Max Kepler geht bei den Minnesota Twins in seine vierte volle Saison in der MLB. Im Interview mit SPOX und DAZN spricht der 26-Jährige über seine Vertragsverlängerung, neue und alte Teamkollegen sowie die Chancen seines Teams im neuen Jahr.
Ferner gibt Kepler Einblick in seine Freizeitgestaltung, spricht über seine potenziell neue Rolle und räumt mit einem Gerücht auf.
Herr Kepler, wie geht es Ihnen kurz vor Saisonstart, jetzt da das Spring Training hinter Ihnen liegt?
Max Kepler: Mir geht's super. Ich bin gesund und munter. Die Mannschaft sieht richtig gut aus. Wir haben ein paar neue Spieler, aber jeder versteht sich. Bis jetzt ist soweit alles gut.
Das hört man doch gerne! Mir ist aufgefallen, dass Sie zuletzt häufiger Lead-Off, also an Schlagposition 1, geschlagen haben. Ist das nur eine Maßnahme fürs Spring Training oder könnten wir das auch in der Regular Season sehen?
Kepler: Das könnte auch am Anfang der Saison so sein. Das letzte Mal, dass ich während der Saison an der 1 geschlagen habe, war glaube ich 2012. Aber es hat sich dadurch nicht richtig was verändert. Ich muss eben gute At-Bats zusammenbringen, gute Pitches sehen, damit ich, falls ich nicht die erste Base erreiche, in den Dugout gehen und den Mitspielern berichten kann, was der Pitcher wirft. Aber ich als Schlagmann verändere mich dadurch nicht.
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Datum | Uhrzeit | Spiel | Übertragung |
Donnerstag, 28. März | 21.10 Uhr | Minnesota Twins - Cleveland Indians | SPOX |
Wie sieht denn ein typischer Tag im Spring Training aus?
Kepler: Ich stehe zwischen 6.30 und 7 Uhr auf, fahre zum Platz, frühstücke, mache Dehnübungen, trainiere vielleicht ein wenig im Fitnessstudio, dann ist Batting Practice, anschließend gibt es das Team-Stretching, man macht sich also zusammen warm. Es folgen Wurfübungen und Spielsituationen mit Würfen an die Bases inklusive Cut-Offs und Relays. Dann ist eine knapp zweistündige Pause, zum Beispiel zum Mittagessen, und daraufhin ist jeweils ein Spiel. Danach ist Schluss für den Tag.
Wenn Sie das nun mit einem normalen Spieltag in der Regular Season vergleichen, was sind da die Unterschiede?
Kepler: Nur, dass man im Spring Training früher am Platz sein muss. Während der Saison bin ich eher zwischen 13 und 14 Uhr da und komme eben später nach Hause. Im Spring Training konzentriert sich alles auf den Mittag.
Sie haben ja bereits angesprochen, dass Sie nun einige neue Teamkollegen bekommen haben. Aber lassen Sie uns doch kurz über einen alten Teamkollegen reden: Joe Mauer. Er hat seine Karriere beendet. Können Sie beschreiben, welche Bedeutung er für das Team gehabt hat?
Max Kepler: Joe Mauer "das Idol im Baseball"
Kepler: Für mich war er das Idol im Baseball. Ich habe immer zu ihm aufgeschaut. Wenn ich Hilfe brauchte und mit ihm über Baseball reden wollte, hat er mir immer die richtigen Dinge gesagt. Er hat mir Tipps gegeben, wie man sich am besten auf ein Spiel vorbereitet. Hat mir gezeigt, wie man auf ein schlechtes Spiel reagiert. Und die ersten paar Wochen ohne ihn im Clubhouse waren schon ein komisches Gefühl. Er war eben unser Leader.
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Hat sich denn bereits ein Nachfolger herauskristallisiert?
Kepler: Jetzt ist es eben so, dass jeder auf einen anderen Teamkameraden schaut in der Mannschaft. Aber Nelson Cruz ist der älteste, die meisten würden also zu ihm schauen. Aber insgesamt rückt eben jeder ein bisschen enger zusammen. Grundsätzlich aber ist es schon schade, dass Mauer gehen musste. Aber er hatte eine richtig gute Karriere und ich bin dankbar, dass ich sein Kamerad sein durfte.
Eine weitere größere Veränderung war, dass Ihr Manager nun nicht mehr Paul Molitor, sondern Rocco Baldelli heißt. Wie ist Ihr erster Eindruck von ihm?
Kepler: Er ist ein cooler Typ. Sehr entspannt und er versteht das Spiel sehr gut. Er versteht sich auch sehr gut mit jedem Spieler, wobei er natürlich gerade nicht allzu viel Zeit hat, viel mit jedem persönlich zu reden, weil im Spring Training sehr viele Spieler dabei sind und er eben auf jeden zugehen muss. Aber ich glaube, dass ich ihn während der Saison noch besser kennenlernen werde.
Kepler sieht gute Zukunft für Rimmel bei den Twins
Glauben Sie, es könnte für Sie persönlich ein Vorteil sein, dass Baldelli früher wie Sie auch im Outfield gespielt hat? Molitor war ja Infielder.
Kepler: Auf jeden Fall. Ich meine, ich freue mich, dass er hier ist. Ich glaube, dass geht hier jedem so. Ich freue mich darauf, ihn in den kommenden Wochen noch viel besser kennenzulernen. Und dass er Outfielder war kann helfen - ich will schließlich viel von ihm lernen.
In der Twins-Organisation spielt mittlerweile mit Niklas Rimmel ein weiterer Deutscher. Haben Sie zu ihm schon Kontakt gehabt oder verfolgen seine Karriere ein wenig?
Kepler: Ja. Wir haben uns letztens getroffen und sind essen gegangen. Wir waren am Strand. Es war das erste Mal, dass wir uns getroffen und kennengelernt haben. Er war im letzten Jahr zwei Monate in der GCL (die Golf Coast League, die unterste Stufe der Minor Leagues, Anm. d. Red.), also im Rookie-Ball aktiv. Da konnte ich ihn nicht treffen, denn das war mitten in der Saison. Er ist ein guter Junge. Er ist stark und ich denke, er hat eine gute Zukunft mit den Twins.
In den Minor Leagues gibt es noch ein paar andere Deutsche mit Sven Schueller und Markus Solbach bei den Los Angeles Dodgers. Haben Sie zu denen Kontakt, also kennen Sie sie persönlich?
Kepler: Mit Markus habe ich ziemlich guten Kontakt. Ich habe ihn in Australien besucht, als er den MVP-Award gewonnen hat. Mit Schueller habe ich weniger Kontakt. Aber ich versuche natürlich die Karrieren der beiden zu verfolgen.
Kommen wir zum derzeit größten Thema in der MLB: Wie war Ihre Reaktion auf den Mega-Vertrag von Mike Trout?
Kepler: Ich freu mich für ihn. Es ist ein Superdeal!
Es war also nicht so, dass Sie etwa geschockt gewesen wären?
Kepler: Nein. Wir haben in den letzten zwei, drei Wochen im Clubhouse darüber gesprochen, was er jetzt bekommen wird - ob er 400 Millionen bekommt oder mehr. Und nun fragt man sich halt, was Mookie Betts kriegen wird, denn jeder will halt mehr als der andere. Aber es ist eben schon krass. Es ist ziemlich viel Kohle. Aber dann vergleicht man sich mit den Fußballspielern und denkt sich: "Die machen noch mehr." Aber es ist auf jeden Fall sehr viel. Ich freu mich für ihn.
Sie selbst haben vor ein paar Wochen einen neuen Fünfjahresvertrag unterschrieben - herzlichen Glückwunsch dazu erstmal!
Kepler: Danke!
Gibt Ihnen das jetzt mehr Ruhe, weil Sie wissen, dass Sie nun langfristig planen können? Oder schafft das auch etwas mehr Druck, weil Sie jetzt vielleicht beweisen müssen, das Geld wert zu sein?
Max Kepler: Neuer Vertrag - "freue mich für meine Familie"
Kepler: Es verleiht mir vor allem Sicherheit. Vielleicht auch ein bisschen Ruhe. Aber an meinem Spiel verändert sich nichts. Ich werde jeden Tag mit derselben Energie ins Spiel gehen wie bisher auch, wenn nicht sogar mehr arbeiten. Und ich freue mich für meine Familie, dass ich den Vertrag unterschreiben durfte, weil ich für sie jetzt ihr Leben einfacher machen will.
Nun sind Sie frühestens 2024 oder 2025 Free Agent (bei gezogener Option seitens der Twins, Anm. d. Red.). Hatten die aktuellen Schwierigkeiten auf dem Free-Agent-Markt Einfluss darauf, dass Sie jetzt schon unterschrieben haben, anstatt erst in ein, zwei Jahren? Denn momentan ist es ja so, dass viele Spieler eher Probleme haben, Verträge zu kriegen.
Kepler: Ja, es sind jetzt immer noch viele Free Agents auf dem Markt. Und das sind nicht nur Minor-League-Spieler, sondern erfahrene Big Leager, die schon viel Zeit in der Liga verbracht haben. Das hat schon eine Rolle gespielt, dass ich jetzt unterschrieben habe. Aber ich will eben solange ich kann Baseball spielen. Und mir ist die Kohle nicht so wichtig. Und wie ich schon auf der Pressekonferenz gesagt habe: 500.000 Dollar, das Minimum, das man hier in der Liga verdient, bedeutet bereits ein Superleben. Ich will nur viele Spiele gewinnen und mich weiter verbessern. Ich habe mit meinem Agenten gesprochen und er meinte auch, dass es ein guter Deal sei. Und er sagte: "Wenn du die nächsten fünf Jahre gut spielst, kannst du noch einen Vertrag unterschreiben, weil du noch jung bist."
Es gibt jetzt eine Partnerschaft zwischen der MLB und der unabhängigen Atlantic League. Dabei sollen Regelanpassungen getestet werden. Zum Beispiel soll ein "Robo Ump" getestet werden, also eine technische Hilfe für Umpire, um Balls und Strikes zu erkennen. Was halten Sie von dieser Idee?
Kepler: Davon habe ich noch nichts gehört. Aber ich finde, das wäre den Umpires gegenüber nicht fair. Ich finde das nicht gut. Jeder macht Fehler, auch wenn es die Umpires sind. Wenn in der Strikezone keine Fehler gemacht werden, dann ist das Spiel nicht mehr so interessant. Ich rege mich auch manchmal über die Umpires hinter der Platte auf, aber ich finde, einen "Roboter" ins Spiel zu bringen, wäre jetzt ein bisschen komisch.
Kepler: Defensive Shifts regen vor allem den Pitcher auf
Zudem wird ja schon länger über ein Verbot für Defensive Shifts diskutiert. Wie stehen Sie dazu?
Kepler: Also für mich spielen die meisten Mannschaften immer einen Pull-Shift, also drei Spielen auf der rechten Seite und der Third Baseman spielt gewissermaßen Shortstop. Aber das können sie ruhig machen, dann lege ich eben einen Bunt hin. Das kommt natürlich auf das jeweilige Team und dessen Tendenzen an. Aber ich finde, dass die meisten Extreme-Shifts vor allem den Pitcher aufregen. Wenn dann ein fehlgeschlagener Ball genau da hin rollt, wo normalerweise einer gestanden hätte, ist das ein Basehit. Dann tut die Abwehr eben dem Pitcher ein bisschen weh.
Schauen wir mal auf die Twins. 2017 waren Sie in den Playoffs, letzte Saison lief es dann nicht ganz so gut. Woran lag es Ihrer Meinung nach?
Kepler: Im Juni hatten wir glaube ich ein bisschen Stress. Wir haben ein paar Spieler verloren, die getradet wurden. Dadurch ist die Mannschaft eine Zeitlang etwas auseinandergefallen. Aber im Vergleich zu 2016 etwa war es keine so schlechte Saison. Zum Schluss haben wir uns wieder verbessert, hatten eine recht junge Mannschaft, haben ziemlich gut gespielt und gut mitgehalten. Auf der zweiten Saisonhälfte können wir aufbauen. Gerade die zweite Hälfte war sehr gut und wenn wir das jetzt zusammenbringen, könnte diese Saison richtig gut werden.
Wie bewerten Sie Ihre persönliche Leistung im letzten Jahr?
Kepler: Ich habe jetzt an meinem Schwung ein bisschen was verändert. Ich habe viele Flyballs geschlagen und habe von einem Reporter erfahren, dass ich den niedrigsten Schlagdurchschnitt bei "Balls in Play" hatte, was heißt, dass ich sehr viel Kontakt hergestellt habe, aber nicht viel auf Base gekommen bin. In den Jahren davor wiederum hatte ich sehr viele Groundouts. Und jetzt muss ich eben die Balance finden, um mehr Line Drives zu schlagen, also Bälle quasi auf einer Regenbogenlinie schlagen. Aber generell will ich so viel Kontakt herstellen wie ich kann. Insgesamt war es für mich ein Schritt vorwärts, aber die Resultate waren nicht ganz so gut. Es ist eben Baseball und Baseball ist schwierig. Aber mit dem richtigen Plan, mental stark zu bleiben, werde ich mich weiter verbessern in diesem Jahr.
Wer ist denn Ihr Favorit in dieser Saison in der American League Central und generell der AL?
gettyFavorit für Max Kepler? "Die Twins!"
Kepler: Die Twins! (lacht)
Logisch. Wer auch sonst?
Kepler: Wenn jeder gesund bleibt, eine positive Einstellung an den Tag legt und die Mannschaft zusammenhält, haben wir eine richtig gute Chance.
Was machen Sie eigentlich in Ihrer Freizeit?
Kepler: In der Offseason reise ich gerne, verbringe viel Zeit mit meiner Familie und war auch jetzt eineinhalb Monate in Deutschland, in Berlin. Aber während der Saison ruhe ich mich aus und mache nicht so viel in der Freizeit.
Verfolgen Sie denn auch andere Sportarten?
Kepler: Fußball!
Und Ihr Lieblingsklub ist der BVB - hatte ich gelesen ...
Kepler: Nein, das ist die Lieblingsmannschaft von meinem Vater. Ich bin Hertha-Fan.
Verfolgen Sie auch die Teams in Minnesota?
Kepler: Ja auch. Zu einem Vikings-Spiel bin ich schon mal eingeladen worden. Das Stadion ist richtig cool. Zum Hockey-Spiel war ich noch nicht dabei, Basketball schaue ich auch sehr gerne. Zudem gibt es hier eine neue Fußballmannschaft, Minnesota FC, bei denen würde ich gern mal zuschauen in der Zukunft.
Werden Sie eigentlich auf der Straße erkannt in Minnesota?
Kepler: Hier und da. Es ist jetzt nicht so extrem, aber ab und zu schon.
Wenn Sie nicht Baseballspieler geworden wären, was wären Sie dann geworden?
Kepler: Fußballer.
Vielen Dank fürs Gespräch.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.