Endlich Oktober! Zeit für den Beginn der Postseason. Das Epizentrum liegt dieses Jahr nahe Hollywood, denn sowohl die Los Angeles Angels als auch die Los Angeles Dodgers treten an, um sich nach langen Jahren wieder die Krone aufzusetzen. Im Weg stehen ihnen dabei die Champions der letzten vier Jahre inklusive dem besten Panda im Baseball.
American League
Los Angeles Angels of Anaheim (98-64) - Kansas City Royals (89-73)
Ausgangslage: Aller guten Dinge sind drei, sagt man. In Anaheim scheint sich dies zu bestätigen, denn im dritten Jahr seit der schlagzeilenträchtigen Verpflichtung von Superstar Albert Pujols wurden die Angels 2014 endlich ihrer Favoritenrolle gerecht und erreichten erstmals seit 2009 wieder die Playoffs.
Noch deutlich länger war die Warte- und Leidenszeit in Missouri. Die Royals stehen zum ersten Mal seit dem World-Series-Triumph von 1985 um Hall-of-Famer George Brett wieder in der Postseason. Doch anders als die Angels, die mit der besten Bilanz antreten, brauchte es in Kansas City noch einen Erfolg im Wildcard Game über die Oakland Athletics, die vor einer gefühlten Ewigkeit in der AL West noch vor den Angels lagen.
Manager Mike Scioscias Team gewann die AL West locker mit zehn Spielen Vorsprung vor Oakland und hatte den Luxus, es in den letzten zwei Wochen ruhig angehen lassen zu können und viele Spieler zu schonen. Besonders wichtig scheint dies bei Josh Hamilton zu sein, der seit Anfang September mit Problemen an der Schulter, den Rippen und dem Brustbereich nur ein Spiel bestreiten konnte. Er könnte pünktlich zur Serie zurückkehren.
Eine Pause war für KC nicht drin. Die Royals jagten bis zum Schluss die Tigers in der Central und lagen letztlich nur ein Spiel zurück. Entsprechend stehen sie unter Strom, wenn es mit der ALDS losgeht.
Players to watch: Natürlich ist Mike Trout der Spieler, auf den alle Augen gerichtet sein werden. Es werden die ersten Playoffs für den wohl besten Spieler der Welt. Er führte das Team in der Regular Season in nahezu allen relevanten Offensiv-Kategorien an und ist zudem der RBI-Leader (111) der American League. Auf ihn wird es in erster Linie ankommen, wenn die Halos weit kommen wollen. Er ist der Motor der besten Offensive der Liga (773 Runs).
Die Royals sind in diesem Kontext anders gestrickt. Sie erreichten die Postseason hauptsächlich dank starkem Pitching. Mit dem viertbesten ERA (3.51) der AL zog das Team in die Postseason ein, wobei nur die Orioles von den noch aktiven Playoff-Teilnehmern noch weniger Runs im Schnitt zuließen (3.43). Und der wohl interessanteste Pitcher der Royals - neben Big Game James Shields, der das Wildcard Game startete und damit wohl nicht vor Spiel drei am Sonntag zur Verfügung steht - ist Rookie Yordano Ventura. Der 23-Jährige pitchte zwar auch in der Wildcard, jedoch aus dem Bullpen und warf nur 13 Pitches.
Offensiv ist das Team äußerst ausgeglichen, wobei besonders First Baseman Eric Hosmers (5 Hits gegen Oakland) und Catcher Salvador Perez liefern müssen, um Left Fielder Alex Gordon (74 RBI) unter die Arme zu greifen.
Im Gegenzug hoffen die Angels im Pitching voll und ganz auf Jered Weaver und C.J. Wilson, denn aufgrund zahlreicher Verletzungen ist die Starting Rotation dahinter etwas dünn besetzt.
Prognose: So spannend ein langer Run der Royals in den Playoffs auch wäre, sehen die Angels trotz längerer Ausspannphase einfach zu stabil aus, um wirklich gefährdet zu sein. Angels in 4.
Baltimore Orioles (96-66) - Detroit Tigers (90-72)
Ausgangslage: Bereits im Vorjahr befanden sich die Orioles lange auf Playoff-Kurs, brachen aber am Ende doch noch ein. Im Jahr 2014 blieben sie konstant und gewannen erstmals seit 1997 die AL East, was gleichzeitig die erste Playoff-Teilnahme seit dieser Zeit bedeutete. Am Ende standen zwölf Spiele Vorsprung auf die Yankees zu Buche. Zweifel daran, wer das beste Team in der Division ist, ließen sie somit nie aufkommen.
Auf der anderen Seite taten sich die Tigers wieder mal schwer, ihre Central Division zu gewinnen. Dies gelang am Ende denkbar knapp mit einem Spiel Vorsprung auf die aufstrebenden Royals. An der Offensive lag das Problem aber nicht. Nur die Angels haben mehr Runs erzielt als die Tigers (757) und das trotz des gigantischen Comerica Parks. Dennoch hatte Miguel Cabrera - MVP der letzten zwei Jahre - ein für seine Verhältnisse eher schwaches Jahr (.313, 25 HR, 109 RBI). Einzig Victor Martinez durchbrach die 30-Home-Run-Marke.
Gravierend war viel mehr, dass die namhafte Rotation um Max Scherzer, Justin Verlander und David Price nicht überragte. Lediglich Scherzer wusste zu überzeugen (18-5, 3.15 ERA, 252 SO). Die Tigers weisen den fünftschlechtesten Team-ERA der Liga auf. Genau diese Herren werden jedoch gefragt sein, um die Orioles zu stoppen.
Fast bei allen Teams ist die Offense derzeit ein Problem. Nicht so in Camden Yards, wo die Mannschaft von Manager Buck Showalter weiterhin Runs en masse produziert. Mit Nelson Cruz tätigten die O's wohl die Free-Agent-Verpflichtung des Jahres. Er führt die MLB mit 40 Home Runs (108 RBI) an und ist der Quell der Power des Lineups. Aber neben ihm hatten auch noch Adam Jones (29) und Steve Pearce (21) mindestens 20 Long Balls. Chris Davis natürlich auch, aber der ist aufgrund eines positiven Tests auf Amphitamine gesperrt.
Trotz des Offensiv-Paradieses Camden Yards ist das Pitching des Teams der eigentliche Grund, warum es so weit gekommen ist. Der Team-ERA von 3.43 ist der drittbeste der AL.
Players to watch: Es wäre einfach, auf Cruz zu blicken und ihn als X-Factor auszumachen. Aber einer wie er wird schon liefern. Interessanter wird es zu sehen, wie ein erfahrener Mann wie Nick Markakis auf seine erste Postseason-Teilnahme reagiert. Er ist traditionell ein guter Hitter mit einem starken Arm im Right Field. Er hat im Laufe der Zeit zwar etwas abgebaut, aber gerade die Postseason könnte neue Kräfte freisetzen.
Auf Seiten der Tigers stehen Justin Verlander und David Price in der Pflicht. Verlander spielte eine ganz schwache Saison, während Price nicht überragte. Aber gerade letzterer hat furchtbare Zahlen in den Playoffs (0-4, 5.81 ERA in 4 Starts) und muss nun langsam anfangen, in der heißen Phase zu liefern.
Prognose: Die Orioles sind mit 50 Siegen nach den Angels das beste Heimteam der American League. Da ihre Offensive auf Power basiert, könnten die Spiele in Motown zum Problem werden. Also ist das extra Heimspiel ein Vorteil. Die Tigers haben nur dann eine Chance, wenn außer Scherzer noch ein Starter überzeugt. Orioles in 4.
National League
Washington Nationals (96-66) - San Francisco Giants (88-74)
Ausgangslage: Die Nationals treten mit der besten Bilanz der NL an. Sie cruisten durch den Rest der Saison, gewannen acht von zehn Spielen zum Schluss, obwohl die National League East schon lange entschieden war. Am Ende waren es 17 Spiele Vorsprung auf die Atlanta Braves und New York Mets. Das ist der größte Vorsprung aller Divisionssieger in diesem Jahr. Und zum Abschluss der Regular Season pitchte Jordan Zimmermann auch noch einen No-Hitter.
Die Giants hingegen hatten zwar in ihrer NL West das Nachsehen gegenüber den Dodgers, obwohl sie anfangs besser aus den Startlöchern kamen. Aber die Wildcard wurde komfortabel mit sechs Spielen vor Milwaukee gesichert. In besagtem Spiel schlug Bruce Bochys Team schließlich die Pirates vernichtend mit 8:0 und Madison Bumgarner ließ in seinem Complete-Game Shutout nur vier Hits zu (10 SO).
Die Saisonleistung der Nationals (Bester ERA der MLB, drittmeiste Runs der NL) ist besonders beeindruckend, wenn man bedenkt, dass einige Leistungsträger lange und häufig verletzt waren. Supertalent Bryce Harper allein verpasste 62 Spiele, Urgestein Ryan Zimmerman sogar 101. Dafür hielt jedoch Ace Stephen Strasburg erstmals in seiner Karriere mehr als 200 Innings durch (215 IP, 14-11, 3.14 ERA, 242 SO).
In San Francisco setzt man wie schon in den Championship-Jahren 2010 und 2012 auf ein starkes Mannschaftsgefüge plus starkem Pitching. Demonstriert wurde dies sehr anschaulich gegen die Pirates. General Manager Brian Sabean versteht es wie kaum ein anderer in den letzten fünf Jahren, ein Team zusammenzustellen, das eigentlich ohne große Stars auskommt. Einzig Catcher Buster Posey sticht heraus.
Players to watch: Bei den Nationals könnten viele Spieler den Unterschied ausmachen. Doch schauen wird man in DC am meisten auf Harper. Es sind seine zweiten Playoffs und beim ersten Mal 2012 schlug er schlanke .130 in 23 At-Bats. Das ist äußerst ausbaufähig. Er kam gegen Saisonende in Schwung und wenn er diesen in diese Serie rettet, wäre dies ein weiterer Boost für das ohnehin schon stark besetzte Team von Matt Williams.
In San Francisco hoffen sie derweil auf eine weitere starke Oktober-Vorstellung vom Kung Fu Panda. Pablo Sandoval, der MVP der World Series 2012, neigt dazu, in den Playoffs heiß zu laufen. Jetzt wäre wieder so eine Gelegenheit, nachdem er schon in der Wildcard zwei Hits gesammelt hat. Außerdem könnte First Baseman Brandon Belt stark aufspielen. Er verpasste über 100 Spiele, erreicht aber so langsam seine Form (8 Hits in den letzten 6 Spielen, 3 RBI in der Wildcard).
Prognose: Diese Serie könnte die spannendste der LDS werden. Die Nationals sind zwar auf dem Papier der klare Favorit, zumal sie die Giants fünf Mal in sieben Spielen 2014 geschlagen haben, aber die Giants finden immer einen Weg im Oktober. Daher: Giants in 5.
Los Angeles Dodgers (94-68) - St. Louis Cardinals (90-72)
Ausgangslage: Während die Dodgers die NL West bereits vor geraumer Zeit eingetütet und dabei die anfangs gut gestarteten Giants quasi überrundet hatten, mussten die Cardinals bis zum Schluss kämpfen. Sie gewannen die NL Central erst am letzten Sonntag und zwar kampflos, da die Pirates zuvor schon verloren hatten. Der 1:0-Erfolg in Arizona wurde daraufhin mit eher unwichtigen Bullpen-Pitchern eingefahren, unter anderem wurde Ace Adam Wainwright geschont.
Die Dodgers waren ohnehin schon durch und nutzten dies dazu, ihre Rotation behutsam auf die anstehende Division Series vorzubereiten. Angeführt von Über-Pitcher und MVP-Kandidat Clayton Kershaw - den Cy Young Award sollte er in der Tasche haben (21-3, 1.77 ERA, 239 SO) - gehen sie in toller Form in die Postseason. Sie gewannen acht der letzten zehn Spiele und fünf in Serie. Dahinter folgen Zack Greinke, Dan Haren und vielleicht sogar Lefty Hyun-Jin Ryu, der nach Schulterproblemen rechtzeitig für Spiel drei zurückkehren soll.
Offensiv verfügt das Team von Manager Don Mattingly über ein ausgeglichenes Lineup. An der Spitze stehen RBI-Leader Adrian Gonzalez, Center Fielder Matt Kemp und Paradiesvogel Yasiel Puig.
Die Cardinals, die immerhin sechs der letzten zehn Spiele gewinnen konnten, müssen sich ebenfalls nicht verstecken. Im Pitching-Bereich hat sich Lance Lynn zu einer starken Nummer zwei entwickelt und dahinter folgt Shelby Miller, der seine Rookie-Saison bestätigte. In der Offensive hat Mike Mathenys Truppe nicht so wahnsinnig viel zu bieten, bekommt aber immer wieder die nötigen Hits von verschiedensten Stellen in wichtigen Situation, was dieser Tage eben besonders gefragt ist.
Players to watch: Das Pitching-Matchup to watch ist unzweifelhaft Kershaw gegen Wainwright in Spiel eins! Beide haben mindestens 20 Spiele gewonnen und in einer Welt ohne Kershaw wäre Waino selbst Cy-Young-Kandidat. Diese beiden könnten je nach Ausgang der anderen Partien auch nochmal in Spiel vier oder fünf aufeinandertreffen.
Ansonsten darf man auf Puig gespannt sein. Der 23-Jährige hat so viel Potential, aber nicht nur, was seine sportlichen Leistungen betrifft. Bei ihm ist auch großes Chaos-Potential gegeben! Er kann einen Runner an der Platte auswerfen, könnte aber auch zuvor einen Routine-Fly-Ball fallen lassen. Die Spanne ist beinahe unendlich.
Auf Seiten der Cardinals ist es schon schwieriger, den einen Spieler herauszugreifen, der letztlich den Unterschied ausmachen kann. Sie haben eine Reihe von Leuten, die ihre Momente haben, wenn es zählt. Besonders wichtig könnte jedoch Third Baseman Matt Carpenter werden. Er schlägt Lead-off und erarbeitete sich in der Saison 95 Walks, womit er das Team locker anführte - ebenso bei den Hits (162) und Runs (99). Er muss den Tisch decken für die RBI-Produzenten Matt Holliday, Jhonny Peralta und Matt Adams.
Prognose: Das Pitching wird diese Serie dominieren. Im Vorjahr trafen sich beideTeams in der National League Championship Series. Die Cardinals gewannen in sechs Spielen, wobei nur das letzte mit 9:0 eine klare Angelegenheit war. Der Druck lastet komplett auf den Dodgers, denn nach deren Ausgaben kann das Ziel nur die World Series sein. Die Erfahrung in den Playoffs spricht für St. Louis (Champions 2011, drei Mal in Serie mindestens NLCS), aber die Dodgers sind besser drauf. Dodgers in 5.
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