Die Milwaukee Brewers schrammten 2017 nur knapp an den Playoffs vorbei, nachdem sie ihre beste Saison seit Anfang des Jahrzehnts hingelegt hatten. Doch die Enttäuschung darüber hielt sich in Grenzen, man hatte Blut geleckt. 2018 soll ein neuer Angriff mit neuem Schwung gestartet werden.
Erst viermal überhaupt standen die Brewers in den Playoffs. Das Team, das einst als Seattle Pilots im Jahr 1969 in der American League West gestartet war und nach nur einem Jahr nach Milwaukee umzog, stand 1982 gar in der World Series, unterlag jedoch den St. Louis Cardinals in sieben Spielen.
Seit dem Umzug in die National League im Jahr 1998 reichte es lediglich zu zwei weiteren Playoff-Teilnahmen. Zuletzt gelang das Erreichen der NLCS 2011, in der man erneut an den Cardinals scheiterte. 2011 markierte auch den einzigen Division-Sieg in der NL für das Team aus Wisconsin.
Damals noch sah alles wie der Beginn einer neuen Ära aus. Superstar Ryan Braun wurde zum MVP gewählt, Closer John Axford war Reliever of the Year und First Baseman Prince Fielder heimste immerhin seinen zweiten Silver Slugger Award ein.
Anschließend aber ging es dennoch bergab für die Brew Crew. Es folgten fünf maue Jahre, in denen sie nur zweimal mehr als 80 Siege einfuhren. Fielder wanderte mittendrin nach Detroit ab, während mehr oder minder große Namen kamen und gingen. Eine Rolle spielte das Team nie. 2015 und 2016 beendete man die Jahre sogar jeweils mit mindestens 30 Spielen Rückstand auf die Divisionsspitze.
gettyMilwaukee Brewers verpassten 2017 nur knapp die Playoffs
2017 jedoch ging es merklich bergauf. Junge Wilde wurden ins Team integriert und übernahmen Verantwortung. Im Outfield brillierten Leute wie Domingo Santana oder Keon Broxton, Boston-Import Travis Shaw spielte eine überragende erste Saison im Miller Park und Asien-Rückkehrer Eric Thames überraschte alle mit seiner konstanten Power.
Am Ende fehlte ein Spiel auf die Colorado Rockies um eine Wildcard, immerhin sechs auf die Cubs in der Central. Doch die Überzeugung war da: Die Brewers sind wieder relevant.
Mit diesem neuen Selbstvertrauen ging man auch die Offseason an. In der Free Agency wurde nebst anderen Top-Athlet Lorenzo Cain aus Kansas City geholt, zudem gelang ein Trade mit den Miami Marlins für Star-Outfielder Christian Yelich, einer der größeren Fische auf dem diesjährigen Trademarkt.
Glaubt man den Statistik-Füchsen, dürften die zwei schon ausreichen, um den Brewers zum Durchbruch zu verhelfen. Beide waren im Vorjahr für jeweils mehr als 4 Wins above Replacement gut - bei einem Spiel Rückstand wäre das mehr als genug! Theoretisch natürlich.
Brewers: Lineup besteht aus gesunder Mischung
Insgesamt fällt auf, dass das Lineup der Brewers aus einer gesunden Mischung aus älteren, jüngeren, und Spielern im besten Alter besteht. Erfahrung ist also vorhanden, ebenso jugendliche Frische. Und jede Menge Dynamik, wenn man sich vor Augen führt, dass im Grunde gleich drei Spieler - Yelich, Cain und Jonathan Villar - durchaus 25 bis 30 Bases stehlen könnten. Bereits im Vorjahr führte Milwaukee im Übrigen die National League mit 128 Steals an.
Gleiches galt für die Homeruns (224), nicht jedoch für die Runs insgesamt, denn dort belegten die Brewers nur Platz 10 mit 732 Runs. Eine Diskrepanz, die beseitigt werden soll. Gerade Yelich als neuer Lead-Off-Hitter soll dabei helfen, dass in Zukunft nicht allzu viel vom Long Ball abhängt.
Für Erfahrung und Homeruns steht wohl keiner mehr als Ryan Braun, das Gesicht der Franchise seit über zehn Jahren. Dem einstigen MVP wird in dieser Saison eine Schlüsselrolle zuteil, denn er soll die erste Base bemannen, um Platz im Outfield für Yelich und Co. zu schaffen.
Batting Order | Spieler | Position | Alter |
1 | Christian Yelich | Left Fielder | 26 |
2 | Lorenzo Cain | Center Fielder | 31 |
3 | Travis Shaw | Third Baseman | 27 |
4 | Ryan Braun | First Baseman | 34 |
5 | Domingo Santana | Right Fielder | 25 |
6 | Manny Pina | Catcher | 30 |
7 | Orlando Arcia | Shortstop | 23 |
8 | Jonathan Villar | Second Baseman | 26 |
Salopp formuliert ist die erste Base im Grunde der Designated Hitter der National League. "Wenn du nicht gut im Feld bist, spielst du halt First Base", ist eine gängige Sicht der Dinge. Das Problem ist aber, dass auch diese Position gelernt sein will. Braun hat in seiner ganzen Karriere noch nie First Base gespielt, entsprechend schwierig sind die ersten Schritte dort. In seiner Rookie-Saison gab er mal den Third Baseman, aber keinen guten, weshalb er zügig ins Left Field geschickt wurde.
Seine neue Rolle nimmt er zwar an, beklagte jedoch schon öffentlich, dass dies kein Kindergeburtstag für ihn sei. "Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich da einlasse." Doch das Team stehe nun mal im Vordergrund und er denke, "dass es uns offensichtlich helfen wird, ein besseres Team zu werden und die Ziele zu erreichen".
Milwaukee Brewers legen viel Wert auf den Bullpen
Auf der Pitching-Seite wurde zuletzt sehr viel Wert auf den Bullpen gelegt. Die Starting Pitcher pitchten die viertwenigsten Innings der National League. Entsprechend effektiv - und aktiv - war der Bullpen, in dem Closer Cory Knebel herausragte.
Den Brewers ist aber durchaus bewusst, dass von den Relievern sehr viel verlangt wurde. Entsprechend holten sie drei neue Pitcher für den Pen. Die Rotation wurde indes von Jhoulys Chacin verstärkt, der aus San Diego importiert wurde.
Insgesamt scheint dieser Kader für große Aufgaben gemacht zu sein, schon deshalb, weil qualitativ hochwertige Hitter sogar nur auf der Bank Platz nehmen werden. Gerade Thames und Eric Sogard wären anderswo wahrscheinlich sichere Starter. Da kann man dann auch verkraften, dass der offensivstarke Catcher Stephen Vogt die Saison auf der DL beginnt und Nummer-2-Pitcher Zach Davies mit Muskelproblemen den Saisonstart zu verpassen droht. Shootingstar Jimmy Nelson wird nach einer Schulteroperation sogar erst im Juni zurückerwartet.
Sollte Davies tatsächlich zunächst ausfallen, könnte sogar schon das Top-Pitching-Prospect Brandon Woodruff zu Beginn des Jahres in die Rotation vordringen. Er würde dringend benötigte Jugend in die Ü30-Truppe, die wohl dank des Nelson-Ausfalls ohnehin zunächst von Wade Miley ergänzt wird, bringen.
Brewers scheinen für Großangriff gerüstet
Woodruff ist einer von drei - oder vier, wenn man Baseball Prospectus oder Baseball America fragt - Top-100-Prospects der Brewers. Neben Woodruff ist allerdings nur Outfielder Brett Phillips wirklich nah dran an den Majors. Aufgrund der aktuellen Personalsituation sind Phillips' Chancen auf MLB-Einsätze eher gering.
Insgesamt scheint die Mannschaft gerüstet für einen Großangriff. Es sollte jedoch klar sein, dass gerade die Pitching Rotation erneut das schwächste Glied sein könnte. Der Bullpen wird einmal mehr einen enormen Workload auf sich nehmen müssen und darin liegt auch das größte Risiko für Milwaukee. Relief Pitcher sind nicht immer konstant und könnten im zweiten Jahr in Folge unter diesem Druck zerbrechen.
Offensiv wiederum sollte mehr drin sein als bislang, da die Neuen an der Spitze der Batting Order nicht zur Hopp-oder-Topp-Fraktion zählen, der der eine oder andere Spieler dieses Teams angehört.
Sollte diese Mischung aus der ausgeglicheneren Offensive und dem durch die Bullpen-Ergänzungen gestärkten Pitching aber zur gewünschten Reaktion führen, dann könnte man im Miller Park im Oktober mal wieder Baseball sehen.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.