MLB Playoffs 2018: NLCS - Brewers vs. Dodgers: Schachspiel auf höchstem Niveau

Marcus Blumberg
13. Oktober 201805:24
Die Milwaukee Brewers wollen auch am Ende der NLCS jubeln.getty
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Die National League Championship Series steht vor der Tür. In maximal sieben Spielen zwischen den Milwaukee Brewers und Los Angeles Dodgers wissen wir, wer den Sprung in die World Series schafft. Beide Mannschaften sind auf unterschiedliche Weisen stark und so wird der kleinste Fehler den Unterschied machen.

National League Championship Series

Milwaukee Brewers - Los Angeles Dodgers

0:3 haben die Brewers am 23. September bei den Pittsburgh Pirates verloren. Warum ist das relevant? Nun, es war bis heute die letzte Pleite der Brew Crew in der MLB! Seither gewannen sie elf Spiele in Serie, darunter den Tiebreaker um die Krone der NL Central gegen die Chicago Cubs.

Die Brewers sind damit unzweifelhaft das heißeste Team der Liga. Eines, das zudem nicht unbedingt auf konventionelle Mittel zurückgreift, um erfolgreich zu sein. Vielmehr ist das Team von Manager Craig Counsell eines derer, die äußerst progressiv und aggressiv an den eigenen Bullpen herangehen.

Anders formuliert: Wenn nicht gerade Jhoulys Chacin startet, ist die Leine von Counsell extrem kurz. Mit Chacin zumindest kurz. In den letzten vier Partien komplettierte Chacin wenigstens fünf Innings - zweimal - während für Wade Miley in Spiel 3 gegen die Rockies bereits nach 4 2/3 Innings Schluss war, und Brandon Woodruff - ein etatmäßiger Reliever - als Opener in Spiel 1 der NLDS drei Innings pitchte.

Anschließend übernahm jeweils eine Schar an Relievern, angeführt von Linkshänder Josh Hader und Closer Jeremy Jeffress, die fast nicht zu schlagen ist.

Mehr davon versprechen schon jetzt die angekündigten Starter der Brewers für die NLCS. Gio Gonzalez pitcht Spiel 1, Miley Spiel 2. Chacin wäre erst in Spiel 3 eine Option, könnte aber als Reliever in Spiel 1 fungieren.

Milwaukee Brewers: "Ahead of the Curve"

Die Brewers sind so etwas wie der feuchte Traum von MLB-Network-Moderator und Buchautor Brian Kenny, der in "Ahead of the Curve" von diesem extremen Ansatz des "Bullpennings" schwärmt. Counsell und Co. setzen ihn in die Tat um. Und speziell in kurzen Postseason-Serien scheint dieser Ansatz auch folgerichtig zu sein.

Die Dodgers - selbst recht fortschrittlich aufgestellt - setzen da eher auf den traditionellen Ansatz mit klaren Starting Pitchern. Doch sie können es sich auch leisten, verfügen sie doch über exzellente Optionen wie Clayton Kershaw (8 IP, 0 ER in Spiel 2 gegen Atlanta) oder Hyun-Jin Ryu (7 IP, 0 ER in Spiel 1 gegen Atlanta), deren Starts in der NLDS schon fast die halbe Miete waren.

NLCS 2018: Brewers vs. Dodgers - Starting Pitcher

SpielStarter BrewersStarter Dodgers
1Gio Gonzalez (Linkshänder)Clayton Kershaw (L)
2Wade Miley (L)Hyun-Jin Ryu (L)
3TBAWalker Buehler (Rechtshänder)
4TBARich Hill (L)

Spannend wird in erster Linie das Duell der Dodgers-Offense gegen das Pitching der Brewers, das Dodgers-Manager Dave Roberts ein "Schachspiel" nannte. Die Brewers setzen mit Bedacht auf zwei Linkshänder zum Start. Das hat zur Folge, dass Los Angeles mit David Freese an der ersten Base beginnt - nicht etwa Max Muncy, der deutlich mehr Power mitbringt, aber gegen Lefties schlechter schlägt.

Zudem nimmt man damit theoretisch auch Outfielder Yasiel Puig aus dem Spiel, der trotz seines rechtshändigen Schlags gegen Lefties nur .209 schlägt, gegen Rechtshänder aber .297. Die Alternative heißt Matt Kemp (.273 gegen Lefties mit 11 HR), dessen Formkurve aber in der zweiten Saisonhälfte generell gen Süden ging.

Craig Counsell gefällt Matchup gegen Dodgers

"Wir mögen das Matchup gegen ihr Lineup", sagte Counsell: "Es ist kein Geheimnis, dass wir unser Pitching etwas anders nutzen werden als die Traditionalisten das mögen. Und demzufolge gefiel uns das Matchup mit Gio auf dem Mound am besten. Wir wollen von Gio, dass er rausgeht und ganz viele Outs fabriziert. Wie viele genau, werden wir dann sehen."

Die Brewers verzichten also in den ersten beiden Spielen absichtlich auf ihren wohl besten Starter (Chacin), um die Dodgers dazu zu zwingen, ein vermeintlich insgesamt schwächeres Lineup zu stellen. Hochspannend!

NLCS 2018: Brewers vs. Dodgers live auf DAZN

DatumUhrzeitSpiel
Samstag, 13. Oktober2.09 UhrMilwaukee Brewers - Los Angeles Dodgers (Spiel 1)
Samstag, 13. Oktober22.09 UhrMilwaukee Brewers - Los Angeles Dodgers (Spiel 2)
Dienstag, 16. Oktober1.39 UhrLos Angeles Dodgers - Milwaukee Brewers (Spiel 3)
Mittwoch, 17. Oktober3.09 UhrLos Angeles Dodgers - Milwaukee Brewers (Spiel 4)
Mittwoch, 17. Oktober23.05 UhrLos Angeles Dodgers - Milwaukee Brewers (Spiel 5)
Samstag, 20. Oktober2.39 UhrMilwaukee Brewers - Los Angeles Dodgers (Spiel 6, falls nötig)
Sonntag, 21. Oktober3.09 UhrMilwaukee Brewers - Los Angeles Dodgers (Spiel 7, falls nötig)

Alternativ aber haben auch die Dodgers etwas im Taktik-Kescher: Sie werden mindestens einen starken rechtshändigen Hitter auf der Bank platzieren, um ihn spät im Spiel auf Super-Linkshänder Josh Hader loszulassen. Obgleich Hader - wie eigentlich alle Reliever der Crew - nicht unbedingt sonderlich anfällig in Sachen Lefty-Righty-Splits sind.

Doch egal, wer da nun gegen wen besser oder schlechter aussieht, gilt für Roberts vor allem: "Egal wie gut ein Pen ist, je mehr Innings er arbeiten muss, desto besser ist das für uns."

Auf der anderen Seite stellen sich den Dodgers gleich mehrere große Herausforderungen. Da wäre zum einen die Offense der Brewers, die vielleicht nicht hochklassig ist, aber gerade an der Spitze sehr dynamisch daherkommt.

Milwaukee Brewers: Christian Yelich kaum zu stoppen

Allen voran Christian Yelich ist dieser Tage kaum auszumachen. Er brachte es in dieser Postseason - sehr kleine Sample Size! - auf eine 1.196 OPS. Nur Max Muncy war bislang besser. Dritter in der NL-Liste? Travis Shaw, der dank der Ankunft von Third Baseman Mike Moustakas an der zweiten Base agiert und damit Jonathan Schoop auf die Bank verbannt, von wo er spät im Spiel aber immer noch Schaden anrichten kann, schließlich erfordern die zahlreichen Pitcher-Wechsel auch einige Pinch-Hitter.

Zum anderen ist zumindest unterschwellig immer noch Skepsis dabei, was Kershaw in den Playoffs betrifft. Sein Gala-Auftritt gegen Atlanta war das erste Mal überhaupt, dass er acht Innings in der Postseason gepitcht hat. Und seine bisherigen Resultate waren eher überschaubar, obwohl er eine positive Bilanz (8-7) aufweist. Kann er den positiven Trend fortsetzen oder verfällt er in alte Muster?

Und wie gravierend wird es für Ryu in Spiel 2 sein, dass er auswärts antritt? Im Dodger Stadium überragte er dieses Jahr in 54 2/3 Innings mit einem 1.15 ERA (.229 wOBA). Auswärts hingegen war er eher solide (27 2/3 IP, 3.58 ERA, .339 wOBA). Wird es also zum Nachteil, dass er vermutlich gar nicht daheim in dieser Serie auftreten wird? Lohnt sich das überhaupt, zumal ein Yelich gegen Lefties stark ist (.338 Avg.)?

Beide Teams sind nah beieinander, auch wenn sie völlig unterschiedliche Stärken besitzen. Die Dodgers setzen auf traditionell gutes Starting Pitching und enorme Kadertiefe, die Brewers wiederum konzentrieren sich auf ein paar Leuchttürme in der Offense wie Yelich, Cain oder auch Ryan Braun und setzen aufs Bellpenning.

Roberts hat also Recht, wenn er von einem Schachspiel spricht. Es wird auf Kleinigkeiten ankommen und Details entscheiden darüber, wer den Sprung in die World Series schafft.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.