Die Chicago Cubs führen die National League Central mit einem knappen Vorsprung von 2 1/2 Spielen vor den St. Louis Cardinals an. Ein Grund dafür, warum die Cubbies nach zuletzt schwächerer Phase noch immer an der Spitze stehen, ist Cole Hamels.
Der 34-Jährige, den die Cubs Ende Juli per Trade von den Texas Rangers geholt haben, blüht in der Windy City förmlich auf. Spielte er in Arlington noch eine mehr als durchwachsene Saison (4.72 ERA), wurde er im neuen Trikot von Start zu Start besser.
Cole Hamels: Game Logs bei den Chicago Cubs
Datum | Gegner | Innings | Earned Runs |
1. August | @Pirates | 5 | 0 |
6. August | @Royals | 6 | 1 |
12. August | vs. Nationals | 7 | 1 |
17. August | @Pirates | 7 | 0 |
Sein bislang letzter Start, am 17. August in Pittsburgh (2:1 für Chicago), war dabei sein vielleicht bester.
Es standen nur drei Strikeouts über sieben Shutout-innings zu Buche, dafür aber zahlreiche Ground Balls zur rechten Zeit, die in sage und schreibe fünf Double Plays resultierten - insgesamt stellten die Cubs den Allzeit-Rekord von sieben in diesem Spiel ein. Im ersten Inning bereits behielt Hamels nach Hit und Walk die Nerven und zwang David Freese zu einem Grounder zur dritten Base, der letztlich das erste DP erzwang.
Chicago Cubs: Joe Maddon lobt Cole Hamels
So ähnlich verliefen auch die weiteren Innings und Double Plays. Josh Harrison etwa zwang Hamels zu zwei verhängnisvollen Twin-Killings. Der Veteran hatte in dieser Partie wahrlich nicht seinen besten Stuff und es fehlte ihm zuvorderst an Kontrolle, doch er spielte einfach smarter als die Hitter, denen er gegenüberstand.
"Ich habe ihn lange Zeit nicht gemocht", sagte sein neuer Manager Joe Maddon über seinen Schützling: "Er hat ein paar wirklich große Spiele gegen meine Teams gepitcht und tat dies sehr gut. Er ist ein großer Sportsmann. Er hat guten Stuff, aber er kämpft und er weiß, was er dort draußen tut. Ich schätze ihn als sehr kompetenten Linkshänder."
Der 64 Jahre alte Manager weiß, wovon er spricht, schließlich war es Hamels, der mit seiner MVP-Performance in der World Series 2008 die Philadelphia Phillies zum Titel gegen Maddons Tampa Bay Rays geführt hat. Doch das ist lange her - ebenso Hamels' No-Hitter für Philly gegen die Cubs im Wrigley Field 2015.
Vielmehr waren seine Zahlen in Texas schon länger nicht mehr gut. Seine Leistungskurve zeigte eindeutig gen Süden. Hatte er in den Jahren 2016 und 2017 immerhin noch ERA+ von 115 beziehungsweise 117, krachte dieser Wert 2018 auf 100 - was exakt dem Ligaschnitt entspricht.
Cole Hamels: 2018 wohl letztes Vertragsjahr
Sein potenziell finales Vertragsjahr - Hamels verfügt über eine Klub-Option für 20 Millionen im kommenden Jahr (6 Millionen Dollar Buyout) - verlief also alles andere als rosig, was seine Zukunft im Lone Star State ohnehin infrage gestellt hätte. Und so waren die Rangers auch angesichts ihrer sportlichen Situation als Schlusslicht der AL West motiviert, den Pitcher loszuwerden und zumEnde der Saison noch ein wenig Geld zu sparen.
Die Cubs wiederum gingen das Risiko ein, im Wissen, dass die eigene Pitching Rotation eine klare Schwachstelle darstellt: Für Yu Darvish ist die Saison offiziell beendet, dazu kommen schwache Saisons von Jose Quintana (100 ERA+) und vor allem Tyler Chatwood (84 ERA+) . Die Hoffnung war klar: Nach dem Vorbild der Astros und Justin Verlander im Vorjahr sollte ein eher schwächelnder Altmeister mithilfe eines Tapetenwechsels zu alter Stärke zurückfinden und dem ganzen Team einen Boost geben.
Stand jetzt muss man sagen: Der Plan geht auf!
Hamels hat in seinen bisherigen 25 Innings über vier Starts ganze drei Runs zugelassen. Hinzu kommen 23 Strikeouts gegenüber sechs Walks. Das führt zu einem Fielding Independent Pitching (FIP) von 2.40 - auf die Saison gerechnet wären nur Jacob deGrom und Patrick Corbin in der NL besser - und einem ERA+ von völlig wahnsinnigen 612 - er ist damit über seine vier Starts für Chicago sechsmal so gut wie der Ligaschnitt!
Cole Hamels begeistert von Chicago Cubs
"Als ich ankam, habe ich sofort gemerkt: Den Cubs ist der Sieg das Allerwichtigste", sagte Hamels schon kurz nach seinem Transfer nach Chicago: "Dafür tun sie einfach alles. Ich weiß, dass die Jungs alle ihr Bestes geben, selbst wenn die Resultate es nicht immer widerspiegeln."
Dass Hamels' Pace nicht unbedingt zu halten ist, dürfte jedem klar sein, doch es ist ersichtlich, dass die Cubs davon gewaltig profitieren. In ihrer aktuellen Verfassung haben sie im August eine Bilanz von 11-8 - in Hamels' Starts wiederum sind sie 4-0. Wer weiß, ob Chicago ohne den Lefty immer noch vor St. Louis rangieren würde?
Eine besondere Qualität Hamels', die in der heutigen Zeit nicht mehr Gang und Gäbe ist, ist seine Fähigkeit, lange in den Spielen zu bleiben. Über seine 386 Starts in der MLB bringt er es im Schnitt auf 6,47 Innings. In der aktuellen Cubs-Rotation kommt keiner auch nur an sechs Innings pro Start heran, was ein Riesenproblem ist und den Bullpen des Teams unter Druck setzt.
Hamels' Konstanz auf diesem Gebiet macht ihn sogar zu einem der statistisch erfolgreichsten Pitcher seit 2006. Nur sechs Starter haben in dieser Zeit mehr Siege auf dem Konto als er (155)!
Strikeouts: Cole Hamels unter 15 besten Linkshändern
Zudem hat er weiterhin die Fähigkeit, Strikeouts anzusammeln. Seine 2.364 sind die Platz 15 all time für einen Linkshänder. Und selbst wenn er seinen Strikeout-Stuff mal nicht verfügbar hat, sorgt er dennoch meist für nicht-harten Kontakt: Hitter treffen seine Pitches seit seinem Wechsel nur zu etwas mehr als 40 Prozent hart, also mit dem Sweet-Spot des Schlägers. Zudem ging in Chicago seine Ground-Ball-Quote auf fast 50 Prozent rauf. Selbst wenn er also Fehler macht, bleiben diese in der Regel im Ballpark.
Hamels ist freilich nicht mehr der Pitcher, der die Phillies einst zum World-Series-Titel führte. Aber mit all seiner Erfahrung kann er die Richtung für ein junges Team vorgeben. Dabei lebt er auch von seiner Spielintelligenz. Er weiß wie man pitcht, was nicht über wahnsinnig viele Pitcher gesagt werden kann.
Gerade in der heutigen Zeit gibt es sehr viele Pitcher, die in erster Linie hart werfen, aber darüber hinaus nicht unbedingt einen Plan B haben. "Er pitchte mit seinem Herzen und seinem Hirn", sagte Maddon stattdessen kürzlich über seinen neuen Top-Pitcher.
Hamels verlässt aber auch gerne mal die Strikezone und zwingt den Hitter damit, nach dem Ball zu fischen und einen Swinging-Strike zu kassieren. Gegen die heutzutage oft aggressiven Hitter ein gutes Mittel, um früh im Count die Oberhand zu gewinnen oder spät im Count das Strikeout zu erzwingen.
Cole Hamels und Chicago Cubs brauchen sich gegenseitig
Alles in allem ist Hamels wohl genau der Pitcher, den die Cubs in ihrer aktuellen Lage gebraucht haben. Und die Cubs sind für Hamels ein Team, das ihn wiederbelebt und aus der Lethargie in Texas gerissen hat. Selbst wenn die Zusammenarbeit nur bis Ende des Jahres andauern sollte, könnte er sich mit seiner aktuellen Leistung durchaus auch für andere Teams wieder interessant machen, nachdem ihn zur Deadline kaum einer wirklich wollte - außer Chicago.
Wo die Reise für Chicago hingeht, lässt sich angesichts der komplett offenen National League nur schwer sagen. Doch wie Jon Lester so treffend formulierte: "Wir hatten beizeiten Probleme, ja. Aber wir sind immer noch auf Platz eins und haben die beste Bilanz in der National League. Ich würde also sagen: Bei uns läuft es ganz gut."
Auf Cole Hamels gemünzt könnte es heißen: Er hatte phasenweise auch größere Probleme, aber er ist immer noch weit oben. Es läuft ganz gut bei ihm.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.