Joey Bart gilt als eines der Toptalente im MLB Draft 2018. Der Catcher der Georgia Tech Yellow Jackets ist wohl der beste Spieler seiner Position und verbesserte sich über die letzten Jahre stetig. Geht er in der ersten Runde, tritt er in die Fußstapfen großer Vorgänger. SPOX stellt den Backstop vor.
Wenn man ein Baseballteam zusammenstellt, ist auch im Jahr 2018 noch die Position des Catchers eine ganz zentrale. Ein Franchise-Catcher gibt einem Team Stabilität und hilft auch dem Pitching Staff täglich dabei, die optimale Leistung abzurufen.
Bestes Beispiel für die Wichtigkeit dieser Position ist sicherlich Buster Posey, nach dessen Inthronisierung die San Francisco Giants Anfang dieses Jahrzehnts dreimal in sechs Jahren die World Series gewonnen haben. Die Minnesota Twins wiederum gewannen zahlreiche Division-Titel in den ersten Jahren mit Joe Mauer hinter der Platte.
Diese Rolle könnte nun bald auch Joey Bart einnehmen. Der Junior von Georgia Tech gilt als bestes Catching-Talent im MLB Draft 2018 und könnte schon sehr früh vom Board gehen. Und damit wiederum würde er schon aus Schul-Sicht in große Fußstapfen treten.
Georgia Tech hat eine imposante Geschichte, was ihre Catcher betrifft. In den 90ern etwa war es ein gewisser Jason Varitek (14. Pick insgesamt 1994), der sein Team zum Titel in der College World Series führte. 2004 war er dann der Catcher beim ersten World-Series-Triumph der Boston Red Sox seit 86 Jahren. 2007 gewann dieser mit Boston noch einen weiteren Titel, während die Baltimore Orioles mit Matt Wieters (5. Pick 2007) den nächsten Catcher der Yellow Jackets in der ersten Runde zogen. Auch er war bis heute mehrmals All-Star und erreichte mit den O's dreimal die Playoffs.
Joey Bart wurde bereits 2015 im Draft gezogen
Nun scheint die Zeit von Bart gekommen, der bereits 2015 als ein Kandidat für die ersten fünf Runden galt. Letztlich galt er jedoch als schwer vermittelbar, da er sich bereits für ein Stipendium bei Georgia Tech entschieden hatte. Die Tampa Bay Rays schlugen dann in Runde 27 zu, doch Bart blieb bei seiner Entscheidung und ging aufs College.
Damals schon war den Scouts klar, dass der Junge, der heute knapp 1,90 Meter groß ist und etwa 102 Kilogramm wiegt, ordentliches Power-Potenzial mitbringt. Mittlerweile hat sich dies auch bewahrheitet. 16 Homeruns sind ihm in 56 Spielen 2018 gelungen. Insgesamt kommt er gar auf eine mächtige 1.113 OPS! Eine klare Steigerung gegenüber seiner Freshman-Saison 2016 (1 HR, .733 OPS).
Joey Bart: Scouting Grades von MLB Pipeline
Hit | Power | Run | Arm | Field | Overall |
50 | 55 | 30 | 60 | 55 | 55 |
Barton ist der amtierende Player of the Year und Defensive Player of the Year der Atlantic Coast Conference und zeichnet sich in erster Linie durch seine Power aus. Er hat die wertvolle Fähigkeit, den Ball mit Kraft überall hin zu verteilen. Und Scouts attestieren ihm, dass er sich für Homeruns nicht mehr übermäßig verstellen muss mit seinem Schwung - etwas, was ihn in seiner Anfangszeit auf dem College noch heimgesucht hat.
Dennoch bestehen in seinem Schwung weiterhin Lücken, seine Disziplin an der Platte lässt noch zu wünschen übrig und die Pitch-Erkennung ist auch noch verbesserungswürdig. Er ist, was man in Fachkreisen einen "Free Swinger" nennt. Geduld ist nicht so seins, er versucht den Ball zu treffen, selbst, wenn das nicht so ratsam ist. Das alles führt zu Strikeouts, vielen Strikeouts.
Allerdings hat sich das Verhältnis von Strikeouts zu Walks in seiner College-Zeit von Jahr zu Jahr verbessert: Er begann mit 34/8, ging dann über zu 50/16 und verbesserte sich dann signifikant in der laufenden Saison auf 54/41. Angesichts seiner vorhandenen Power ist das aber ohnehin kein wahnsinnig großes Problem.
Neben seiner Power verfügt er auch über einen großartigen Wurfarm. In seinen ersten zwei Saisons warf er 40 Prozent der Base Stealer aus. Und sein Receiving bzw. Game-Calling hat sich ebenfalls sehr gut entwickelt.
Joey Barton entscheidet selbst über geworfene Pitches
Das geht so weit, dass Bart in aller Regel selbst entscheidet, welches Pitches geworfen werden, was auf dem College eine absolute Seltenheit ist. Dort geben meist die Coaches diese Entscheidungen vor. "Es ist eine Rarität im College Baseball, aber er bestimmt wahrscheinlich über mehr als 95 Prozent der Pitches, die im Spiel geworfen werden", berichtete sein Head Coach Danny Hall bei Baseball America. "Joey macht es einfach. Und meiner Meinung nach macht er dabei einen wirklich guten Job."
Entsprechend schwierig ist es auch, das Salz in der Suppe zu finden bei Bart. Abgesehen von den bereits beschriebenen Problemen beim simplen Hitting, gibt es eigentlich nur die üblichen Negativaspekte, die nahezu auf alle Catcher zutreffen: Er ist recht langsam und "ein bisschen groß/kräftig für einen Catcher".
Doch langsam ist nahezu jeder Catcher, was naturgemäß von der großen Anstrengung kommt, der die Beine und Knie während eines Spiels ausgesetzt sind. Ein Catcher hockt bekanntlich neun Innings hinter der Platte.
Und die Sache mit der Größe lässt sich zwar nicht wegdiskutieren, aber Varitek hatte ähnliche Maße, während Wieters noch größer und schwerer ist - um nur die beiden GT-Beispiele heranzuziehen.
Matt Wieters als Mentor von Joey Bart
Wieters fungierte in der Offseason zudem als Berater für Bart, denn der aktuelle Catcher der Washington Nationals lebt in Atlanta/GA und hält sich über den Winter bei den Yellow Jackets fit. "Es ging vor allem um das Mentale, wie man zum Beispiel die gegnerischen Hitter angeht. Pitch-Calling war auch ein großes Thema", sagte Bart gegenüber BA. "Ein weiteres Thema war, wie er sich fit hält. Diese kleinen Geheimnisse sind sehr wichtig, denn wenn du als Catcher, der jedes Spiel macht, nicht auf dich achtest, dann wird dir irgendwas passieren. Und da will nichts dem Zufall überlassen."
Angesprochen auf Barts berühmte Vorgänger hinter der Platte, sagte Hall: "Ich denke, er gehört in diese Riege. Er ist ein sehr, sehr harter Arbeiter. Er hat einen hohen Baseball-IQ. Und wenn man auf Varitek und Wieters schaut, sieht man, warum sie so lange in der Liga geblieben sind - sie verstehen das Spiel. Und ich denke, sie verstehen, wie man das Beste aus den Pitchern herausholt als Catcher. Und das trifft auch alles auf Joey zu."
Scouts und Draft-Gurus sehen in Bart den mit Abstand besten Catcher seiner Klasse. Mehr noch: Sie sehen ihn als sicheren Top-10-Pick, der spätestens an Position 10 zu den Pittsburgh Pirates ginge. Doch wahrscheinlicher ist es dem Vernehmen nach, dass der Yellow-Jackets-Star bereits weit früher ein Team finden wird - vielleicht in den Top 5 oder noch ein wenig höher.
Gebrauchen kann ihn aber sicherlich jedes Team, denn potenzielle Franchise-Quarterbacks wachsen eben nicht auf Bäumen.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.