MLB

"Ich war fassungslos!"

Von Interview: Jan-Hendrik Böhmer
Markus Solbach begann seine Baseball-Karriere bei den Pulheim Gophers in Deutschland
© privat

Markus Solbach ist eines der größten deutschen Baseball-Talente. Der Pitcher unterschrieb im Februar einen Vertrag bei den Minnesota Twins und trainiert aktuell in den USA. Bei SPOX spricht der 19-Jährige zusammen mit seiner Mutter über ein unglaubliches Angebot, den Traum von der MLB und seinen knallharten Fastball.

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SPOX: Herr Solbach, Sie sind jetzt beim Extended Spring Training der Twins. Aufgeregt?

Markus Solbach: Natürlich bin ich aufgeregt. Wer wäre das denn nicht?

SPOX: Stimmt. Konnten Sie überhaupt glauben, dass Minnesota an Sie herangetreten ist?

Markus Solbach: Kaum. Es war zwar der Grund, warum ich überhaupt nach Australien gegangen bin, aber als ich dann tatsächlich vor den Augen von Howie Norsetter (dem International Scouting Director der Twins, Anm. d. Red.) werfen sollte, war ich doch aufgeregt. Natürlich habe ich versucht, mir nichts anmerken zu lassen, aber als er dann am nächsten Tag anrief und mir mitteilte, dass man mir einen Vertrag anbieten will, war ich überwältigt. Diesen zu unterschreiben, war ein Gefühl, das man nicht in Worte fassen kann.

SPOX: Frau Solbach, wie war es für Sie als Mutter, als Markus plötzlich aus Australien anrief und erklärte, dass er tatsächlich ein Angebot von den Minnesota Twins hat?

Martina Solbach: Im ersten Moment war ich einfach nur sprach- und irgendwie auch fassungslos! Ich konnte einfach nicht glauben, dass er mit einem Vertrag in der Tasche nach Hause kommt. Ich habe mich riesig für ihn gefreut und bin vor Stolz fast geplatzt.

SPOX: Haben Sie keine Angst, dass er abhebt?

Martina Solbach: Absolut nicht. Auf die Leistung, als erst sechster deutscher Spieler überhaupt von einem amerikanischen Team unter Vertrag genommen worden zu sein, kann er wirklich stolz sein. Aber Markus weiß, dass dies nur der erste Schritt war. Jetzt muss er gegen ganz andere Kaliber bestehen und sicher noch viele Rückschläge einstecken. Da bleibt man von ganz von alleine auf dem Boden. Der Weg in die MLB ist noch weit.

SPOX: In der Tat. Können Sie absehen, wie Ihr Weg in die MLB aussehen könnte?

Markus Solbach: Dafür gibt es leider keinen Zeitplan. Es können immer Verletzungen auftreten - oder andere Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Nur eines ist sicher: Ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben, um irgendwann in der MLB zu spielen.

SPOX: Vorerst geht es aber zurück nach Australien. Wie muss man sich das Leben eines Baseball-Profis Down Under vorstellen? Und wie hoch ist das Niveau?

Markus Solbach: Die Australier sind, besonders wenn es um Baseball geht, sehr entspannt. In der zweiten Division, in der ich gespielt habe, trifft man sich circa eineinhalb Stunden vor dem Spiel und wärmt sich in aller Ruhe auf. Meistens wird dann noch ein kleines Warmup-Match gespielt, bevor das eigentliche Spiel über neun Innings losgeht. Wie gesagt: alles total entspannt. Das Spiel an sich ist dann vermutlich ungefähr auf Bundesliga-Niveau.

SPOX: Dennoch hat Sie der Australien-Trip entscheidend vorangebracht.

Markus Solbach: Der Aufenthalt in Australien hat mich, da ich ohne Freunde und Familie dort war, vor allem menschlich selbständiger werden lassen. Und das ist neben dem Sport extrem wichtig. Doch auch im Bezug auf Baseball selbst war Australien ein entscheidender Schritt. Die Trainer und deren Tipps und Verbesserungsvorschläge im Bezug auf meine Technik haben mich als Pitcher einen großen Schritt nach vorne gebracht.

SPOX: Sie haben Ihren Fastball binnen kurzer Zeit von 85 Meilen pro Stunde auf über 90 Meilen gebracht. Eine magische Grenze. Was war das Geheimnis?

Markus Solbach: Sagen wir es so: Es gab verschiedene Techniken, um die Geschwindigkeit zu verbessern. Noch wichtiger ist jedoch, dass der Wurf nicht nur schnell, sondern auch präzise ist. Mehr wird aber nicht verraten - der Rest ist ein Geheimnis.

SPOX: Ok. Aber gibt es denn ein spezielles Vorbild, an dem Sie Sich orientieren?

Markus Solbach: Nein, ein echtes Vorbild habe ich nicht. Und hatte es auch irgendwie nie. Ich will einfach versuchen, mir von jedem guten Pitcher etwas abzugucken.

SPOX: Auch nicht aus Ihrer Zeit in den USA? Schließlich haben Sie als Kind knapp zwei Jahre in der Nähe von Detroit gelebt und sind noch immer großer Tigers-Fan...

Martina Solbach: In Michigan hat Markus zwar Baseball kennengelernt, aber gespielt hat er dort immer nur Fußball. Auch sein bester Freund drüben war soccerverrückt.

SPOX: Ok. Aber wie ist Markus dann zum Baseball gekommen?

Martina Solbach: Nach unserer Rückkehr nach Deutschland hatte er in der Grundschule gleich zwei Klassenkameraden, die bei den Pulheim Gophers spielten. Eine davon ist übrigens Romina Gollan, die heute in der Softball-Damen-Nationalmannschaft spielt. Egal. Jedenfalls ging Markus dann mit siebeneinhalb Jahren erstmals zum Training und kam mit glänzenden Augen nach Hause. Da wusste ich, dass er seinen Sport gefunden hatte.

SPOX: Es war also sofort klar, dass es Markus mit dem Baseball ernst meint?

Martina Solbach: So ziemlich. Er hat uns schon sehr früh klar gemacht, dass es sein Traum ist, eines Tages in der MLB zu spielen. Und er hatte Talent. NRW-Auswahl, Junioren-Nationalmannschaft, das schafft man schließlich nicht ohne die entsprechenden Leistungen. Und dann noch sein großer Ehrgeiz dazu. Und die Fähigkeit, Tipps schnell umzusetzen.

SPOX: Klingt so, als hätten Sie die Baseball-Karriere ihres Sohnes sehr stark gefördert.

Martina Solbach: Ich habe ihn gefördert, indem ich ihm für das Training und die Spiele so viele Freiheiten gelassen habe wie möglich. Auch auf Kosten der schulischen Leistungen, das stimmt. Aber nachdem ich den Vertrag gesehen habe und auch mit einigen seiner Mannschaftskameraden gesprochen habe, fühlte ich mich gut bei der Entscheidung.

SPOX: Keine Angst, dass er scheitert und vor dem Nichts steht?

Martina Solbach: Er geht die Sache mit viel Fleiß und Ehrgeiz an, um sein ganz großes Ziel zu erreichen. Außerdem ist er jetzt fast 20 Jahre alt und wird sein Leben auch alleine meistern. Er weiß aber, dass er bei mir ein offenes Ohr findet, wenn etwas schief geht.

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