Am Ende feierte doch der Favorit. Es sollte nicht sein für Moritz Wagner und die Michigan Wolverines, die zwar vor dem Finale 14 Siege in Folge gefeiert hatten, in Villanova aber auf ein Team trafen, das ohne Zweifel die beste Mannschaft im gesamten Teilnehmerfeld war.
"Verlieren ist scheiße, egal ob im ersten oder letzten Spiel", sagte ein enttäuschter Wagner nach der Partie. Einen kleinen persönlichen Erfolg konnte er dennoch feiern, auch wenn es dem Berliner wohl egal sein wird. Der deutsche Big wurde als einziger Wolverines-Spieler ins All-Tournament Team gewählt.
Vielleicht ist dies bereits ein Fingerzeig in die Zukunft und dafür, dass das Finale, in dem er 16 Punkte und 7 Rebounds auflegte, sein letztes Spiel als Amateur gewesen sein könnte. Schon bald wird er die Entscheidung treffen müssen, ob er ein letztes Jahr nach Ann Arbour zurückkehren wird oder sich doch zum NBA Draft anmeldet.
Wagner mit starker Saison
Seine Aktien stehen zumindest nicht schlecht. Sein Rebounding hat der Deutsche deutlich verbessert (von 4,2 auf 7,1 Boards), dazu lieferte er in schwierigen Matchups ab. Als Beispiel darf dabei das Spiel im Sweet Sixteen herhalten, als Wagner gegen Texas A&M den Front Court gegen Prospect Robert Williams und Tyler Davis dominierte und 21 Punkte auflegte. Auch das Spiel im Halbfinale gegen Loyola war beeindruckend.
Sein bestes Spiel machte Wagner aber während der Saison in der Höhle des Löwen, als man beim Erzrivalen Michigan State antrat. 27 Zähler legte der Big auf und beeindruckte sogar mit Behind-the-Back-Dribblings. Auch gegen den langen Frontcourt der Spartans stellte Wagner unter Beweis, dass er nach jahrelangem Muskelaufbau nun gegen die Kanten der NCAA-Welt durchaus bestehen kann. So etwas spielt einen dann schon fast automatisch auf den Radar der NBA-Scouts, erst recht, wenn man auch noch das feine Händchen des 20-Jährigen bedenkt.
Wagner ist der prototypische Pick'n'Pop-Big, der in der NBA immer wichtiger wird. Dazu hat er einen guten Drive, den es zu respektieren gilt. Doch ob Wagner nun wirklich den Sprung zu den Big Boys wagt, ließ er offen. "Natürlich sollte ich darüber nachdenken, doch dieser Abend hatte nichts mit nächstem Jahr zu tun."
Die Statistiken von Moritz Wagner für Michigan
Saison | MIN | PTS | FG% | 3P% | FT% | REB |
2015/16 | 8,6 | 2,9 | 60,7 | 16,7 | 55,6 | 1,6 |
2016/17 | 23,9 | 12,1 | 56,9 | 39,5 | 72,6 | 4,2 |
2017/18 | 27,5 | 14,6 | 52,8 | 39,7 | 69,2 | 7,1 |
Wagner: Heißer Start endet in Frustration
Dennoch schien es so, als ob Wagner dieses Spiel wie sein letztes angehen würde. Das Championship Banner sollte es zum Abschied sein und der Berliner legte gleich richtig gut los. Der Deutsche stellte Villanovas Defense mit geschickten Post-Moves, einem eiskalten Dreier und aggressiven Drives vor einige Probleme. Dementsprechend schnell hatte der 20-Jährige 11 Zähler auf dem Konto (4/4 FG), danach wurde er aber über 10 Minuten bis zur Pause vom Punkten abgehalten.
"Ich muss mir das Spiel noch einmal anschauen, aber sie haben meine Drives besser unterbunden", analysierte Wagner. "Ich glaube, ich war nicht mehr aggressiv genug und habe einige Male den Ball hergegeben. Ärgerlich, aber so läuft es eben manchmal."
Hinzu kam, dass Villanova mit fortlaufender Spielzeit die Pässe in den Post unterbinden konnte, wie auch Wagners Coach John Beilein zugeben musste. "Sie haben vieles verhindert, was wir machen wollten. Wir haben versucht, Moe einzubinden, doch wir konnten ihn kaum anspielen."
Nova verteidigte als Team deutlich besser als noch zu Beginn. Wagners Drives wurden mit jeder Menge Hilfe schwieriger gemacht, dazu brachten die schnellen Hände der Wildcats den Berliner aus dem Konzept. 4 Turnover waren ein Höchstwert für Wagner in dieser Saison. "Wir waren aggressiv, haben viel geholfen und ihm viele Körper in den Weg gestellt", erklärte Nova-Prospect Mikal Bridges die Strategie.
Wagner: Emotionen befeuern das Spiel
Es frustrierte Wagner sichtlich, der später auch noch ein technisches Foul kassierte, nachdem er Wildcats-Guard Jalen Brunson nach einem Spin unsanft stoppte. Wagner ließ sich daraufhin auf einen verbalen Schlagabtausch mit Villanovas Omari Spellman ein, Emotionen, die auch zum Spiel des Deutschen gehören.
"Diese Momente gibt es immer wieder mit Moe", erklärte Michigans Assistent Coach Saddi Washington. "Das ist aber auch einer der Gründe, warum er so ein guter Spieler ist. Manchmal überdreht er eben ein wenig. Das ist aber okay. Es ist dieses Feuer, was ihn antreibt und uns auf das nächste Level bringt."
Gegen die meisten Teams war dies ausreichend, jedoch nicht gegen Villanova, das in dieser College-Saison in seiner eigenen Liga spielte.
Moritz Wagners Leistungen in der March Madness
Runde | Gegner | Minuten | Punkte | Rebounds |
Final | #1 Villanova 62:79 | 33 | 16 | 7 |
Final Four | #11 Loyola-Chicago 69:57 | 36 | 24 | 15 |
Elite 8 | #9 Florida State 58:54 | 25 | 12 | 6 |
Sweet 16 | #7 Texas A&M 99:72 | 30 | 21 | 3 |
2nd Round | #6 Houston 64:63 | 23 | 12 | 7 |
1st Round | #14 Montana 61:47 | 32 | 5 | 6 |
Wagner: Nächster Schritt NBA-Draft?
Für Wagner stehen nun entscheidende Wochen an. Verlieren ist zwar "scheiße", doch hat er über Wochen seine Klasse unter Beweis gestellt. An seinem persönlichen Werdegang wird die Niederlage nichts ändern. Ob Michigan noch einmal so erfolgreich sein kann, ist fraglich. Mit Duncan Robinson, Muhammad-Ali Abdur-Rahkam und Jaaron Simmons verlassen gleich drei Stützen das Team.
Deswegen erscheint der Gang in die NBA als der logische nächste Schritt. Durch die guten Leistungen bei March Madness hat Wagner jede Menge Rückenwind. Vielleicht reicht es sogar für die erste Runde. Denn wie sagt DAZN-Experte Dre Voigt immer, wenn es um den Draft geht: "Es muss sich nur ein Team in dich verlieben." Und dafür hat Moe Wagner in diesem verrückten März wirklich alles getan.