Shohei Ohtani und seine Los Angeles Angels könnt Ihr am Sonntag (20.10 Uhr) im LIVESTREAM FOR FREE auf SPOX bewundern. Dann treten die Kalifornier beim Champion Houston Astros an.
Ohtani war die Attraktion der Liga auf dem Free-Agent-Markt im Winter 2017/18 sowie dann bei den Los Angeles Angels zum Start dieser Saison und eigentlich bis hin zum heutigen Tag. Er versuchte etwas, was seit Babe Ruth in seinen Anfangszeiten im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts keinem mehr gelang: als Pitcher und Hitter erfolgreich zu sein.
MLB: Houston Astros vs. Los Angeles Angels im LIVESTREAM FOR FREE
Die Angels mussten ihm dies versprechen, als sie ihn rekrutierten, schließlich wäre er sonst nicht gekommen. Und so implementierte man im Grunde die Routine, die auch schon die Nippon-Ham Fighters in der japanischen Liga anwandten: Als Teil einer Sechser-Rotation pitchte er hauptsächlich sonntags und agierte außer am Tag vor und nach einem Start stets als Designated Hitter.
Rein sportlich lief dies super! Schaut man sich die Zahlen an, dann führt Ohtani alle Rookies der American League mit 162 wRC+ (weighted Runs created plus) an. Und das mit deutlichem Abstand auf den aufstrebenden, aber auch erst seit kurzem von den Rays aus dem Hut gezauberten Ji-Man Choi (142 wRC+) an.
Auch sein wOBA (weighted On-Base Average), der bei .404 liegt, ist der Konkurrenz weit voraus. Unterm Strich sehen wir hier wohl unabhängig von gewissen Umweltfaktoren den effektivsten Offensiv-Rookie der American League im Jahr 2018.
Shohei Ohtani auch als Pitcher sehr effektiv
Und beim Pitching? Aufgrund seiner Ellenbogenproblematik kam Ohtani nur auf 51 2/3 Innings auf dem Mound. Er machte jedoch das Beste daraus und kam letztlich auf beeindruckende 10,97 Strikeouts pro neun Innings sowie ein solides Fielding Independent Pitching von 3.56. Zudem war er 1 WAR wert - als Hitter gar 2,9. Wir reden hier also von einem Rookie, der seinem Team fast vier Siege mehr Wert war als ein fiktiver durchschnittlicher Ersatzmann!
Dass es allerdings nur zu zehn Starts gereicht hat, ist seinem Ellenbogen geschuldet, der Ohtanis unmittelbare Zukunft massiv beeinflussen könnte.
Alles begann am 6. Juni mit einem eher harmlosen Blasenproblem an der Wurfhand. Bei der Behandlung des Fingers - einer Drainage - verspürte Ohtani dann plötzlich eine Art Muskelkater im Ellenbogen. Eine Kernspintomographie ergab dann eine Stauchung zweiten Grades des Seitenbandes.
Es folgte eine eher konservative Behandlung mit plättchenreichem Plasma sowie Stammzellen, um die berüchtigte Tommy John Surgery zu vermeiden. Mit Erfolg, dachte man seinerzeit, denn Anfang Juli gab er bereits sein Comeback - als DH!
Gerüchte um Tommy John Surgery bei Ohtani kursierten schon länger
Auch wenn damals schon Gerüchte um eine Operation kursierten, taten die Angels um General Manager Billy Eppler alles dafür, dies zu verneinen. Ohtani setzte derweil seine starke Rookie-Saison auch an der Platte fort und fand im Laufe der Zeit sogar Erfolg gegen Leftys, die ihn zu Beginn beherrscht hatten.
Am 18. Juli begann er gar ein Wurfprogramm, mit dem Ziel, noch 2018 auf den Mound zurückzukehren. Dies wiederum geschah schließlich Anfang September. Die Denke war klar: die Behandlungen könnten nur so viel tun, es war an der Zeit, zu sehen, wie der Ellenbogen unter Volllast halten würde.
Und man war recht optimistisch, dass dies so sei: "Mit all den medizinischen Daten, die uns zur Verfügung standen - den Ultraschalluntersuchungen und Kernspintomographien, die Teil der physischen Daten sind, die Echtzeit-Daten während der Wurf-Einheiten, die TrackMan-Daten, die Scouting-Einschätzungen, das Feedback des Spieler - waren wir zuversichtlich, dass das Band für den nächsten Schritt bereit war", erklärte Eppler die Entscheidung, Ohtani pitchen zu lassen.
Kurzum: Der Ellenbogen hielt nicht! Ohtani startete gegen die Houston Astros und begann im ersten Inning mit 99,3 Meilen pro Stunde auf seinem Fastball und alles sah gut aus. Er wurde dann von einem Comebacker an der Wurfhand getroffen und sein Speed fiel auf überschaubare 92,6 MPH im dritten runter. Grund genug für Manager Mike Scioscia, das Experiment zu beenden.
Angels: MRT enthüllt größeren Schaden an Ohtanis Ellenbogen-Seitenband
Eine weitere MRT offenbarte schließlich, dass der Schaden an seinem Seitenband noch gravierender geworden war. Und dieses Mal machten die Angels keinen Hehl aus der Meinung der Ärzte: Tommy John Surgery!
Bis heute gibt es keine Entscheidung, ob und wenn ja, wann sich der Japaner unters Messer begeben wird. Klar ist jedoch: Entscheidet sich Ohtani für die OP, könnte er sehr wahrscheinlich 2019 nicht pitchen. Klar ist auch: OP oder nicht, den Schläger schwingen könnte er weiterhin und wahrscheinlich sogar ohne Unterbrechung.
Es gibt zwar aus Sicht der Angels keine Upside, Ohtani bis Saisonende als DH fungieren zu lassen und ihn anschließend zu operieren. Aber ein Nachteil wäre es auch nicht. Ein Positionsspieler erholt sich in der Regel innerhalb von circa sechs Monaten von einer Ellenbogenrekonstruktion. Auch Anfang Oktober hätte Ohtani also genug Zeit, bis April wieder auf dem Damm zu sein.
Grund dafür ist, dass das Seitenband beim Schwung des Schlägers anders belastet wird als beim Werfen des Balls. Letzteres aber ist beim aktuellen Zustand des Bandes weder ratsam noch effektiv möglich.
Tommy John Surgery unumgänglich für Pitcher Shohei Ohtani
Will Ohtani also auch in Zukunft pitchen und schlagen, dann braucht es die OP. Verabschiedet er sich dagegen vom Pitching, dann könnte er wohl auch ohne OP auskommen.
Ein Vollzeit-DH Ohtani hätte für die Angels aber nicht nur Vorteile im kommenden Jahr. Da wäre das Problem, dass dann Albert Pujols täglich First Base spielen müsste. Er selbst traut sich trotz erneut repariertem Knie und diverser anderer Cleanup-Prozeduren das Ganze zu, doch ratsam scheint es nicht, den dann 39-Jährigen so oft im Feld einzusetzen.
Und Ohtani - wie früher in Japan - ins Outfield zu stecken, ist auch schwierig, da dort mit Justin Upton, Mike Trout und Kole Calhoun ein etabliertes Trio gesetzt ist. Eines, das auch defensiv zu überzeugen weiß und sicherlich nicht auseinandergerissen werden soll.
Wie auch immer sich Ohtani nun entscheidet, kann man bereits nach nur einer Saison sagen: Der Ohtani-Transfer hat sich für die Angels mehr als nur gelohnt! Selbst im Wissen, dass das Seitenband schon vor dem Wechsel angeschlagen war - damals stellte man eine Stauchung ersten Grades fest -, ergab der Neuzugang Sinn.
Shohei Ohtani als Rookie des Jahres?
Ohtani ist für nicht wenige Experten der Rookie des Jahres in der AL. Und das trotz der längeren Verletzungspause und den starken Saisons der Yankees-Youngster Miguel Andujar und Gleyber Torres. Ohtani setzte Maßstäbe und man hat nicht das Gefühl, dass er auch nur in die Nähe seines Limits gekommen wäre.
Und selbst wenn er 2019 komplett verpassen sollte - sehr unwahrscheinlich - muss man bedenken, dass Ohtani aufgrund des aktuellen internationalen Transfersystems ein riesiges Schnäppchen ist. Ohtani verdient in diesem Jahr lediglich 545.000 Dollar - hinzu kamen natürlich die 2,3 Millionen Handgeld sowie die 20 Millionen, die an die Ham Fighters gingen. Doch das sind alles Peanuts, wenn man bedenkt, was Superstars heutzutage normalerweise kosten.
Ohtani wusste im ersten Jahr zu überzeugen und Skeptiker verstummen zu lassen. Nun geht es darum, sich weiterzuentwickeln. Sein Potenzial scheint endlos, wenn die Gesundheit mitspielt.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.