Der Winter ist vorbei, die Major League Baseball hat ihre Pforten wieder geöffnet. 30 Teams kämpfen um die zehn Playoff-Tickets und wo in der National League die Favoritenrollen klar verteilt sind, scheint in der American League einfach alles möglich. Beenden die Seattle Mariners ihre Postseason-Durststrecke? Macht sich der Kaufrausch der Dodgers endlich bezahlt? Und wer soll bloß diese Nationals-Rotation stoppen? SPOX macht den Favoritencheck.
National League
San Francisco Giants
Eiserne Regel im SPOX-Favoritencheck: Der Champion bekommt immer den Spitzenplatz. Vor allem nach drei Titeln in den letzten fünf Jahren. Kaum zu glauben, dass es schon wieder fast ein halbes Jahr her ist, dass Madison Bumgarner in den Playoffs mal eben zu einem Mix aus Babe Ruth und Sandy Koufax mutierte und ein gegnerisches Lineup nach dem anderen niedermähte.
MadBum heimste in der Folge einen Award nach dem anderen ein und sonnte sich nach seiner historischen World Series im Glanze seines Ruhms - heißt für den tiefgläubigen Schlacks: Holz hacken und Tiere auf seiner Ranch versorgen. Sein Team verlor mit Kung Fu Panda Pablo Sandoval derweil einen enorm wichtigen Hitter, die Stars auf dem Free-Agent-Markt waren für das Team aus der Bay Area zu teuer. Also müssen es die üblichen Giants-Qualitäten richten: Pitching, Defense, Clutch Play und natürlich das Championship-Gen. Muss wohl irgendwas im Wasser dort sein...
Stärken: Ja gut. Besser als Bumgarner in den Playoffs geht es nicht. Wenn er diese Form auch nur ansatzweise halten kann, muss Clayton Kershaw Angst um sein Cy-Young-Abo haben. Dahinter hat man Jake Peavy, darüber hinaus ist Matt Cain endlich wieder so richtig fit und könnte das dritte Ass sein. Der Bullpen war in bisher jedem World-Series-Run eine Stärke und bietet weiter richtig Klasse mit Namen wie Sergio Romo oder Yusmeiro Petit.
Das Herz des Hitting Lineups bildet Buster Posey, besser geht es auf der Catcher-Position nicht. Wenn Hunter Pence nach seiner Verletzung zurückkehrt, bietet er mit Posey und Brandon Belt einen ordentlichen Punch. Mit Manager Bruce Bochy hat man einen alten Fuchs auf der Bank, der die Karten in seiner Hand fast immer richtig ausspielt. Schon Aristoteles wusste: "In San Francisco ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile." Oder so.
Schwächen: Gerade Kalenderjahre? 2010, 2012 und 2014 gab es den Titel, also ist der Trend nicht gerade des Giants' Freund. Spaß beiseite: In Sachen Hitting scheint San Fran einfach ein wenig schwach auf der Brust zu sein. Viele Homeruns sind vom Lineup in dieser Zusammensetzung nicht zu erwarten, vor allem weil Pence erst einmal gesund werden muss und Belt ebenfalls nicht gerade ein Musterbeispiel für langanhaltende Gesundheit ist.
Auch hinter Cain steht noch ein Fragezeichen. Im Spring Training wirkte das Team ziemlich lustlos, Sandoval wird man schmerzlich vermissen. Das bestmögliche Szenario: Hinter einer guten und gesunden Rotation sichert sich das Team eine Menge an 2:1- und 3:2-Siegen, bleibt im Playoff-Rennen und rüstet vor der Trade Deadline noch einmal auf. Aber das ist wie gesagt das bestmögliche Szenario. Die großen Favoriten spielen nicht im AT&T Park.
Los Angeles Dodgers
Die MLB schwimmt im Geld. Durchschnittlich 4,25 Millionen Dollar soll jeder Spieler in diesem Jahr verdienen. Zum Vergleich: 2001 waren es gerade mal zwei Millionen. Aber keiner schwimmt so im Geld wie die Los Angeles Dodgers, die die Yankees längst als Brieftaschen-Powerhouse abgelöst haben. Nicht umsonst verdient Clayton Kershaw 31 Millionen pro Jahr, das Team soll es auf eine Payroll von 270 Millionen bringen. Umso überraschender war es, als das Front Office in diesem Winter nicht weiter auf hochpreisige Stars setzte, sondern das Klubhaus umbaute.
Matt Kemp und Hanley Ramirez sind nicht mehr, stattdessen spielen Jimmy Rollins, Howie Kendrick und die Pitcher Brandon McCarthy und Brett Anderson in weiß-blau. Apropos: Das Front Office wurde ja auch umgebaut. Ex-Rays-GM Andrew Friedman und Farhan Zaidi wurden mit dicken Schecks an Land gezogen - und dürfen nun ihrerseits dicke Schecks ausstellen. Zuerst machten sie sich daran, Defense und Pitching zu verbessern und das Team zumindest teilweise neu auszurichten. Schließlich soll endlich die World Series her.
Stärken: Wo viel Geld, da meist auch viel Talent! Bei den Dodgers fängt natürlich alles mit Kershaw an: Drei der letzten vier Cy Youngs, er ist der beste Pitcher des Planeten. Hinter ihm wartet Zack Greinke, natürlich ebenfalls Cy-Young-prämiert, und Hyun-jin Ryu ist als Nummer drei auch nicht übel. Dahinter sollen die beiden Neuzugänge für eine unschlagbare Rotation sorgen - das könnte klappen.
Im Feld steht mit Yasiel Puig weiter der Mario Balotelli der MLB zur Verfügung. Mit Rollins und Kendrick hat man die Infield-Defense enorm verstärkt, mit Adrian Gonzalez und den Talenten Yasmani Grandal und Joc Peterson wartet dahinter auch noch ein bisschen Pop. Und natürlich das Scheckbuch. Das dürfte bis zur Trade Deadline noch das eine oder andere Mal gezückt werden, sollten Probleme entstehen.
Schwächen: Hat Kershaw einen Playoff-Knacks? Ein ERA von 9,72 in den letzten drei Postseason-Starts liest sich wie ein Schreibfehler beim sonst so unaufhaltsamen Lefty. Oder liegt es vielleicht an den Cardinals, die ihm diese Runs beibrachten? Egal, ein paar Fragen bleiben diesmal im Hinterkopf. Hinter den Top drei Pitchern bewegt man sich mit McCarthy und Anderson auf dünnem Eis, beide hatten in der Vergangenheit immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen.
Auch der Bullpen, Platz zwölf in der NL im letzten Jahr, kann es mit den Relievern der Konkurrenz nicht aufnehmen, zumal Closer Kenley Jansen anfangs erst einmal verletzt zuschauen muss. Carl Crawford droht mit zunehmendem Alter mehr und mehr zum finanziellen Albatros zu werden und die jungen Talente müssen ihr Können erst einmal beweisen. Und schafft man es in die Postseason, könnten ja schon wieder diese ekligen Cardinals warten...
Washington Nationals
Ladies and Gentlemen, die Washington Nationals können sich fast schon die passende Ringgröße heraussuchen. Quatsch, so schnell geht natürlich nichts, ganz besonders nicht im Baseball, aber das Team aus der Hauptstadt ist - Dodgers hin, Dodgers her - der große Favorit auf den Titel. Und das liegt daran, dass GM Mike Rizzo mal eben eine der vielleicht besten Rotations aller Zeiten aufbieten kann. Fünf Asse gibt es beim Poker vielleicht nicht, aber in der MLB schon.
Fireballer Stephen Strasburg, Jordan Zimmermann, Gio Gonzalez, dazu die Zeitlupen-Pitches von Doug Fister, die irgendwie doch nicht zu treffen sind. Damit hatte man schon letztes Jahr die beste Earned Run Average der Majors. Und weil es so schön war, hat Besitzer Ted Lerner in der Offseason die Schatulle geöffnet und 210 Millionen Dollar für sieben Jahre Max Scherzer hingeblättert. Der Mann ist schließlich 89 und will endlich den ersehnten Ring. Nur mal so: Rookie Tanner Roark legte letztes Jahr ein ERA von 2,89 hin - und schafft es nicht in die Rotation!
Stärken: Wir haben das Pitching vielleicht schon erwähnt. Eine bessere Rotation von eins bis fünf gibt es auf dem Papier nicht. Da bekommt man als Gegner nichts, aber auch gar nichts geschenkt. Auch die Tatsache, dass Lerner "all in" ist, spricht für gute Chancen, sollte noch der eine oder andere Trade nötig werden. Pitching ist aber nur die eine Seite der Medaille - auch das Lineup hat es in sich.
Das frühere Phänomen Bryce Harper will endlich den absoluten Durchbruch schaffen und ist dafür mit wahren Bizeps-Bergen aus der Offseason zurückgekehrt. Anthony Rendon und Ian Desmond sind amtierende Silver Slugger. Ryan Zimmerman ist ein fantastischer First Baseman, dazu kommt mit Jayson Werth ein Mix aus Production und Erfahrung im Left Field. Am Schlagmal bietet man einen bunten Bonbon-Mix aus Talent und gestandenen MLB-Profis auf.
Schwächen: Zu Beginn wird man vor allem hoffen, dass die verletzten Spieler möglichst schnell und in Topform zurückkehren - mit Werth, Rendon, Denard Span und Reservist Nate McLouth beginnen wohl gleich vier wichtige Spieler die Saison auf der DL. Ob da das richtige Händchen schnell zurückkehrt? Mit Harper und Zimmerman hatten zwei weitere Stars im letzten Jahr Probleme und müssen erst einmal zeigen, dass sie 160 Spiele abreißen können.
Hinter dem Bullpen stehen ebenfalls Fragezeichen: Der schwache Rafael Soriano ist weg, ebenso sein glänzender Vordermann Tyler Clippard. Heißt: Roark, Neuzugang Casey Janssen und der neue Closer Drew Storen müssen es richten. Nicht schlecht für die letzten Innings, aber nicht die Weltklasse, wie sie die Rotation bietet. In der Postseason konnte Storen nicht gerade glänzen (6,75 ERA)... Ob Bryce Harper den Sprung zur Führungspersönlichkeit schafft, bleibt ebenso abzuwarten. Bislang schien ihm die Rolle nicht gerade auf den Leib geschneidert.
Außenseiter
Es ist eigentlich ein Sakrileg, die St. Louis Cardinals in der oben genannten Kategorie zu parken, aber in einer derart starken NL kommt es eben zu Härtefällen. Was nicht heißt, dass die Cards dank ihres unglaublichen Talente-Pools auf dem Feld und auf dem Mound nicht wieder in den Playoffs für Furore sorgen könnten. Genauer gesagt, würde das wohl niemanden überraschen.
Die Pittsburgh Pirates sollte man mit Super-Outfielder Andrew McCutchen ebenfalls auf der Rechnung haben - die Playoff-Erinnerungen des letzten Herbstes sind schließlich noch ganz frisch. Die Truppe aus jungen (kaum einer ist über 30) und talentierten Spielern könnte die etwas suspekte Rotation erneut vergessen machen.
Ebenfalls auf der Rechnung haben sollte man die Miami Marlins - genau, die mit dem 325-Millionen-Dollar-Vertrag für Giancarlo Stanton. Zusammen mit Christian Yelich und Marcell Ozuna bildet der das womöglich schlagkräftigste Outfield aller Klubs, also Köpfe einziehen am nahe gelegenen Miami Beach! Um die Playoffs anzugreifen, muss Pitcher Jose Fernandez nach seiner Tommy-John-OP aber rechtzeitig und im Vollbesitz seiner Kräfte zurückkehren.
Joa, und dann gibt es ja noch die Chicago Cubs. Endlich, endlich, endlich soll der Titel her - nach 106 Jahren. Dafür wurde Theo Epstein ins Front Office geholt, Coach Joe Maddon auf die Bank beordert und Jon Lester in die Rotation. Auch sonst tat sich in der Windy City einiges - genug Stoff für einen in Kürze erscheinenden eigenständigen Artikel.
American League
Seattle Mariners
Ganz leise hört man im Bundesstaat Washington die Playoff-Glocken läuten. Zum ersten Mal seit 2001, als man mit Rookie-MVP Ichiro Suzuki die American League aufmischte und mit 116 Siegen einen American-League-Rekord aufstellte. Danach war es, auch aufgrund der nicht gerade tiefen Taschen der japanischen Besitzer, nicht weit her mit den Ansprüchen der Mariners.
Ein Jahr nach dem anderen: Starkes Pitching, aber desaströses Hitting. Das soll nun vorbei sein: Mit Robinson Cano stattete man vor der letzten Saison einen Superstar mit einem Mega-Vertrag aus und nun kommt auch noch Homerun-King Nelson Cruz dazu. Zusammen mit talentierten Youngstern und King Felix an der Spitze der Rotation soll endlich der Pfad in die Postseason gebahnt werden. Im letzten Jahr fehlte schließlich nur ein mickriger Sieg zur Wild Card.
Stärken: Safeco Field ist dank der luftigen Bedingungen an der Pazifikküste der USA seit Jahr und Tag ein Paradies für Pitcher - und das, obwohl vor kurzer Zeit die Outfield-Zäune hereingerückt wurden. Aus guten Pitchern werden in Seattle so oft sehr gute und mit Felix Hernandez hat man den vielleicht besten Hurler der AL in seinen Reihen. King Felix ist einfach immer für einen Cy-Young-Award gut und hinter ihm hat sich in den letzten Jahren der japanische Pfiffikus Hisashi Iwakuma zu einer verlässlichen Nummer zwei entwickelt.
Nachwuchsmann Tajuan Walker hat ein bärenstarkes Spring Training hingelegt und dahinter wartet der im letzten Jahr beste Bullpen der Major Leagues. Auch im Hitting hat sich einiges getan: Cano, dann Cruz und dahinter mit Kyle Seager einer der besten jungen Third Baseman der Liga, frisch mit einem neuen Vertrag ausgestattet - das könnte für das eine oder andere Souvenir auf den Rängen sorgen. Also Homeruns.
Schwächen: Der passende Slogan für die Heimstätte der Mariners wäre wohl: "Safeco - where power goes to die". Nirgends stirbt die Homerun-Power der Hitter so schnell und vollkommen wie in Seattle. Es ist kein Zufall, dass sich die Zahl der Jacks von Cano im letzten Jahr quasi halbiert hat (von 27 auf 14). Der frühere Doping-Sünder Cruz ist mittlerweile 34 - ob er die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllen kann, bleibt fraglich.
Außerdem sind die letzten Jahre gepflastert mit vielversprechenden Talenten, deren Druchbruch nie kam - wer weiß also, wie sich die Mike Zuninos, Dustin Ackleys oder Brad Millers in diesem Jahr entwickeln werden. Die Superstars wie Hernandez oder Cano sind nicht mehr die jüngsten. Und ein Leadoff-Hitter wird seit Ichiros Abgang vor ein paar Jahren immer noch verzweifelt gesucht.
Los Angeles Angels
Bei manchen Wettanbietern traut man den Engeln aus Anaheim tatsächlich die meisten Siege in der American League zu. Das mag überraschen, hatten die Angels doch in der Offseason vor allem durch den erneuten Rückfall des suchtkranken Sluggers Josh Hamilton Schlagzeilen gemacht. Teure Stars oder kubanische Mega-Talente wie andernorts wurden dagegen nicht verpflichtet: Howard Kendrick musste sogar gehen - wohl auch, um etwas Geld zu sparen.
Trotzdem will der AL-West-Champ seinen Titel nicht kampflos ablegen. Schließlich sind immer noch ein paar Superstars vorhanden, allen voran Mike Trout, seines Zeichens MVP und bester Spieler auf diesem Erdball. Der hatte 2014 36 Bälle ins Publikum geschlagen und ist erst 23. Wer weiß, was da noch kommt!
Stärken: Es gibt derzeit kein so sicheres Meal Ticket im Baseball wie Mike Trout. Der junge Superstar macht das Team auf einen Schlag um so viel gefährlicher und hatte in der Offseason auch noch Zeit, an seinen kaum vorhandenen Schwächen (hoher Fastball) zu arbeiten. Wer soll ihn stoppen? Daneben wartet mit Albert Pujols eine lebende Legende auf, auch wenn dessen besten Tage vorbei sind. Selbst wenn Hamilton eine längere Pause/Sperre droht: Das gesamte Lineup ist so ziemlich überall überdurchschnittlich.
Das Team mit dem besten Hitting 2014 sollte auch heuer wieder gut aussehen. Die Rotation strotzt zwar nicht vor Superstars, aber im schwer zu bespielenden Angel Stadium sind die Flyball-Pitcher gut aufgehoben, schließlich findet der Ball nur ganz selten den Weg nach draußen. Wenn Ace Garrett Richards zurückkehrt, macht das Starting Pitching noch einmal einen Sprung und Closer Houston Street wertet den Bullpen auf.
Schwächen: Das Knie von Richards sollte ihn zwar nicht allzu lang außer Gefecht setzen, aber ohne ihn muss man eigentlich vor niemandem wirklich Angst in der Rotation haben - Veteran Jered Weaver ist da noch das höchste der Gefühle. Da fehlt Tyler Skaggs (Tommy John) wirklich an allen Ecken und Enden. Der Bullpen wird weiterhin keine große Stärke sein, Pujols und Hamilton werden langsam - und teilweise auch schneller - alt.
Howie Kendrick hinterlässt an der Second Base eine große Lücke und auch in Sachen Fielding gibt es locker mindestens 25 bessere Teams in den Ligen, Mike Trout mit eingerechnet. Hamiltons öffentlichkeitswirksame Story könnte sich aufs Clubhouse auswirken und GM Mike Dipotos Beziehung zu Coach Mike Scioscia soll bekanntermaßen nicht die beste sein. Könnte hin und wieder schwer werden, sich rein auf das Sportliche zu konzentrieren.
Detroit Tigers
Man kann darüber streiten, ob die Tigers noch immer eine unumstrittene Favoritenrolle in der AL einnehmen. Die Zeiten, in denen Motor City die World-Series-Favoriten stellte, sind wohl erst einmal vorbei. Aber einerseits hat sich kein anderes Team zweifelsfrei besser als die Tigers postiert und andererseits ging die AL Central nicht umsonst viermal in Serie an die Truppe von GM Dave Dombrowski. Der ließ sich im Winter auf das Wettbieten um Max Scherzer nicht ein.
Dafür wurde mit Yoenis Cespedes ein elektrisierender Big Man nach Michigan geholt, der sowohl an der Platte als auch mit dem Arm Highlight-Plays abliefern kann. Übrigens: Ähnlich wie in Washington sitzt bei den Tigers ein nicht gerade taufrischer Besitzer am Ruder. Mike Ilitch, Besitzer der Pizza-Kette Little Caesar's, ist mittlerweile 86.
Stärken: Es ist nicht mehr die Über-Rotation, die das Team stellt. Aber mit David Price hat man einen Number-one-Starter der Kategorie "astreines Ass" zu bieten und Anibal Sanchez hat die AL vor einigen Jahren schon mal in Sachen ERA angeführt. So weit, so gut. Richten werden es aber vor allem die abgerundeten Holzprügel: Miguel Cabrera, zweifacher MVP, kann das Teil nämlich immer noch schwingen wie kaum ein Zweiter und neben ihm warten Victor Martinez, J.D. Martinez und Ian Kinsler (zusammen 72 Homeruns in der letzten Saison).
Nicht umsonst erzielte nur ein Team 2014 mehr Runs als die Tigers - die mit Kinsler und Shortstop Jose Iglesias eine schnittige Double-Play-Kombi aufweisen. Der Bullpen sollte mit Joakim Soria und der Rückkehr von Fireballer Brucen Rondon (Tommy John) auch etwas besser sein als bisher.
Schwächen: Derer gibt es am Lake Erie auch einige: Price und Sanchez sind klasse, aber Justin Verlander, man muss es so hart sagen, ist derzeit nur noch Durchschnitt. Seine besten Tage sind wohl vorüber und das bedeutet: Hinten ist die Rotation mit Alfredo Simon und Shane Greene eher nur Mittelmaß. Die wichtigsten Schlägertypen haben die 30 fast schon allesamt geknackt, dürften also eher nachlassen oder auch hin und wieder ein Päuschen auf der DL einlegen.
Und der Bullpen wurde nach dem desaströsen letzten Jahr vor allem nach dem Prinzip "so schlimm kann's ja nicht schon wieder werden" gestaltet. Noch ist Detroit oben dran in der AL Central, aber die Konkurrenz aus Cleveland oder Kansas City schläft nicht - die Wachablösung ist wohl nur eine Frage der Zeit. Und vielleicht ist die auch schon gekommen.
Außenseiter
"Tür zu, es zieht!" Jawoll, die American League ist gaaanz weit offen, der Unterschied zwischen den fünf Playoff-Teams und dem Rest dürfte extrem klein ausfallen. Ein gutes Zeichen für die Kansas City Royals, die sich im letzten Jahr über die Wild Card bis in die World Series spielten. Die Chance besteht natürlich auch dieses Mal, aber geht erneut alles gut? Die Abgänge von James Shields und Billy Butler tun weh, und auch diesmal ist kaum mehr Power als die 95 Homeruns von 2014 zu erwarten.
Hoffen darf so auch wieder der Champion von 2013. Wir erinnern uns: 2012 verpassten die Boston Red Sox die Postseason, nur um ein Jahr später eine Parade zu veranstalten. Wiederholt sich die Geschichte? Nun ja, David Ortiz scheint nicht zu altern und die Neuzugänge Pablo Sandoval und Hanley Ramirez sind vielversprechend, wenn sie denn gesund bleiben. Aber die Rotation, um Himmels Willen! Da fehlt nicht nur das Ass an der Spitze, sogar die Nummer zwei dahinter findet man unter Namen wie Clay Buchholz oder Rick Porcello nur mit viel gutem Willen.
Bleiben die Cleveland Indians. Die dürften in Anbetracht der alternden Tigers um ihre Division mitspielen. Slugger Brandon Moss von den A's ist eine echte Verstärkung und mit Cy-Young-Gewinner Corey Kluber steht der beste Pitcher der AL am Opening Day auf dem Mound. Ein noch teilweise unerfahrenes Team, aber dafür ohne große Löcher und mit enormem Potenzial. So könnte man auch die Fans wieder ins Progressive Field locken: Kein AL-Team hatte in der letzten Saison weniger Zuschauer zu verzeichnen.
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