watch:
Brandon Ingram von Duke. Wer hätte gedacht, dass ein ehemaliger Skater bei den so beschaulichen Blue Devils unterkommt und dort auch noch derart überzeugt? An seinen besten Tagen ist Ingram ein Mix aus Kevin Durant und Tracy McGrady, der von überall punkten kann - und lange, athletische Forwards sind derzeit ja total angesagt. Er ist gerade mal 18 und noch ziemlich schmächtig, deshalb gibt es diese besten Tage nicht immer. Dennoch werden sich einige Teams nach ihm die Finger lecken. Obwohl er spätestens am 2. Pick wohl nicht vorbeikommt.
nbaEast Region
Der Top-Seed: North Carolina Tar Heels (28-6)
NCAA-Titel: 5
Letztes Jahr: Sweet 16
Da haben wir ja den zweiten Favoriten auf den Titel. Die Tar Heels holten sich zum ersten Mal seit 2008 den Titel in der ACC und setzten sich dabei in einem wahren Krimi mit 61:57 gegen Virginia durch - also gegen einen weiteren Top-Seed. In der Defense stimmt es also, und das schon über die ganze Saison: Ziemlich genau einen Punkt pro gegnerischen Ballbesitz lässt man zu, ein sehr guter Wert. Und offensiv? Da zeigte man die eigenen Fähigkeiten im Halbfinale, als man Notre Dame - ebenfalls kein Leichtgewicht - mit 78:47 aus der Halle bombte.
Das Team von Altmeister Roy Williams ist superstark besetzt: Mit Brice Johnson und Kennedy Meeks hat man zwei richtig lange Kerls auf NBA-Niveau, alle fünf Starter scoren zweistellig, man ist also nicht so leicht auszurechnen. Und wenn es gelingt, das Tempo hochzuhalten, ist gegen die uneigennützige Athletik der Tar Heels kaum ein Kraut gewachsen. Je mehr Chaos, desto besser läuft es. In den sechs Niederlagen machte man nur 22 Punkte weniger als die Gegner. "Unsere Defense gibt uns Selbstvertrauen, darauf bauen wir auf", betonte Williams, der von seinen 65 Lenzen 23 als North Carolina-Coach zugebracht hat. Aber eine Sache wird auch ihm Kopfschmerzen bereiten.
Und zwar das Outside Shooting. Da sieht es nämlich trotz aller Stärken wieder richtig duster aus mit der Hoffnung auf den Titel. Nur kümmerliche 31 Prozent treffen Williams' Schützlinge hinter der Dreierlinie, so schlecht hat noch nie ein Champion von Downtown getroffen. In den ACC-Niederlagen gegen Notre Dame, Duke und Louisville fielen dann auch nur 24 Prozent, und gerade Point Guard Marcus Paige macht schon das ganze Jahr über eine üble Slump durch. Kommt der beste Dreierschütze der UNC-Geschichte nicht endlich aus dem Quark, ist seine College-Karriere möglicherweise schneller vorbei, als ihm lieb ist.
spoxDie weiteren Favoriten:
Xavier (2)
Die Musketeers spielen nicht "alle für Einen", sondern "Einer davor, Einer dahinter". Vielleicht könnte man so ja die 1-3-1-Defense von Coach Chris Mack beschreiben, auf die sich der Gegner erst einmal einstellen muss. Offensiv rotiert das Bällchen, bis es endlich ein Mismatch erreicht: Sechs Spieler machen mindestens 9,5 Punkte, die Assist Rate beträgt so zudem über 60 Prozent. Isolation? Nee, dann doch lieber alle für Einen. Wenn die kreative Mischmasch-Zone-Defense mal nicht sticht, kann es aber eng werden: Nur ein Starter knackt das Zwei-Meter-Gardemaß.
Kentucky (4)
Wie jetzt? Kentucky nur auf der Vier? Das versteht übrigens auch Coach John Calipari nicht, der nach den fetten Jahren voller Top-Seeds, vollgestopfter Drafts und "Undefeated Seasons" plötzlich zur Randfigur verkommen ist. In einem geladenen Interview bei ESPN motzte er, man habe A&M doch im SEC Title Game geschlagen. Das Komitee habe es auf sein Team abgesehen, übrigens auch schon in den letzten Jahren mit extrem schweren Auftaktgegnern. Das sei mal dahingestellt, aber auch ohne die übliche Exzellenz sollte man die Wildcats nicht unterschätzen. Point Guard Tyler Ulis ist trotz seiner 1,75 Meter eine Vorlagenmaschine, Nebenmann Jamal Murray ein 20-Punkte-Scorer.
Upset-Tipp:
Stephen F Austin (14) über West Virginia (3)
Wir halten fest: In den letzten drei Jahren haben die Lumberjacks in der Southland Conference 59 Spiele gewonnen, eines verloren. In diesem Jahr blieb man makellos (18-0). Und trotzdem nur die 14? Immer auf die Kleinen! Gegen die Mountaineers setzt man auf die eigene Defense, die so viele Turnover erzwingt wie keine andere. West Virginia kontert seinerseits mit einer Full-Court-Press, es könnte also lustig werden! Wir setzen auf Thomas Walkup (17,34 Punkte, 6,9 Rebounds) und den kommenden Coaching-Star Brad Underwood. Vor zwei Jahren warf man schon einmal VCU raus - warum nicht wieder?
Draft-Prospect to watch:
Kris Dunn von Providence. Ein großer, explosiver Guard, der in seiner Spielweise ein bisschen an Russell Westbrook erinnert. Als Senior schon fast 22 Jahre alt, aber mit enormer Spannweite ausgestattet - da haben es Gegenspieler in der Offense schwer. Er selbst ist nicht der klassische Point Guard, hat sich in dieser Hinsicht aber verbessert. Auch der Jumper bedarf noch der Pflege, dafür aber mit enorm viel Charisma ausgestattet. In diesem Jahr als Allzweckwaffe im Schnitt 16 Punkte, 6,4 Assists und 5,5 Rebounds.
Die March Madness im Überblick