MLB: Award Picks 2018 - ein Kampf der Ideologien

Marcus Blumberg
01. Oktober 201813:06
Jacob deGrom und Blake Snell (v.l.) sind zwei Kandidaten für Cy Young Awards in National und American League.getty
Werbung

Bevor in wenigen Tagen die MLB Playoffs 2018 starten, stellt sich die Frage: Wer sind die besten Spieler der Regular Season gewesen? Wer sollte MVP werden, wer bekommt die Cy Youngs und wer war der beste Rookie? SPOX-MLB-Redakteur Marcus Blumberg macht seine Picks.

American League Rookie of the Year 2018

Wie üblich bei diesen Themen ignorieren wir die herkömmlichen Massestatistiken und konzentrieren uns auf Sabermetrics. Basierend darauf gibt es im Grunde genommen sechs Kandidaten für diesen Award in der AL: Shohei Ohtani, Miguel Andujar, Ramon Laureano, Nick Martini, Ji-Man Choi und Joey Wendle.

SpielerTeamSpielewOBAwRC+WAR
Shohei OhtaniAngels113.3921532,8
Miguel AndujarYankees148.3611282,6
Gleyber TorresYankees122.3521222,0
Joey WendleRays138.3391173,7
Ji-Man ChoiRays49.3751411,0
Ramon LaureanoAthletics47.3621322,0
Nick MartiniAthletics54.3611321,3

Da die zwei A's-Spieler insgesamt nur knapp über 100 Spiele gemacht haben, nehme ich die beiden mal raus, ebenso Choi. Es wäre unfair denjenigen gegenüber, die über weite Teile der Saison gespielt haben. Bleiben also noch der Second Baseman der Rays, die zwei Yankees und Ohtani.

Wendle ist interessanterweise der WAR-Leader aller Rookies in der AL. Unter den noch vorhandenen Kandidaten ist er der wohl beste Verteidiger und Base Runner. Allerdings kommt er auch am seltensten auf Base.

Andujar wiederum zeigte sicherlich von allen die konstant besten Leistungen und war maßgeblich an zahlreichen Siegen der Yankees auf dem Weg in die Postseason beteiligt. Jedoch ist seine Defense richtig schlecht und sowohl beim wOBA sowie bei wRC+ liegt er jeweils 20 oder mehr Prozentpunkte hinter Ohtani.

Torres wiederum begann überragend, hatte dann jedoch einen ausgiebigen Slump mittendrin, der ihn viel Momentum im Rookie-Race gekostet hat. Seine Zahlen sind ordentlich, doch die Konkurrenz war einfach besser.

Hat Shohei Ohtani zu wenige Spiel absolviert?

Und dann wäre da noch Ohtani (2,6 WAR), der bekanntlich neben seiner beispiellosen Schlagleistung (153 wRC+, .392 wOBA sind Spitze unter den AL-Rookies) auch noch über sein Pitching auf 1 WAR kommt und somit unterm Strich wohl gleichauf liegt mit Wendle in dieser Kategorie.

Wenn es an Ohtani etwas auszusetzen gibt, dann wohl die Tatsache, dass er 35 Spiele weniger absolvierte als Andujar, 25 weniger als Wendle. Und er spielt als Designated Hitter nicht im Feld, kann seine Offensiv-Leistung damit also auch weniger negativ beeinflussen als etwa Andujar.

Was Wähler sicherlich berücksichtigen werden, ist Andujars Rolle für die Yankees. Er rettete seinem Team diverse Male den Tag mit zeitigen Hits. Ohtani wiederum spielte im sportlichen Vakuum Anaheims.

Aber: gerade bei Rookies sollte Mannschaftserfolg nicht ganz so hoch gehängt werden. Und wer weiß, wie viel besser Ohtani gewesen wäre, hätte er nicht so viel Zeit mit der Ellenbogenverletzung verloren?

Fazt: Shohei Ohtani sollte der Rookie des Jahres in der American League sein!

National League Rookie of the Year 2018

Vor der Saison war eigentlich klar, dass Ronald Acuna Jr. ohne große Mühe diesen Titel mitnehmen würde. Und der Outfielder der Atlanta Braves lieferte und spielte eine herausragende erste Saison.

Das "Problem": Juan Soto von den Washington Nationals tat dies auch!

SpielerTeamSpielewOBAwRC+WAR
Ronald Acuna Jr.Braves110.3871433,8
Juan SotoNationals115.3941473,7

Fairerweise muss auch Jeff McNeil von den Mets genannt werden, ebenso Pitcher Walker Buehler von den Dodgers und Harrison Bader von den Cardinals. Die letzten beiden haben mehr als 3 WAR angesammelt und sind somit per se erwähnenswert.

McNeil allerdings hat nur knapp 60 Spiele absolviert, was zu wenig ist, wenn die Konkurrenz wenigstens 100 auf dem Konto hat. Bader wiederum ist sicherlich der beste Verteidiger und Base Runner der Gruppe, während Buehler wohl der beste Rookie-Pitcher der NL war. Doch was Acuna und Soto geleistet haben, thront deutlich über der Konkurrenz.

Beide kommen sie auf über 140 wRC+, was Bestwerte unter NL-Rookies sind. Im Base Running liegen sie nahezu gleich auf, ihre Defense liegt auf Augenhöhe, ebenso die generelle Offensivleistung (wOBA). Acuna hat hauchdünn mehr WAR trotz fünf Spielen weniger. Und er hat elf Bases mehr gestohlen.

Soto kommt häufiger auf Base, dafür hat Acuna eine bessere Slugging Percentage. Ein hochklassigeres Kopf-an-Kopf-Rennen hätte man sich nicht wünschen können.

Fazit: Wenn nahezu alles gleich ist, was die beiden getan haben, dann muss man eben doch mal aufs "Big Picture" schauen. Und dann führte Acuna seine Mannschaft in die Playoffs, während die Nationals auf der Stelle blieben. Daher ist mein NL Rookie des Jahres Ronald Acuna Jr., wenn auch hauchdünn vor Juan Soto. Noch besser: Lasst uns Co-Rookie-of-the-Year-Awards verteilen!

American League Cy Young Award 2018

Der AL Cy Young wird zur Glaubensfrage. Schaut man nur auf die Massezahlen, dann kann nur Blake Snell von den Rays vorne stehen. Der Lefty hat die meisten Siege (21), den niedrigsten ERA (1.89) und kommt auf elf Strikeouts über neun Innings. Was will man mehr?

Nun, in Sachen Fielding Independent Pitching belegt Snell nur Rang 4, zudem ist sein WAR-Wert mit 4,6 nur der siebtbeste Wert der AL - wenn man FanGraphs Glauben schenkt. Konsultiert man dagegen Baseball-Reference, dann führt er alle AL-Pitcher mit 7,1 an. Zudem hat er mit 217 ERA+ auch klar die Nase vorn.

Was also spricht gegen ihn? Zum einen hat Justin Verlander über 30 Innings mehr gepitcht, auch einen besseren FIP-Wert und laut FanGraphs besseren WAR-Wert. Zum anderen führt Trevor Bauer die AL beim FIP deutlich an und das bei ähnlich vielen gepitchten Innings.

Zu allem Überfluss ist auch Gerrit Cole in diesen Bereichen besser als Snell. Bemerkenswert bei Snell ist überdies, dass Snell nicht sehr viele wenigere Starts absolviert hätte als seine Kontrahenten - es sind sogar mehr als bei Bauer. Er wurde einfach immer sehr früh ausgewechselt, was für den Bullpen der Rays, aber gegen Snell spricht.

Fazit: Unterm Strich hätte Bauer meine Stimme. Trotz des verlorenen Septembers kommt er auf 6 fWAR, hat das beste FIP und gab nicht mal einen halben Homerun pro neun Innings ab. Beim ERA+ liegt Bauer zudem nur geringfügig hinter Snell. Bei Snell waren die Starts einfach zu kurz, um seine Wahl zu rechtfertigen.

National League Cy Young Award 2018

Wie bereits vor Wochen beschrieben, können für diesen Award eigentlich nur zwei Spieler infrage kommen: Jacob deGrom und Max Scherzer.

PitcherBilanzERAStrikeoutsFIPERA+fWAR
Jacob deGrom10-91.702691.992168,8
Max Scherzer18-72.533002.651687,2

Seit besagter Analyse hat sich nicht wahnsinnig viel an den Tendenzen geändert. Lediglich beim FIP, beim ERA+ sowie bei den Strikeouts ergeben sich zwischen beiden erhebliche Unterschiede - und bei den Siegen, doch die sollte man einfach ignorieren.

DeGrom, der die Saison mit einem verrückten 1.70 ERA beendete, hat einen ERA+, der fast 50 Prozent besser ist als der von Scherzer. Zudem ist sein FIP über 60 Prozentpunkte besser. Scherzer hat dafür die historische Marke von 300 Strikeouts als fünfter Pitcher seit 2000 erreicht.

Fazit: Letztlich bewertet man einen Pitcher ja vor allem darin, wie gut es ihm gelingt, ein gegnerisches Lineup zu dominieren. Und in diesem Bereich ist deGrom dieses Jahr einfach führend, weshalb er den NL Cy Young bekommen sollte. Zu gravierend sind die Abstände bei FIP, ERA und ERA+.

American League MVP 2018

Auch hierzu habe ich bereits einen eigenen Artikel verfasst. Seither hat sich auch an dieser Front wenig bis nichts verändert. Beide sind mit Abstand die besten Spieler in dieser Saison, obgleich Mike Trout offensiv isoliert betrachtet besser ist, während Mookie Betts viel mit seiner starken Defense wettmacht. Unterm Strich nehmen sich beide nicht wahnsinnig viel.

Die Frage für den Wähler ist damit klar: Geht der Award an einen historisch großartigen Spieler in einem sehr guten Jahr? Oder geht der Award an einen sehr guten Spieler in einem sehr guten Jahr? Und welche Rolle spielt dabei der Teamerfolg, den die Red Sox den Angels um Meilen voraushaben?

Fazit: Leben könnte ich mit beiden, doch während die Wähler wohl Betts von den mächtigen Red Sox bevorzugen werden, ist es weiterhin unverständlich, dass Trout erst zweimal MVP wurde. Deshalb ganz knapp: Trout sollte der AL MVP sein!

National League MVP 2018

Die nächste spannende Wahl steht in der National League an. Und zwar deshalb, weil es ein Kampf der Ideologien werden könnte.

Traditionell schaut man beim MVP auf Positionsspieler. Die besten nach fWAR sind Christian Yelich (7,4) und Anthony Rendon (6,2), wobei auch Lorenzo Cain (5,6) und Javier Baez (5,3) hier in der Verlosung wären. Zieht man wRC+ zur Rate, dann setzt sich Yelich (166) von den Genannten ab, ebenso in Sachen wOBA (.421).

Krönen wir also Yelich zum MVP, zumal er auch bei den herkömmlichen Zahlen gut aussieht (36 HR, 118 R, 109 RBI, 21 SB) und das Kunststück vollbrachte, gleich zwei Cycles in einer Saison zu schlagen? All das, während er großen Anteil daran hatte, dass die Brewers mal wieder die Playoffs erreicht haben? Könnte man so machen!

Oder man räumt ein, dass es da einen Spieler gibt, der gerade in Sachen WAR sowohl nach FanGraphs als auch nach Baseball-Reference alle anderen in den Schatten stellt. Die Rede ist freilich von Jacob deGrom!

Es braucht schon ein spezielles Jahr von einem Pitcher, wenn dieser als MVP der Liga infrage käme. Und offensiv darf die Konkurrenz auch nicht zu groß sein. In diesem Jahr könnte diese Konstellation greifen, denn durch die Bank zeigten die Topteams der NL allesamt geschlossene Mannschaftsleistungen, anstatt dass einer alleine herausragte und sein Team trug.

Und insofern denke ich, ist es mal wieder an der Zeit, einen Pitcher zum MVP zu wählen. DeGrom hatte mehr Aktien an den wenigen Siegen seines Teams als jeder andere Spieler in der NL in diesem Jahr.

Fazit: Nichts gegen Yelich und Co., doch deGrom war sicherlich der wertvollste Spieler in dieser NL-Saison. Sein Team war schlecht und kostete ihn persönliche statistische Siege, aber das sollte nicht davon ablenken, was für eine großartige Saison er gespielt hat.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.