Schluss mit dem Vorgeplänkel. Der 110. Fall Classic beginnt und die einzig noch offene Frage ist: Wird der Oktober 2014 als Blue oder Orange in die Geschichte eingehen? Die noch ungeschlagenen Kansas City Royals treffen auf die San Francisco Giants, die Titelträger der Jahre 2010 und 2012. SPOX schaut genau auf die einzelnen Mannschaftsteile und hat eine klare Tendenz.
Catcher
Salvador Perez vs. Buster Posey
Perez schlug zuletzt 17 Home Runs, ein Bestwert für ihn. In dieser Postseason hapert es aber doch ein wenig neben der Platte. Nur vier Hits in 34 At-Bats (.118) sind äußerst überschaubar. Allerdings macht er einen überragenden Job bei der Kontrolle der Pitcher.
Auf der anderen Seite steht Buster Posey, der wohl derzeit beste Catcher im Baseball. Er schlägt im Oktober .302 mit fünf RBI. Der zweifache World-Series-Champion ist der beste Hitter seines Teams und kommt eigentlich in jedem Spiel auf Base. Zudem macht auch er einen sehr guten Job in Zusammenarbeit mit dem Pitchting Staff. Sein Schläger macht den Unterschied in diesem Vergleich.
Vorteil: San Francisco
Infield
Eric Hosmer (1B), Omar Infante (2B), Mike Moustakas (3B), Alcides Escobar (SS) vs. Brandon Belt (1B), Joe Panik (2B), Pablo Sandoval (3B), Brandon Crawford (SS)
Hosmer ist einer der heißesten Spieler der Postseason, schlägt .448 (8 RBI) und kommt in 56 Prozent seiner Plate Appearances auf Base. Außerdem ist er ein hervorragender Verteidiger. Belt ebenfalls, aber dessen Offensivleistung ist nicht ganz auf einem Level mit seinem Gegenüber. Er brachte aber immerhin sechs Runs ins Ziel und verfügt auch über eine vorzeigbare On-Base-Percentage von .408.
In der anderen Ecke stehen Moustakas und Sandoval ihren Mann. Besser in Form ist hier wohl Mous, denn er führt die Liga mit vier Oktober-Home-Runs an (zusammen mit Carpenter von den Cardinals) und ist unzweifelhaft der beste Nummer-Neun-Hitter der MLB. Defensiv ist er überragend und hechtet auch schon mal für einen Foul Ball nach bester Jeter-Manier ins Publikum.
Aber auch der Kung Fu Panda ist in guter Verfassung, schlägt .326 und hat genauso viele Runs erzielt wie Moustakas (6). Defensiv ist er besser als er aussieht - man denke nur an seinen Diving Stop und Wurf zur ersten Base gegen Holliday in Spiel 3 der NLCS! Abgesehen davon hat Sandoval 2012 den MVP-Titel des Fall Classics abgestaubt. Auf ihn ist im Herbst Verlass.
Die Wildcards dieses Duells sind die Herren in der Mitte. An der zweiten Base konnte sich Infante nicht großartig auszeichnen, schlägt nur knapp über der Mendoza-Line im Oktober. Panik ist da nicht viel besser, hat aber schon fünf RBI und einen der wenigen Giants-Home-Runs geschlagen. Bei den Shortstops ergibt sich ein ähnliches Bild. Sowohl Escobar als auch Crawford sind nicht die konstantesten Hitter, aber der Giants-Spieler trifft dann den Ball, wenn es zählt (5 RBI). Dies gibt den Giants einen kleinen Vorteil.
Vorteil: San Francisco
Outfield
Alex Gordon (LF), Lorenzo Cain (CF), Norichika Aoki (RF) vs. Travis Ishikawa (LF), Gregor Blanco (CF), Hunter Pence (RF)
Auch wenn er bislang ein wenig unter dem Radar flog, führt Gordon alle Hitter in der Postseason mit neun RBI an. Darüber hinaus verfügt er über einen starken Wurfarm, der Läufer abschreckt, zu viel auf den Bases zu riskieren. Ebenfalls wenig Beachtung erhält zumeist ALCS MVP Cain, der mit .353 eine starke Postseason spielt. Defensiv gehört er ohnehin zu den sehenswerteren Spielern der Liga. Aoki hat offensiv seine Momente, kommt aber als 2-Hole-Hitter insgesamt zu selten auf Base.
Bei den Giants muss man gerade jetzt besonders auf Pence achten. Der lebt für große Momente und ist in wichtigen Situationen meist zur Stelle. Zudem trägt er gerade einen epischen Bart. Richtig gut drauf ist besonders der gelernte First Baseman Ishikawa, der die Saison zum Teil in den Minors verbrachte und dann den Walk-Off-Home-Run im Clincher gegen die Cardinals geschlagen hat. Insgesamt brachte er in der NLCS sieben Runs ins Ziel. Blanco ist der beste Verteidiger der Gruppe.
Unentschieden
Starting Rotation
James Shields, Yordano Ventura, Jeremy Guthrie, Jason Vargas vs. Madison Bumgarner, Jake Peavy, Tim Hudson, Ryan Vogelsong
Ein Blick auf die Zahlen verrät uns, dass keine Starting Rotation in diesem Oktober mehr Innings abspulte als die der Giants. Und über 63 2/3 Innings ließen die vier gerade mal 2.40 Runs im Schnitt zu. Bei den Royals war es ein ERA von 3.80 in 50 Innings. Mehr noch: Giants-Starter ließen den Gegnern nur einen Schlagdurchschnitt von .207 (Royals .232) und erlaubten nicht mal einen Baserunner pro Inning (0.99). Bei den Royals waren es aber auch nur 1.20.
Im ersten Spiel der Serie und damit dann wohl auch im fünften werden Bumgarner und Shields aufeinandertreffen. Während MadBum als MVP der NLCS ausgezeichnet wurde und sicherlich der beste Pitcher dieser Postseason ist, ließ Shields schon zehn Runs in etwas mehr als 16 Innings zu. Steigert sich das Royals-Ace also nicht rechtzeitig, könnten auf dem Papier schon mal zwei Partien sicher an die Giants gehen. Hinzu kommt, dass Bumgarner als Lefty linkshändige Hitter dominiert und davon hat KC nicht gerade wenige wichtige (Hosmer, Gordon, Moustakas).
Auf den weiteren Plätzen der Rotation verfügt San Francisco zudem über mehr Erfahrung und auch bessere Resultate in diesem Oktober.
Vorteil: San Francisco
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Bullpen
Greg Holland (CL), Wade Davis, Kelvin Herrera, Brandon Finnegan, Jason Frasor vs. Santiago Casilla (CL), Sergio Romo, Jeremy Affeldt, Javier Lopez, Hunter Strickland
Beide Bullpens sind exorbitant gut und absolut dominant In diesem Oktober. Beide pitchten jeweils 35 Innings, wobei die Giants einen knapp besseren ERA aufweisen (1.78 gegenüber 1.80) und generell leicht bessere Zahlen haben.
Dennoch müssen in diesem Vergleich die Giants einen Minuspunkt hinnehmen, denn im Gegensatz zum Royals-Pen verfügt der der Giants über ein großes Manko: Er gab schon sieben Home Runs ab. Royals-Reliever ließen nur einen einzigen zu. Der Hauptschuldige daran ist Strickland, der schon vier Long Balls zuließ. Ansonsten nehmen sich beide Relief-Riegen nicht viel.
Vorteil: Kansas City
Bänke/Designated Hitter
World Series heißt auch, dass bis zu drei Spiele im National-League-Park steigen werden. Es gibt dann keinen DH. Folglich wird Billy Butler, der diese Rolle bei den Royals bekleidet, zum Pinch-Hitter degradiert. Auf der anderen Seite ist Mike Morse, der mit seinem Pinch-Hit-Homer gegen St. Louis in Spiel 5 den Ausgleich erzielte, ein Kandidat für den DH-Spot im Kauffman Stadium.
Butler macht diesen Job schon länger, hat aber ein schwaches Jahr hinter sich. Er schlug nur neun Home Runs (66 RBI) und ist in dieser Postseason auch noch nicht so richtig angekommen. Morse wiederum war lange Zeit verletzt und gab auch erst in besagtem Spiel 5 nach längerem mal wieder ein Lebenszeichen von sich.
Was den Rest der Bank betrifft, müssen bei KC zwei Spieler herausgestellt werden: Jarrod Dyson und Josh Willingham. Willingham ist der beste Schlagmann von der Bank und Dyson kommt meist spät im Spiel als Pinch-Runner rein, spielt dann Center Field mit Cain im Right Field. Er ist in erster Linie verdammt schnell, hat aber schon seit der Wildcard keine Base mehr gestohlen.
Vorteil: Kansas City
Manager
Ned Yost vs. Bruce Bochy
Yost wurde in den letzten Wochen des Öfteren hinterfragt. Das ging schon los mit dem Wildcard Game. Er nahm Shields schon nach fünf Innings (88 Pitches) aus dem Spiel und brachte mit Ventura einen, der kaum über Relief-Erfahrung verfügte und auch prompt die Führung abgab. Sein Team gewann dennoch, aber wirklich souverän sah das nicht aus, was der Manager da machte.
Bruce Bochy dagegen führte die Giants nun zum dritten Mal in die Postseason. Die ersten beiden Trips endeten mit einer Parade durch San Francisco und protzigen Ringen. Nun steht er wieder in der World Series und scheint auch immer die richtigen Entscheidungen zu treffen, wobei er sich schon fragen lassen muss, warum er immer wieder Strickland auf den Mound schickt. Insgesamt sprechen die zwei Ringe aber für sich.
Vorteil: San Francisco
Prognose
Story-technisch gäbe es in diesem Herbst wohl nichts Schöneres als die Vollendung des Blue Octobers. Die Royals warteten seit dem Titel 1985 auf eine Rückkehr in die Postseason und nun stehen sie direkt wieder in der World Series, erreichten sie mit starkem Pitching, Defense und ein paar Hits zur rechten Zeit.
Auf der anderen Seite befindet sich aber das Team, das zum dritten Mal in den letzten fünf Jahren an dieser Stelle steht. Auch wenn von 2010 nur noch wenige übrig sind, wurden die 2012er Helden größtenteils gehalten. Und das Selbstverständnis, immer einen Weg zu finden, ist fast greifbar und bahnte den Giants den Weg in diese Serie. Diese Truppe mit dem Herzen eines Champions lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen und wird daher auch den dritten Ring einfahren. Tipp: Die Giants setzen sich 4:1 durch