Mit Max Kepler spielt derzeit ein Deutscher in der Major League Baseball. Julsan Kamara blieb dieser Traum verwehrt: Im Jahr 2013 hatte der gebürtige Mainzer im Alter von 17 Jahren einen Minor-League-Vertrag bei den Philadelphia Phillies unterschrieben, ein Jahr später ging es aus dem Sportinternat in Regensburg in die USA.
Durchsetzen konnte sich der Outfielder leider nicht: Zum Ende der Saison 2015 entließen ihn die Phillies, Kamara kehrte zurück nach Regensburg und begann ein Studium.
Dennoch ist die Liebe zum Baseball natürlich erhalten geblieben - und die Kontakte zur MLB ebenfalls: Beim MLB-Event Battlegrounds im Londoner Hyde Park war Kamara mit von der Partie und nahm am Homerun Derby teil.
SPOX: Julsan Kamara, Sie hätten es fast in die MLB geschafft. Kann man das so sagen?
Julsan Kamara: Um es gleich von vornherein zu sagen: "Fast" ist natürlich ein bisschen weit ausgelegt. Im Baseball ist es nie so weit, ich war schon noch einige Schritte davon entfernt, tatsächlich in der MLB zu spielen. Ich stand ja noch relativ am Anfang meiner Baseball-Karriere, als ich [für die Phillies] in einem Nachwuchsteam in der Dominikanischen Republik eingestiegen bin. Es war eine supertolle Erfahrung, aber zum Sprung in die MLB hat dann doch noch einiges gefehlt.
SPOX: Aber ein Minor-League-Vertrag aus Deutschland heraus ist trotzdem nicht zu verachten. Wie kam es denn zu Ihrer Faszination mit dem Sport?
Kamara: Ich bin in Mainz geboren und aufgewachsen. Dort gab es eine Ferienkarte, mit der man verschiedene Aktivitäten ausprobieren konnte. Von Go-Kart fahren bis zum Football, das ich auch mal ausprobiert habe, war alles dabei. Ich bin letzten Endes am Baseball hängengeblieben, habe aber auch andere Sportarten ausgeübt. Ein Jahr später bin ich, wieder mit dieser Ferienkarte, erneut zum Baseball gegangen und habe mich dann dazu entschieden, am Sport festzuhalten.
SPOX: Und dann kam es zum Vorvertrag bei den Philadelphia Phillies und den Jahren in den Minor Leagues, also den Nachwuchsligen der MLB. Wie war das?
Kamara: 2013 habe ich meinen Vertrag bei den Phillies unterzeichnet und bin 2014 nach meinem Abitur zum ersten Mal in die Dominikanische Republik gegangen, innerhalb des Minor-League-Systems. Das war für mich eine extrem interessante Erfahrung - auch deshalb, weil ich davor noch kein Spanisch sprechen konnte. Und plötzlich tauchte ich in einem Land auf, in dem nur spanisch gesprochen wurde. Es war also auch das ganze Drumherum enorm interessant. So etwas nimmt man dann natürlich auch immer mit ins Spiel.
SPOX: Wie sah Ihr Tagesablauf aus?
Kamara: Jeden Tag um sechs aufstehen, dann trainieren, erst danach wurde gespielt. Es war eine extrem geile Erfahrung, aber gleichzeitig auch sehr anstrengend.
SPOX: Und wie sind Sie hier beim MLB Battlegrounds gelandet? Sie haben Sich doch nicht bewerben müssen, oder?
Kamara: Mein Ruf muss mir wohl voraus geeilt sein, dass ich doch ein bisschen was kann. (lacht) Ich wurde von meinem alten Trainer Martin Brunner, dem ich an dieser Stelle noch einmal danken möchte, für den Wettbewerb empfohlen. Im April bin ich das erste Mal nach London gekommen und habe damals anscheinend überzeugt. Ich bin wirklich sehr froh, hier sein zu können.
SPOX: Es gibt bereits NBA- und NFL-Spiele in London. Glauben Sie, dass es bald auch Regular Season Games der MLB in London geben wird? Oder vielleicht sogar in Deutschland?
Kamara: Absolut. Man sieht ja an den anderen Sportarten, dass es funktioniert. Es geht darum, die Leute für den Sport zu begeistern. Gerade in einer Stadt wie London, die ja ein richtiger "Melting Pot" ist, wird sich sicherlich ein Publikum finden, dass sich für Baseball begeistern lässt. Ich bin zuversichtlich, weil ich einerseits an den Sport selbst glaube, aber andererseits auch daran, dass Baseball ein sozialer Event ist: die perfekte Plattform dafür, sich mit Freunden zu treffen und ein Spiel anzuschauen. Mit der MLB würde ein Stück USA nach England kommen. Ich glaube, dass gerade die Menschen hier in London dafür offen sind. Deswegen bin ich optimistisch.
SPOX: Mit Max Kepler haben wir einen Spieler in der MLB, der es weit bringen kann. Kennen Sie ihn persönlich?
Kamara: Ja, ich habe ihn schon ein paarmal getroffen. Er war ja auf dem gleichen Sportinternat wie ich und hat auch für die Buchbinder Legionäre gespielt. Er hat eine sehr interessante Entwicklung durchgemacht, sein Durchhaltevermögen und seine Persönlichkeit ist bewundernswert. Ich hoffe, dass wir in Deutschland noch weitere Max Keplers herausbringen können.
SPOX: Mit den Minnesota Twins wird Kepler wohl zumindest dieses Jahr noch nicht um die World Series mitspielen. Welches Team ist Ihr Favorit auf den Titel?
Kamara: Puh, das ist immer relativ schwierig vorherzusagen. Unter vorgehaltener Hand, weil ich hier ja die Boston Red Sox vertrete: Ich habe die Chicago Cubs ein wenig ins Herz geschlossen und hoffe, dass sie möglichst weit kommen.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.